Digitaler Zwilling

Wo Effizienz viel Energie sparen hilft

Gießereitechnik
02.05.2023

 
Aluminium und andere Leichtmetalle sind mit energieintensiven Prozessen in Herstellung und Verarbeitung verbunden. Die Energieeffizienz dieser Prozesse kann jedoch durch die Etablierung von Cyber-Physischen Systemen (CPS) erheblich verbessert werden.
Horizontal-Stranggießanlage

Bisher benötigt man langjährige Erfahrung und aufwändige Versuche, um die richtigen Prozessparameter zur Herstellung hochwertiger Bauteile zu finden. Mittels "digitaler Zwillinge" von Produktionsanlagen können diese Versuche nun bereits virtuell durchgeführt werden. Das spart Zeit und Energie - und es vermeidet gefährliche Arbeitsbedingungen beim Testen neuer Legierungen oder bei der Entwicklung neuer Prozesse.

Verbesserung von Prozessen als Ziel

Trotz der bereits verfügbaren Möglichkeiten zur Erstellung digitaler Zwillinge braucht es in der Leichtmetallindustrie jedoch ganzheitliche digitale Assistenzsysteme, die an innovative Prozesse und neue Legierungen angepasst werden können. Diese Assistenzsysteme müssen auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen abgestimmt sein, um eine tatsächliche Verbesserung der Prozesse zu erreichen.

Know-how-Bündelung

Genau darauf zielt das Projekt "opt1mus" (Open Process Twin Minding the USer 1st) ab. Das Konsortium unter Leitung des LKR Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen und mit den Partnern AIT Center for Technology Experience, HPI High Performance Industrietechnik und RISC Software (Abteilung Logistics Informatics) lässt interdisziplinäres, langjähriges Know-how sowie Erfahrungen aus der Praxis in die Entwicklung eines menschengerechten Cyberphysischen Systems (CPS) am Beispiel des horizontalen Aluminium-Stranggusses einfließen:

  • Um die Materialqualität von Aluminiumlegierungen in Simulationen genau vorhersagen zu können, sind speziell entwickelte Modelle erforderlich, die den physikalischen Eigenheiten dieser Legierungen gerecht werden. Das LKR Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen verfügt über umfassende Erfahrung entlang der gesamten Prozesskette – von der Legierungsentwicklung über Gieß- und Umformprozesse und Prototyping bis zum Recycling – und begleitenden Simulationen, die genau dies gewährleisten kann. Das Unternehmen HPI High Performance Industrietechnik GmbH, ein Partner des LKR, bringt langjährige Erfahrung im Bau von Stranggussanlagen ein.
  • Gleichzeitig benötigt es im Sinne von Industrie 5.0 Assistenzsysteme für Gießereien, die durch intelligente Vorschläge direkt am Human Machine Interface (HMI) der Produktionsanlage den Prozess einfacher und effizienter gestalten. Darüber hinaus soll direkt bei der Anwendung durch eine nachvollziehbare Präsentation von Systemvorschlägen die Möglichkeit geboten werden, selbst im Lauf der Zeit klüger ("smarter") zu werden. Um in Zukunft auch im industriellen Umfeld eine erweiterte, diversifizierte Anwendergruppe anzusprechen zu können, werden zudem notwendige Faktoren in der Gestaltung der User Experience (UX) evaluiert. Das AIT Center for Technology Experience entwickelt in einem Design-Prozess Konzepte dieser Interaktionslösungen.
  • Um fundierte Unterstützung für den komplexen Entscheidungsprozess in der täglichen Arbeit von Gießer*innen zu ermöglichen, ist die RISC Software GmbH als Forschungsinstitut zu Big Data, Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen mit dem Aufbau eines Advisorysystems betraut.

Gut für den Standort

Die Entwicklung eine flexiblen Cyber-physischen System sei für Österreich wichtig, um die Digitalisierung aller Produktionsprozesse der Zulieferbetriebe sicherzustellen, heißt es vonseiten des AIT. Hierfür wird das im Projekt "opt1mus" entwickelte CPS als Open-Source-Software frei zugänglich gemacht, und es wird auf die Möglichkeit zur Anpassung an andere Prozesse als den Strangguss geachtet. Auf diese Weise sollen österreichische Anlagenbauer und Produzenten Innovationen entwickeln können, die Ausschuss und CO2-Emissionen zu reduzieren helfen, und gleichzeitig durch digitale Assistenz menschengerechte Arbeit schaffen, so das Technologie-Institut.

David Blacher

Projektleiter David Blacher vom LKR Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen: "Im Projekt opt1mus legen wir den Fokus auf die Gießereifachleute. Wie können wir sie mit digitalen Methoden unterstützen, damit nicht nur die Energieeffizienz in Prozessen gesteigert werden kann, sondern auch die Interaktion mit der Maschine effizienter und sicherer wird? Dazu kombinieren wir die Prozesssimulation mit digitaler Assistenz und diversitäts-gerechtem Design."

Christian Bechinie

Die Optimierung von industriellen Produktionsprozessen mithilfe digitaler Assistenzsysteme sei nur durch einen auf Menschen fokussierten Designansatz möglich, erklärt Christian Bechinie, Experte für User Experience (UX) am AIT Center for Technology Experience. [gr]

Branchen
Metall