Gelungene Renovierung

Kirche in neuem Glanz

Metallbau
10.05.2021

Von: Redaktion Metall
Der umstrittene Sakralbau am Georgenberg in Wien wurde 1979 geweiht und hat schon damals massiv polarisiert, 40 Jahre später wurde er nun zeitgemäß modernisiert.

Für die einen ist sie ein karger Betonbau, für die anderen eine faszinierend kompromisslose Großskulptur. Nach wie vor lockt die Wotrubakirche nicht nur Gläubige, sondern auch viele Kunst- und Architekturinteressierte nach Wien. Errichtet auf dem Georgenberg im Wiener Stadtteil Mauer bereitete der Aufstieg auf den Hügel den Mitgliedern der Kirchengemeinde sowie Besuchern Probleme. Um die Kirche für alle Menschen zugänglich zu machen, entstand der Wunsch nach einer barrierefreien Erschließung von Ober- und Unterkirche, außerdem sollte auch ein neuer Gemeindesaal in das Raumprogramm aufgenommen, dabei aber das Gesamtbild des ikonischen Bauwerks nicht gestört werden. Nach dreieinhalb Jahren zäher Verhandlungen konnte der Entwurf der Architekten formann2puschmann aus Wien schließlich überzeugen: In den Hang geschoben verschwinden die neuen Räume größtenteils im Hügel und behindern die Sichtbeziehungen zur Kirche nicht. Der neue gläserne Aufzug macht die Ober- und Unterkirche für alle Menschen leicht zugänglich. Als reduzierter Glaskörper integriert er sich zurückhaltend in das Außengelände. Der tageslichtdurchflutete Saal in der Unterkirche ergänzt den Erweiterungsbau und bietet Raum für das Gemeindeleben. 

Materialwahl entscheidend

Der gestalterische Bezug der Erweiterung zur Bestandskirche zeigt sich in der Materialwahl. Beton, Edelstahl, Glas und Lärchenholz bestimmen auch hier das Erscheinungsbild. Die in WU-Beton ausgeführte Sichtbetonkonstruktion hat nicht nur abdichtende Funktion, sondern trägt in heißen Sommern durch ihre hohe ­Speichermasse zur natürlichen und damit ressourcenschonenden Kühlung der unterirdischen Räume bei. In den Aufenthaltsbereichen sorgen Einbauten, Wandbekleidungen und Fußböden aus Lärchenholz für warme Farbtöne. In spannendem Kontrast zu den Holz- und Sichtbeton- Oberflächen stehen die Glas- und Edelstahlflächen von Aufzug und Fassade. Die filigranen Profile aus nichtrostendem Stahl verleihen der 3-fach verglasten Fassade zurückhaltende Eleganz. Trotz deutlich gestiegener Wärmeschutzanforderungen konnte bei der Verglasung ein Profilsystem eingesetzt werden, das mit nur 70 mm Ansichtbreite dem der Bestandsverglasung in der Wotrubakirche entspricht.

100 Prozent recycelbar

Das thermisch getrennte Edelstahl-Profilsystem setzt anstelle von Kunststoffisolatoren auf eine fachwerkträgerartige Metallverbindung und ist dadurch sortenrein trennbar. 100 prozentige  Recycelbarkeit, Langlebigkeit und Wartungsfreiheit des Werkstoffs tragen zur Nachhaltigkeit bei. (uw)

Ein neuer Gemeindesaal wurde der Wotrubakirche angeschlossen.