Spitzenzeiten und Spitzenlösungen für Energieoptimierung?
Die Sommerausgabe des energytalks rückte die aktuellen Herausforderungen der Energieverteilung und -nutzung in den Fokus und zeigte zukunftsträchtige Lösungswege.

Unter dem Veranstaltungstitel „Spitzenzeiten, Spitzenlösungen – Wege zur Energieoptimierung“ folgten Interessierte und Fachbesucher*innen der Einladung nach Graz in die Open-Air-Location Aiola im Schloss. Bei Sommerwetter beleuchteten drei Experten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln: von der Gebäudetechnik über das Verteilnetz bis hin zu KI-gestütztem Energiemanagement auf Unternehmensebene – und präsentierten mitunter konkrete Ansätze, wie sich Effizienzpotenziale heben lassen.
Energie auf Reha

„Von erneuerbaren Energien bis zur Digitalisierung zwingt uns die Energiewende in allen Bereichen, neue Wege einzuschlagen“, betonen die Veranstalter Robert Pichler (TBH Ingenieur) und Johannes Huber-Grabenwarter (Odörfer Haustechnik). „Entscheidend ist, dass wir nicht beim Reden bleiben, sondern ins Handeln kommen. Die heutigen Vorträge haben die Vielschichtigkeit der Aufgabe eindrucksvoll verdeutlicht und zugleich gezeigt, dass wir sie nur gemeinschaftlich meistern können.“
Referent Tomas Kienzl (Haustechnik Planungsgesellschaft für Ver- und Entsorgungsanlagen) eröffnete den Abend mit Einblicken in den Neubau des AUVA-Rehabilitationszentrums Wien. Dort decken über 300 Geothermie-Tiefensonden und eine Photovoltaik-Gründachanlage einen Großteil des Energiebedarfs. Herzstück ist die dezentrale Warmwasserbereitung mit elektronisch geregelten Durchlauferhitzern, die die jährlichen Betriebskosten signifikant senkt.
„Die zentrale Warmwasserbereitung verursachte mehr als 80 Prozent Energieverluste. Die Umstellung auf dezentrale Systeme und der Einsatz elektronisch geregelter Durchlauferhitzer waren daher für uns zentrale Schritte“, erläuterte Kienzl.
Energie im Netz

© energytalk | Verena Pöschl
Im zweiten Vortrag zeigte Mario Leitner (Wiener Netze), wie das 30 000 Kilometer lange Verteilnetz für zwei Millionen Kund*innen schrittweise zum „Smart Grid“, einem intelligenten Stromnetz, ausgebaut wird.
Die Herausforderungen dabei: Zum einen verändert sich das klassische Lastprofil – früher klar vorhersehbare Spitzen werden diffuser. Zum anderen fließt Strom durch die Vielzahl privater Einspeiser*innen nicht mehr ausschließlich in eine Richtung, sondern bidirektional.
„Bei aller Digitalisierung und dem Zuwachs an Technik dürfen wir die Versorgungssicherheit nicht aus den Augen verlieren. Die Bevölkerung verlässt sich darauf – sie muss jederzeit gewährleistet sein“, betont Leitner.
Energie managen mit KI

Zum Abschluss veranschaulichte Dominik Kohl, wie die electrify smart energy auf Basis KI-gestützter Prognosen aktives Energiemanagement betreibt.
„Wir erleben einen tiefgreifenden Wandel: 2018 waren negative Strompreise noch unbekannt, heute treten sie regelmäßig auf – ein klares Zeichen dafür, dass Erzeugung und Nachfrage zeitlich seltener übereinstimmen. So laden Elektrofahrzeuge auf Firmenparkplätzen meist am frühen Vormittag, wenn die Systemlast ihren ersten Höhepunkt erreicht, während zur Mittagszeit enorme Mengen an Photovoltaikstrom ins Netz strömen und kaum noch wirtschaftlichen Wert besitzen. Genau hier setzt intelligentes, vorausschauendes Management an: Mithilfe künstlicher Intelligenz prognostizieren wir Last- und Erzeugungsverläufe präzise und setzen Energie dort ein, wo sie im jeweiligen Moment den höchsten Nutzen bei geringsten Kosten erzielt“, erläuterte Kohl.
Am 8. Oktober lädt der energytalk zum Jahresfinale in die Alte Universität Graz. Im Mittelpunkt stehen die Potenziale der Künstlichen Intelligenz, insbesondere im Bereich der Architektur.