Konjunktur

Wie die Tischler-Branche ins zweite Halbjahr geht

Nach über zwei Jahren wirtschaftlicher Unsicherheit zeigen sich in weiten Teilen des österreichischen Gewerbes und Handwerks erste Anzeichen einer Stabilisierung – auch für die Tischlerbranche.

Dies ist das Fazit der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, die gemeinsam mit der KMU Forschung Austria im Juli 2025 aktuelle Konjunkturdaten präsentierte. Während sich manche Branchen noch immer deutlich unter dem Vorjahresniveau bewegen, ist bei den Tischlereien Erholung in Sicht – auch wenn die Entwicklung regional und nach Geschäftsfeld differenziert bleibt.

Erstes Quartal: Rückgänge deutlich abgeflacht

Im Vergleich zu den starken Einbrüchen der Vorjahre hat sich die Auftragslage im ersten Quartal 2025 etwas stabilisiert. Der nominelle Rückgang bei den Auftragseingängen betrug 0,8 Prozent – ein deutlich geringeres Minus als im Vergleichsquartal 2024 mit minus 5,0 Prozent. Preisbereinigt ergibt sich ein reales Minus von 3,2 Prozent.

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Differenziert nach Geschäftsfeldern zeigt sich folgendes Bild: In der Herstellung von Möbeln meldeten 17 Prozent der Betriebe Zuwächse, im Bereich Althaussanierung und Reparatur sogar 21 Prozent. Rückgänge waren vor allem in der Bautischlerei (28 Prozent der Betriebe) sowie im Objektmöbelbau und in der Gastronomieausstattung zu verzeichnen.

Zweites Quartal: Stimmung leicht gedämpft

Im zweiten Quartal 2025 beurteilten 28 Prozent der Tischlerbetriebe ihre Geschäftslage als gut, 40 Prozent als saisonüblich, 32 Prozent als schlecht. Damit ergibt sich ein Saldo von –4 Prozentpunkten – eine Verschlechterung gegenüber dem Vorquartal, in dem die positiven Bewertungen noch überwogen hatten.

Der durchschnittliche Auftragsbestand stieg im Jahresvergleich leicht an und lag zuletzt bei 11,6 Wochen – ein Zuwachs von 2,5 Prozent. Rund 36 Prozent der Betriebe verfügten über eine Auslastung von zehn bis 19 Wochen, weitere 39 Prozent hatten fünf bis neun Wochen im Auftragsbuch. Nur zwei Prozent meldeten keinerlei Aufträge.

Ausblick auf das dritte Quartal: abwartende Haltung überwiegt

Die Erwartungshaltung der Branche ist vorsichtig: 14 Prozent der Tischlereien rechnen im dritten Quartal mit einem Auftragsplus, 69 Prozent mit stabilen Verhältnissen, 17 Prozent mit Rückgängen. Der Erwartungssaldo liegt somit bei –3 Prozentpunkten – damit entspricht er dem Niveau des Vorquartals, zeigt aber eine leichte Erholung gegenüber dem Vergleichsquartal 2024, das noch bei –7 Prozentpunkten lag.

Im Möbelbereich sind die Erwartungen etwas optimistischer: 23 Prozent der Betriebe erwarten hier ein Plus, nur 14 Prozent rechnen mit Rückgängen. Deutlich verhaltener zeigt sich die Stimmung im Objektmöbelbau, wo 88 Prozent von gleichbleibenden Aufträgen ausgehen.

Tabelle der Tischler Konjunktur 2025 der KMU Forschung Austria
(C) KMU Forschung Austria

Fachkräftebedarf steigt, aber Personalplanung bleibt verhalten

Trotz des unsicheren konjunkturellen Umfelds plant fast ein Fünftel der Betriebe, zusätzliche Mitarbeiter*innen einzustellen. Nur sechs Prozent der Unternehmen wollen ihren Beschäftigtenstand reduzieren. Im Durchschnitt ergibt sich ein geplanter Personalzuwachs von 2,8 Prozent – etwas weniger als im Vorjahr, aber weiterhin ein beachtliches Niveau.

Manfred Denk: Tischler*innen als Teil der Lösung – nicht nur am Bau

Manfred Denk, seit Juni 2025 Obmann der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, sieht die Tischler*innen als wichtigen Bestandteil der wirtschaftlichen Erholung. Bei der Pressekonferenz betonte er die Bedeutung des Bauwesens als Konjunkturlokomotive. Der positive Trend bei Bauinvestitionen – begünstigt durch das Auslaufen der KIM-Verordnung und sinkende Zinsen – wirke sich mittelfristig auf viele handwerkliche Gewerke aus, darunter auch auf die Holzverarbeitung.

„Unsere Betriebe sind die Umsetzer der ökologischen Wende“, erklärte Manfred Denk. Die Tischlereien spielten eine Schlüsselrolle, wenn es um nachhaltige Raumlösungen, Innenausbau mit ökologischen Materialien oder Sanierungsprojekte gehe. Für den Aufschwung brauche es jedoch eine verlässliche Förderpolitik und praktikable Rahmenbedingungen. Denk warnte davor, neue Vorschriften und Auflagen auf den Rücken der Betriebe abzuwälzen. „Mit noch mehr Auflagen und Verboten werden wir die Konjunktur nicht voranbringen“, sagte er wörtlich.

Erholung in Sicht – aber kein Selbstläufer

Für die Tischlereien in Österreich bleibt das konjunkturelle Umfeld herausfordernd. Die rückläufigen Auftragseingänge haben sich verlangsamt, die Auslastung ist stabil, und die Personalplanung zeigt moderate Zuversicht. Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit bei Aufträgen und Rahmenbedingungen bestehen. Die Branche rechnet nicht mit einem raschen Aufschwung, sieht aber in der Kombination aus Baukonjunktur, Bildungsimpulsen und strukturellen Reformen eine realistische Chance auf nachhaltige Erholung.

Manfred Denk brachte es am Ende der Veranstaltung auf den Punkt: Für eine echte Frohbotschaft sei es noch zu früh. Aber es gebe Grund zur Hoffnung – und die Entwicklung sei ein „zartes Pflänzchen, das zu einem kräftigen Baum heranwachsen kann.“ (sb)

Quelle: KMU Forschung Austria / WKÖ – Konjunkturbeobachtung SHK, 2. Quartal 2025