Wenn Brücken in den Seilen hängen

Metallbau
13.08.2015

Von: Redaktion Metall
Wenn man nicht gerade als Autofahrer wegen einer dringenden Brückensanierung im Stau steckt, kann man am Thema Brücken auch Gefallen finden. Etwa an spektakulären Hängeseilbrücken für Fußgänger, die vielerorts als Tourismusattraktionen dienen.
Hängeseilbrücke in 2.300 Metern Seehöhe auf dem Stubnerkogel.
Hängeseilbrücke in 2.300 Metern Seehöhe auf dem Stubnerkogel.
Hängeseilbrücke in 2.300 Metern Seehöhe auf dem Stubnerkogel.

Von Brücken sind insbesondere Transport und Logistik ganzer Volkswirtschaften abhängig. Doch nicht bei allen Brücken geht es darum, Waren zum Zielort zu bewegen oder wichtige Dienstleistungen zu ermöglichen. Auch der Tourismus setzt in einigen Regionen auf diese Bauwerke, um sich für Besucher attraktiv zu machen. So ist in den vergangenen Jahren ein Trend zu beobachten: Zahlreiche Hängeseilbrücken wurden errichtet – für Passanten mit großem Erlebnisfaktor und häufig sehenswerten Aussichten. Wandertouristen nehmen die Bauten dankbar an.

Mutprobe am Stubnerkogel

In Bad Gastein sorgt auf dem Stubnerkogel die höchstgelegene Hängebrücke Europas für Nervenkitzel. Die 140 Meter lange Stubnerkogelbrücke liegt in 2.300 Metern Höhe und ist ganzjährig begehbar – mit beeindruckendem Blick auf schneebedeckte Berge. Schwindelfreiheit ist bei der gerade mal einen Meter breiten schwingenden Seilkonstruktion notwendig – nur ein Geländer aus Maschendraht trennt Abenteuer suchende Gipfelstürmer vom 28 Meter tiefen Abgrund. Die Lauffläche ist blickdurchlässig. Trag- und Windseile begrenzen den Schwingungsspielraum.

Schlucht überbrücken

Als Tourismusattraktion etablierte sich auch die Hängebrücke Aletschgletscher in der Schweiz. Sie führt über die Schlucht der Massa und ermöglicht die Talquerung nach Belalp. Die Brückenkonstruktion ist mit einem Tragseil mit einem Durchmesser von 40 mm ausgerüstet. Die Mindestbruchlast des Seiles beträgt 1536 kN. Die 124 Meter lange Brücke allein wiegt 8080 kg und verfügt über einen ein Meter breiten Laufsteg.

340 Meter Panoramaweg

Zu einer der längsten Hängeseilbrücken – mit 340 Meter Spannweite – zählt die Panoramabrücke Sigriswil in der Schweiz. Mit ihr wird der Panorama-Rundweg Thunersee abgerundet – womit die Region weiter touristisch aufgewertet wurde. Das 180 Meter über Grund errichtete Verbindungswerk ist mit Tragseilen von zwei Mal 65 mm ausgestattet. Ihre Bruchkraft beträgt zwei Mal 420 Tonnen, während sich das Eigengewicht der Seile auf 80 kg pro Meter, total 27 Tonnen, beläuft.

Längste Hängeseilbrücke geplant

Nun schickt sich eine Initiative im deutschen Mörsdorf im Hunsrück an, einen neuen Rekord aufzustellen. Geplant ist eine Hängeseilbrücke am Mückenberg über das hundert Meter tiefe Tal des Mörsdorfer Baches. Mit einer Länge von 360 Metern erreicht dieses Tragwerk nach Fertigstellung im Herbst dieses Jahres den (vorläufigen) Spitzenplatz als längste Hängeseilbrücke nördlich der Alpen und soll dadurch zur Touristenattraktion werden.

Die Hängeseilbrücke Mörsdorf-Sosberg wird als unversteifte Konstruktion nach dem Vorbild der sogenannten Nepalesischen Hängeseilbrücke errichtet. Sie wird an insgesamt sechs Lastseilen aufgehängt. Parallel zu den Lastseilen sind parabolisch abgespannte Windlastseile vorgesehen, an denen die Wind-Querseile zur Brücke befestigt werden. Dies ermöglicht es, dass Schwingungen der Gesamtkonstruktion abgedämpft werden. Verankert im Fels werden die Windlastseile mit flexiblen Ankersystemen.

Die tragende Konstruktion besteht aus zwei oberen Tragseilen, die gleichzeitig als Handlauf dienen und vier unteren Tragseilen. Die Stahlseile weisen jeweils einen Durchmesser von 40 mm auf.

Eine Konstruktion, die extrem Wind und Wetter ausgesetzt ist, muss widerstandsfähig sein. Daher werden sämtliche tragenden Stahlseile als vollverschlossene Stahlseile ausgeführt und erhalten eine Galvan-Verzinkung nach EN 1461 als Korrosionsschutz. [red/wire.de]

Hinweis: Alles über Technologien und Einsatzmöglichkeiten von Drähten und Seilen bietet die internationale Fachmesse „wire“ vom 4.-8. April 2016 in Düsseldorf.

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