Glocken läuten wieder im Originalton

Restaurierung
07.04.2022

Von: Redaktion Metall
200 Jahre alte Kirchturmuhr wurde mit alten Handwerksmethoden rekonstruiert und schlägt nun wieder in den originalen Tönen.
Alte Glocke wurde restauriert.
Thomas Zelger von der Tiroler Edelschmiede hat mit Können und detektivischem Spürsinn den Originalzustand der Kirchturmuhr wiederhergestellt.

Im Glockendorf in Waidring in Tirol wurde eine 200 Jahre alte Kirchturmuhr mit der Hilfe zahlreicher einheimischer Handwerker restauriert. Bei einer Demontage verloren gegangene Teile wurden in traditioneller Handarbeit nachgebaut, die Glocken nach alten Verfahren nachgegossen. Jetzt schlägt die Uhr wieder im Originalton. "Vier Monate voller Versuche, Erfolge, Misserfolge und neuer Erkenntnisse liegen hinter uns. Das Resultat ist eine originalgetreu restaurierte Kirchturmglocke, deren Klang exakt dem Original entspricht", freut sich Thomas Zelger von der Tiroler Edelschmiede über die gelungene Arbeit im Glockendorf in Waidring in Tirol. Bei der Restaurierung fertigte er das Schlagwerk und den Schlaghammer sowie die Glockenaufhängung.

Mit detektivischem Spürsinn zum Ergebnis

"Wir haben gemeinsam mit Restaurateur Michael Neureiter die fehlenden Teile in detektivischer Kleinarbeit rekonstruiert und die Mechanik mit alten Handwerksmethoden wiederhergestellt", erzählt Thomas Zelger, Mitarbeiter der Tiroler Edelschmiede. Besagte Kirchturmuhr wurde im 2. Weltkrieg demontiert. Dabei sind einige Teile verloren gegangen. Es waren weder Pläne noch Zeichnungen von der originalen Kirchturmuhr vorhanden. "Google bzw. das Internet waren auch ratlos. Also mussten wir selber herausfinden, wie die fehlenden Teile hergestellt werden müssen, um möglichst originalgetreue Repliken zu schaffen", erinnert sich Zelger. Das Uhrwerk war glücklicherweise noch da, es war im Kirchturm liegen geblieben. Zelger sollte das Projekt ursprünglich nur begutachten – am Ende war er mit Leib und Seele dabei. Als Hilfestellung boten sich lediglich ähnliche Mechaniken an, die dann ohne moderne Technik und mit alten Verbindungen nachgebaut wurden.

Alte Handwerkstechniken für neuen Klang

Die mechanischen Teile wurden, um dem Anspruch der Originalität zu entsprechen, ohne Schweißen verbunden. "Wir haben mit Verschraubungen und Vernietungen gearbeitet. Ziel war, das Uhrwerk zum Laufen zu bringen – und zwar so exakt, dass die Uhr tatsächlich alle Viertelstunden und zu jeder vollen Stunde schlägt", berichtet Zelger. Davon abgesehen musste auch die Form genau stimmen, damit der Nachhall exakt 27 Sekunden beträgt. Die Tiroler Edelschmiede hat die gesamte Mechanik mit den Übersetzungen zu dem Projekt beigesteuert. Zudem hat Thomas Zelger auch noch die Glockenaufhängung ausgetüftelt.

Mit Teamwork zum Ziel

"Es war ein erhebender Augenblick, als die Glocke erstmals nach rund 80 Jahren wieder geschlagen hat. Jetzt ist sie wieder wie das Original. Auch die Oberflächen haben wir behandelt und künstlich gealtert. Ich bin schon sehr stolz auf unsere Arbeit", freut sich Zelger von der Tiroler Edelschmiede. Geleitet wurden die Restaurierungsarbeiten von Michael Neureiter, die Glocken wurden von Richard Foidl vom Verein Glockendorf nach alten Verfahren gegossen. (uw)

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