Weiterentwicklung

Normen für alle

Florian Wollner, Sales Director bei Austrian Standards, im Interview über Mehrwert und ­Weiterentwicklung des Normenservices "meinNormenPaket".

Die Zeiten, als der Zugang zu Normen eine Frage des Geldes war, sind lange vorbei. Bereits 2009 wurde, initiiert vom damaligen Wiener Bauinnungsmeister Walter Ruck und Erich Kern von der Kammer der ZiviltechnikerInnen, ArchitektInnen und IngenieurInnen, gemeinsam mit Austrian Standards der Service meinNormenPaket ins Leben gerufen. Das Ziel: Mitgliedern von gesetzlichen Inter­essenvertretungen den digitalen Zugriff auf Normen niederschwellig und zu niedrigen Preisen zu ermöglichen. Mittlerweile haben mehr als 40.000 Unternehmen über meinNormenPaket Zugang zu nationalen und internationalen (europäischen) Standards. 2021 fiel mit den Kammern der ZiviltechnikerInnen der Startschuss, den Service neu aufzustellen. Florian Wollner, Sales Director bei Austrian Standards, über Mehrwert und Weiterentwicklung des Normenservices.

Im vergangenen Jahr wurde mit der Kammer der ZiviltechnikerInnen ein neuer Vertrag ausgehandelt. Ergebnis ist meinNormenPaket 4.0. Was beinhaltet die neue Kooperation konkret?

Florian Wollner, Sales Director bei Austrian Standards
"Die Nutzung von meinNormenPaket rechnet sich für Unternehmen selbst bei sehr kleinem Normenbedarf." - Florian Wollner, Sales Director Austrian Standards

Florian Wollner: Das große Ziel unserer Verhandlungen war es, die Kooperation mit den Länderkammern der ZiviltechnikerInnen auf stabile Beine zu stellen. Deshalb sind wir bei der neuen Version noch stärker auf Kundenbedürfnisse eingegangen. Das Ergebnis beinhaltet Neuerungen wie etwa die Erweiterung des individuellen Normenkontingents (Zählerstands) von 200 auf 350. Seit heuer können alle ZiviltechnikerInnen aus rund 80.000 Standards 350 für sie relevante auswählen. Der Vorteil: mehr Normenrecherchen und leichterer Zugang zu mehrsprachigen Standards. Zudem sind die Standards nun auch zur "rechtskonformen innerbetrieblichen Mehrfachnutzung" verwendbar. Das ist Juristendeutsch und bedeutet, dass man mit einer Art Flatrate die Standards im eigenen Unternehmen beziehen, vervielfältigen, weitergeben, zitieren etc. kann. Also: Eine Norm kann dadurch innerbetrieblich unbegrenzt vervielfältigt und rechtlich einwandfrei verwendet werden.

Ist geplant, alle Kooperationen mit Interessenvertretungen auf die Version 4.0 upzugraden?

Wollner: Ich denke, dazu ist die österreichische Unternehmenslandschaft zu unterschiedlich. Die neue bundesweite Vereinbarung mit den Kammern der ZiviltechnikerInnen ist sicher ein Leuchtturmprojekt, das viele Verbesserungen mit sich bringt. Es wäre aus meiner Sicht aber nicht sinnvoll, automatisch eine Einmallösung zu schaffen. Wir wollen und müssen sehr kundenzentriert denken und gezielt auf Bedürfnisse unserer jeweiligen Partner eingehen. Die Neuerungen werden auch für andere Interessenvertretungen interessant, aber ich will den Gesprächen nicht vorgreifen.

Was passiert aktuell, wenn Unternehmen mit­ i­hrem Normenkontingent nicht auskommen?

Wollner: Das Angebot ist prinzipiell großzügig bemessen. Grundsätzlich können alle Unternehmen darüber hinausgehende Standards ganz normal bei uns im Webshop beziehen. Innerhalb der zehnjährigen Laufzeit ist derzeit keine Erweiterung des Pakets vorgesehen, weshalb es natürlich ratsam ist, sich die Bedürfnisse der Nutzer im Vorfeld genau anzusehen.

Normen werden kontinuierlich überarbeitet und aktualisiert. Wie können sich Unternehmen auf dem Laufenden halten?

Wollner: Eines unserer zentralen Anliegen ist, dass Anwender einen guten Überblick über die Aktualität der Normen bewahren. Wird ein Standard aus dem eigenen Kontingent zurückgezogen, wird das Nachfolgedokument kostenlos hinzugefügt, ohne den Zählerstand zu belasten. Die zurückgezogenen Standards bleiben zudem weiterhin zur Recherche gespeichert. Der Online-Service funktioniert ganz unkompliziert und intuitiv, eine zusätzliche Installation ist nicht notwendig.

Ab wann zahlt sich für Unternehmen bzw. deren Interessenvertretungen meinNormenPaket aus?

Wollner: Eine ÖNorm kostet im Durchschnitt 150 Euro – das bedeutet, es rechnet sich für Unternehmen selbst bei sehr kleinem Normenbedarf. Wie viel genau, ist vom Leistungsumfang der jeweiligen Interessenvertretung abhängig. Aber wenn man sich anschaut, wie viele Standards im Rahmen von meinNormenPaket durchschnittlich konsumiert werden und was sie ohne diesen Service kosten würden, liegt der Wert bei circa eins zu sieben. Das zeigt auch deutlich, warum dieser Service ein Erfolgsmodell ist und für die Unternehmen einen großen Mehrwert darstellt.

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