Natürlich, aber nicht trivial
Bereits zum vierten Mal fand die Auszeichnung herausragender Holzbauten in Wien, wienwood, statt. proHolz Austria verlieh den Preis gemeinsam mit der Stadt Wien und mit Unterstützung der Wiener Städtischen Versicherung. Eine Fachjury kürte vier Preisträgerinnen und Preisträger und vergab zusätzlich einen Sonderpreis.

Die prämierten Projekte zeigen, dass Holz mit größerer Selbstverständlichkeit im städtischen Bauen eingesetzt wird – nicht nur als Gestaltungselement an der Fassade, sondern zunehmend auch als tragender Baustoff. Die Spannweite der Einreichungen für den Preis reichte von kleinen Gartenhäusern über große Wohnanlagen bis hin zu einem Klinikneubau.
In der vor der Preisverleihung anberaumten Diskussion sprachen Teilnehmende aus städtischen Bau- und Technikbehörden, Beiräten für Grundstücke, Vertreterinnen und Vertreter gemeinnütziger Wohnbaugesellschaften sowie Fachleute aus dem Holzbau über Herausforderungen und Zukunft des Holzbaus.
Die Wahl des Materials
Bei aller Begeisterung für das Baumaterial gab es aber auch den Hinweis, dass die Wahl des Materials sich grundlegend an der Verwendung ausrichten muss. Die gezielte Nutzung der Vorteile des Baustoffs, wie etwa kurzer Bauzeiten, sowie der Einsatz an den jeweils passenden Stellen sind entscheidend – Holz ist nicht in allen Bereichen die ideale Wahl.
Es gab Kritik an den langen Vorlaufzeiten für Baugenehmigungen. Ziel sollte sein, ein Baubewilligungsverfahren innerhalb von sechs Monaten abzuschließen. Als weiterer wichtiger Punkt wurde die Forderung nach leistbarem Wohnraum genannt. Oft entstehen derzeit noch Diskussionen bezüglich höherer Kosten im Holzbau verglichen mit traditioneller Bauweise. Eine stärkere Transparenz über die tatsächlichen Kosten ist notwendig. Zudem sei es schon in der Planungsphase möglich, mehr Einsparungen zu erwirken. Auch auf die vermehrte Verwendung vorgefertigter Module wurde verwiesen.
Raum für Dialog
Austauschformate schaffen Raum für den Dialog zwischen Planerinnen und Planern, um Herausforderungen zu diskutieren und erfolgreiche Lösungsansätze weiterzugeben. Damit der Holzbau weiter an Qualität gewinnt, ist es wichtig, dass Fachleute ihr Wissen weitergeben – der Baustoff verlangt spezielles Know-how. Um Expertise breit verfügbar zu machen, wurden die Holzbauberatung, Webinare und weitere Wissensangebote eingerichtet.
Auch in der ökologischen Diskussion lohnt sich ein genauerer Blick. Holz ist zwar ein nachwachsender Rohstoff, doch Monokulturen für Holzproduktion haben wenig mit natürlichen Wäldern zu tun, und durch die Forstwirtschaft sind alte, unberührte Wälder nur noch selten vorhanden. Holz ist zwar Natur, eignet sich aber genau deswegen nicht dafür, als „normales“ verfügbares Material betrachtet zu werden, wie unbelebte Baustoffe.
Die Preisträger
Als Preisträger wählte die Jury „Woody M“ von Freimüller-Söllinger Architektur, eine Wohnanlage mit 85 Mietwohnungen im 12. Wiener Gemeindebezirk. Sie steht auf einem mineralischen Sockel mit Supermarkt, Lagerflächen und Tiefgarage. Vier quer zur bestehenden Bebauung angeordnete Baukörper schaffen neue Blickachsen. Die fünf- bis sechsgeschossigen Häuser sind in Brettsperrholzbauweise ausgeführt, ergänzt durch vorgestellte Betonbalkone und Laubengänge. Holzsichtige Decken, eine Raumhöhe von 2,7 Metern sowie variierende Deckenstärken tragen zur Wohnqualität und Materialeffizienz bei. Den Brandschutz gewährleisten vorstehende Fensterschürzen anstelle klassischer Bleche.
Ein weiterer Preisträger ist „Villa Minimale“ von Clemens Kirsch Architekten. Das Kleingartenhaus ist vollständig in Holzbauweise ausgeführt. Vier Holzboxen aus Brettsperrholz gruppieren sich um ein zentrales Atrium, das Dach ist als gefaltetes Pultdach ausgebildet. Innen sind die Flächen mit weiß lasierten Sperrholzplatten aus Seekiefer verkleidet, außen schützt eine hinterlüftete Fassade aus unterschiedlich breiten Lärchenholzlatten.
Auch die Trainingsschwimmhalle Großfeldsiedlung mit Holzlattenfassade, verglastem Obergeschoss und auskragenden Dachscheibe von Architekten erhielt einen Preis. Das Bad ist in ökologischer Bauweise ausgeführt. Es wurde im Zuge der Bäderstrategie 2030, die auch andere Bäder aus den1980er-Jahren restauriert, saniert und erweitert.
Der Neubau hebt sich mit seiner Holzlattenfassade, dem verglasten Obergeschoss und einer auskragenden Dachscheibe deutlich vom Bestand ab. Zwei Brücken verbinden Alt- und Neubau. Ein schlankes Holztragwerk aus Brettschichtholzstützen, weitspannenden Trägern und einem Dach aus Brettsperrholz trägt die knapp 6 Meter hohe neue Schwimmhalle. Mit demselben Konzept wird auch das Bad in Simmering erweitert, ein Modell, das sich laut Jury für weitere Standorte eignet.
Weiterer Preisträger ist die Waldorf-Schule mit Turnhalle in Wien Mauer von Dietrich Untertrifaller Architekten und Andi Breuss. Das Gelände umfasst zwei historische Baukörper, ein teilweise rückgebautes Herrenhaus und einen ergänzenden Neubau. Innenräume und Wände sind überwiegend aus Holz und Lehm gestaltet. Neu- und Altbau werden durch ein einheitliches Dach verbunden. Die halb in die Erde eingegrabene Turnhalle trägt die darüber liegenden Klassenräume. Das Tragwerk koppelt die Rippenplattendecke der Halle mit der Hohlkastendecke der Klassenräume über die Mittelwand und schafft so eine zug- und druckfeste, hölzerne Konstruktion.
Sonderpreis
Den Sonderpreis erhielt SchloR schöner Leben, ein kollektives Betriebs- und Wohngemeinschaftsprojekt von Gabu Heindl Architektur. Es ist nach dem Prinzip des Mietshäuser Syndikats umgesetzt und in Holz-Lehm-Bauweise errichtet. Holz wird hier gezielt für Selbstbau und gemeinschaftliches Arbeiten genutzt, Mitbestimmung und professionelle Gestaltung verbinden sich. Das Projekt macht deutlich, wie Mut und Zusammenarbeit innovative Wohnformen schaffen. Zudem wird im Gesamtkonzept ersichtlich, dass ein Umdenken nicht nur auf Ebene des Materialeinsatzes stattfindet, sondern grundsätzlich Gesellschaft und Wohnformen miteinander in Verbindung stehen.
Anerkennungspreise gingen an Markus Pernthaler Architekten (allgemeine psychiatrische Abteilung Klinik Wien Ottakring), Schluder Architekten (Sport und Fun Halle Leopoldstadt) und sandbichler architekten (Haus P).