Solare Effizienz

Solarenergie
18.01.2021

Von: Redaktion Bauzeitung
Seit 2014 werden ausgewählte, geförderte Solarhäuser in Österreich messtechnisch untersucht. Durchschnittlich konnten 66 Prozent des jährlichen Heizungs- und Warmwasserbedarfs durch Kollektoren gedeckt werden, wobei auch über 95 Prozent möglich sind, wenn ein Pufferspeicher mit Bauteilaktivierung kombiniert wird.
Mit 50 m2 Kollektorfläche in der Südostfassade sowie 6 m3 Pufferspeicher erreichte das Solarhaus Schindl eine solare Deckung von sogar 95 % im Jahr des Monitorings.
Vorzeigeprojekt unter den Solarhäusern: Mit 50 m2 Kollektorfläche in der Südostfassade sowie 6 m³ Pufferspeicher erreichte das Solarhaus Schindl eine solare Deckung von sogar 95 Prozent im Jahr des Monitorings. Das Gebäude hat 213 m² Wohnfläche und einen jährlichen spezifischen Heizwärmebedarf von 34 kWh/m2.

Zwischen 2014 und 2019 förderte der österreichische Klima- und Energiefonds den Bau von mehr als 100 Solarhäusern. Förderwürdig waren Ein- und Zweifamilienhäuser, die laut Konzeptstudie mindestens 70 Prozent des jährlichen Heiz- und Warmwasserbedarfs mit der Sonne deckten. Bereits in der Planungsphase profitierten die Bauherren von einem ausführlichen Beratungsgespräch, das ein Konsortium unter der Leitung des österreichischen AEE Intec, einem Mitglied des Forschungsnetzwerks ACR – Austrian Cooperative Research, durchführte.

Von den geförderten Solarhäusern wählte eine internationale Expertenjury jährlich herausragende Objekte aus, um die Haustechnik detailliert zu vermessen. Für 19 Häuser ist dieses einjährige Monitoring inzwischen abgeschlossen. „Wir haben die vermessenen Solarhäuser besucht, um die Ergebnisse der ersten Monate des Monitorings mit den Eigentümern persönlich zu besprechen“, erklärt Walter Becke, Projektleiter für die Begleitforschung des Förderprogramms Demoprojekte Solarhaus bei AEE Intec. „Die Nutzer waren alle sehr zufrieden mit der Gebäudetechnik, auch wenn sich die ein oder andere Optimierung durch unsere Messungen ergab.“

Gute Wärmeausbeute

In bester klimatischer Lage am Hang in Tirol über der Nebelgrenze heizt und duscht Familie Westreicher zu 77,4 % mit der Sonne.
In bester klimatischer Lage am Hang in Tirol über der Nebelgrenze heizt und duscht Familie Westreicher zu 77,4 Prozent mit der Sonne.

Bei den untersuchten Häusern schwanken die Kollektorflächen erheblich zwischen 17 und 77 Quadratmetern, wobei sich Becke sehr zufrieden mit der Wärmeausbeute zeigt. In mehr als 60 Prozent der Gebäude überschritt der spezifische Solarertrag die Prognose. Im Mittel wurden 312 kWh Solarwärme pro Quadratmeter aktive Kollektorfläche erzeugt.

Allerdings ergab die Begleitforschung bei vielen Gebäuden einen erheblich höheren gemessenen Wärmebedarf als prognostiziert. Einen wesentlichen Grund machte man bei den Raumtemperaturen aus. „Wir haben im Winter im Mittel 23 °C in den Wohnräumen gemessen, während bei den Berechnungen für den Energieausweis eine Raumtemperatur von 20 °C vorausgesetzt wird“, erklärt Becke. Folglich brauchen zehn von den bereits vermessenen Wohngebäuden 20 Prozent mehr Energie zum Heizen, drei Projekte sogar 50 Prozent. In diesen Fällen kann selbst bei guten Solarerträgen aus den Kollektoranlagen die geplante solare Deckung nicht erreicht werden. Becke empfiehlt, bei der Planung den Wärmebedarf sehr sorgfältig zu bestimmen und dabei die zukünftigen Nutzer auf jeden Fall einzubeziehen.

Die Kombination schafft Leistung

Speicher sind essentiell, um hohe solare Deckungsgrade zu erreichen. Es haben sich zwei Speichersysteme auf dem Markt etabliert: Wasser-Pufferspeicher und thermische Bauteilaktivierung. Alle geförderten Solarhäuser nutzen zumindest eine Lösung, manche auch eine Kombination aus beiden Technologien. Um hier einen Trend festzustellen, definierten die Wissenschaftler ein Konzept als „primär bauteilaktiviert“, wenn 15-mal mehr Kubikmeter Beton beheizt werden als Kubikmeter Wasser im Pufferspeicher zur Verfügung stehen. Nach dieser Definition sind ein Drittel der Solarhäuser primär bauteilaktiviert beheizt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Beton ist hier ein kostengünstiger Speicher und spart Platz und Investitionen im Vergleich zu großvolumigen Pufferspeichern. (ch)

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