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Das gilt es beim Brand- und Schallschutz zu beachten

Brandschutz
09.12.2021

Von: Redaktion Gebäudeinstallation
Egal ob Rauchgase oder unerwünschter Schall – in der modernen Haustechnik stellt beides eine enorme Herausforderung dar. Was es beim Brand- und Schallschutz zu berücksichtigen gilt, haben wir nachfolgend zusammengefasst.

Sicherheit und Komfort stehen sich beim Thema Haustechnik auf den ersten Blick diametral gegenüber – Erstes fordert Maßnahmen, um möglichst effektiv gegen Gefahren wie Feuer und Rauchentwicklung zu wirken. Zweites hingegen dient dem Wohlfühleffekt bei Bewohner*innen und soll helfen, deren häusliches Umfeld angenehmer zu gestalten. Doch auf den zweiten Blick liegen die Themen Brand- und Schallschutz – vor allem für Installateur*innen und Planer*innen – sehr nahe beieinander.

So versteht beim Thema Brandschutz im heutigen Hochbau niemand Spaß. Denn in letzter Konsequenz geht es um den Schutz von Leben. Oberstes Ziel aller Brandschutzmaßnahmen ist der Schutz von Personen, Tieren und Sachen vor den Gefahren und Auswirkungen von Bränden. "Noch vor 20 Jahren waren die Folgen eines Wohnungsbrands aufgrund fehlender Abschottungen leider oft schwerwiegend", erläutert Hendrik Pressel, Brandschutzexperte bei Geberit International. "Heute müssen Gebäude über zuverlässige Sicherheitsvorkehrungen verfügen, die ein Übergreifen eines Brands auf andere Gebäude oder höhergelegene Stockwerke so lange hinauszögern, bis alle Bewohner*innen evakuiert werden konnten." Auch Hausentwässerungssysteme müssen so konzipiert und installiert werden, dass sich ein allfälliges Feuer weder in ein höher gelegenes Stockwerk noch seitlich in eine benachbarte Wohnung ausbreiten kann. Die kritischen Stellen befinden sich dort, wo Rohrleitungen durch Decken oder Wände geführt werden. Daher werden bei Brandversuchen stets die Decken- oder Wanddurchführungen getestet.

Geprüfte Brandschutzsysteme

Der Sanitärspezialist Geberit führt beispielsweise regelmäßig Brandschutzprüfungen an der amtlich zertifizierten Materialprüfungsanstalt (MPA) Universität Stuttgart durch. Die MPA verfüge, erklärt Pressel, über mehrere Spezialöfen, in denen Temperaturen von mehr als 1.000 Grad Celsius erzeugt werden können. Daher wurden und werden verschiedene Geberit-Hausentwässerungsrohre und Brandschutzsysteme in der MPA realitätsnahen Versuchen unterzogen.

Die Öfen der MPA Stuttgart seien so groß, dass mehrere Einbaumöglichkeiten gleichzeitig geprüft werden könnten. Etwa Rohrdurchführungen in 45 Grad und 90 Grad, mit oder ohne zusätzliche Schalldämmung, zwei Rohre nahe nebeneinander und andere Varianten mehr. Wichtig sei, dass der Einbau jedes einzelnen Rohrs genau gleich wie auf einer Baustelle erfolge.
Bei Rohrdurchführungen in Betondecken werde im Normalfall eine Brandschutzmanschette (Geberit-Rohrschott) um das Abwasserrohr gelegt und von unten an die Decke geschraubt oder eingelassen. Bei einem Durchstich durch eine Wand müssten solche Manschetten von beiden Seiten angebracht werden. Sie würden ein intumeszierendes Material enthalten, welches sich ab einer Temperatur von etwa 150 Grad Celsius aufblähe und Öffnungen dadurch verschließe. Da ein Abwasserrohr aus Kunststoff im Brandfall relativ rasch zu schmelzen oder gar zu brennen beginne, könne dieses Blähmaterial die Durchführung in der Decke oder in der Wand schließen, bevor Feuer und Rauch in andere Räume oder Stockwerke übertreten würden.

Durchführungen rauchdicht ­verschließen

Der effektive Brandversuch dauere 30, 60, 90, 120 oder 180 Minuten, je nachdem, welcher Typ Brandschutzmanschette geprüft werde. Bis zu zwölf Ölbrenner würden dabei gleichzeitig den Ofen befeuern und dafür sorgen, dass die Temperatur rasch auf mehrere hundert Grad Celsius ansteige. Schon nach wenigen Minuten würden bei solchen Tests die in den Ofen ragenden Rohrstücke lichterloh brennen, und außerhalb des Ofens qualme beißender Rauch aus den Rohrenden. Kurze Zeit später beginne das schwarze Blähmaterial der Brandschutzmanschetten aufzuquellen, und die Rohrdurchführungen würden sich rauchdicht verschließen. Mit fortschreitender Dauer eines Versuchs steige die Temperatur im Ofen auf 1.000 Grad Celsius und höher.
Während der gesamten Dauer des Brandversuchs würden Spezialist*innen der MPA Stuttgart immer wieder überprüfen, ob die an allen Rohren angebrachten Temperatursensoren einwandfrei funktionieren. Mit einer Wärmebildkamera werde zusätzlich die Wärmeentwicklung in den Rohren außerhalb des Ofens dokumentiert. Diese Daten würden im Anschluss an den Brandversuch von den Prüfungsexperten analysiert.

Unterschätzte Gefahr Brandrauch

Welch wichtige Rolle effektiver Brandschutz spielt, zeigen Fakten: Bei durchschnittlich 43 Gebäudebränden pro Jahr sterben in Österreich 46 Menschen. Acht von zehn Brandopfern ersticken am giftigen Brandrauch. Gerade dieser Brandrauch ist eine oft unterschätzte Gefahr – aus zehn Kilo brennendem Papier entstehen bis zu 10.000 Kubikmeter Rauchgas: Ein einziger brennender Papierkorb kann also ein Büro in kürzester Zeit komplett mit Rauch füllen. Nur zehn Kilo brennender Schaumgummi setzen 20.000 Kubikmeter Rauchgas frei. Dieser Rauch ist giftig und er erschwert zudem binnen kürzester Zeit die Orientierung. Innerhalb von nur drei Minuten sinkt die Sichtweite so weit, dass Menschen die Orientierung verlieren und sich nicht mehr in Sicherheit bringen können.

Trox setze daher auf das Prinzip "vernetzte Sicherheit", wenn es um höchste Sicherheit für Menschen geht, betont Reinhard Brenner, Leiter Business Development bei Trox. Im Brandfall müssten in kürzester Zeit alle sicherheitsrelevanten Komponenten und Systeme abgestimmt und zentral gesteuert durch ein intelligentes System wie Troxnetcom funktionieren – Entrauchungsklappen und -türen, Zuluft- und Entrauchungsventilatoren, Druckentlastungsklappen. Maximale Sicherheit, vor allem in großen, mehrgeschoßigen Gebäudekomplexen, böten dabei Druckbelüftungssysteme.

Brandschutz

Konstanter Überdruck schützt

Diese Anlagen würden über die geregelte Zufuhr von Frischluft für einen konstanten Überdruck sorgen und somit für eine Rauchfreihaltung von Flucht- und Rettungswegen. Beim Öffnen einer Tür verhindere der Überdruck im Treppenhaus ein Einströmen giftiger Rauchgase. "Damit der entstehende Rauch abgeführt werden kann, kommen Entrauchungsklappen ins Spiel." Vom ersten Alarm über das Einsetzen der Zuluftventilatoren – die selbstregelnden Klappen würden den Druck konstant bei mindestens 30 Pascal halten. "Im Brandfall zählt wirklich jede Sekunde", unterstreicht Brenner. "Da müssen wirklich alle technischen Komponenten einwandfrei funk­tionieren – aufeinander abgestimmt und im Idealfall zentral gesteuert. Wir sind stolz, dass es uns gelingt, dafür immer neue und noch bessere Produkte zu entwickeln." 

Mit der EK-JS brachte Trox erst kürzlich eine neue Entrauchungsklappe auf den Markt. Diese sei zur Ableitung von Rauch und Wärme in Rauchableitungsanlagen mit maschinellen Rauchableitungsgeräten vorgesehen. Sie sei dabei in Entrauchungsanlagen, aber auch zur Außenluftzuführung (Nachströmung) einsetzbar und könne zudem mit Troxnetcom in die Gebäudeleittechnik integriert werden.

Hohe Sicherheitsanforderungen hält auch Poloplast für einen wesentlichen Aspekt in der modernen Gebäudetechnik, vor allem im Zusammenhang mit dem Brandschutz. Ein gefährliches Risiko im Brandfall stelle dabei die Ausbreitung von Feuer und Rauch über das Rohrsystem dar. Das Unternehmen biete daher mit der zugelassenen und systemgeprüften Brandschutzmanschette Polo-BSM für Polo-Kal-Rohrsysteme eine praxisgerechte Lösung. Das Rohr werde im Brandfall vom speziellen Brandschutz­laminat in Minutenschnelle feuer- und rauchgasdicht abgedrückt und die Öffnung verschlossen. Eine Ausbreitung durch die Bauteilöffnung werde dadurch verhindert. 

Schalldämmung für mehr Wohnkomfort

Ke Kelit verbindet indes Lebensrettendes mit erhöhtem Komfort. Das schalldämmende Abflusssystem Phonex AS-Plus soll – durch eine "einzigartige Materialzusammensetzung" für ein verbessertes Geräuschverhalten – eine erstklassige Reduzierung der unerwünschten Geräuschentwicklung durch das Entwässerungssystem im Inneren des Gebäudes gewährleisten. Durch eine hohe Materialdichte sei eine optimale Schalldämmung garantiert, wie der Hersteller betont. Das System sei langlebig, korrosionsbeständig, und die Materialmischung verfüge über eine hohe chemische Beständigkeit gegen Belastungen in Abwässern.
Obwohl das System in erster Linie als schalldämmendes Abflussrohr konzipiert wurde, sei es auch für die Erdverlegung zugelassen und dürfe bis zum Übergabeschacht geführt werden. Phonex AS-Plus sei in der Lage, sowohl Luftschall als auch Körperschall effektiv zu minimieren. Bereits mit einer Standard-Rohrschelle mit Gummieinlagen werde ein Wert von 19 dB(A) erreicht. Für noch höhere Schallschutz­anforderung könne mittels der ASP580-Phonex-AS-Plus-Schallschutzrohrschelle ein Wert von <10dB(A) erreicht werden. Im Auslieferungszustand sei die Schallschutzrohrschelle mit speziellen, gelben Abstandhaltern ausgestattet und könne als Gleitpunktschelle eingesetzt werden. Würden die gelben Abstandhalter entfernt, werde aus der Gleitpunktschelle eine Festpunktschelle.

Zudem sei sicherer Brandschutz mittels der AS590-Phonex-Brand-Rohr-Manschette auch auf engstem Raum möglich. Die Systemkomponente punktet laut dem Hersteller mit geringstem Platzbedarf bei höchster Effizienz und sorge so für maximale Sicherheit bei "Null-Abstand".

Mehrschichtiger Schallschutz

Armacell wiederum bietet mit dem ArmaComfort-Sortiment hochwirksame und installationsfreundliche Schallschutzprodukte. Speziell für die Isolierung von Regen- und Abwasserleitungen präsentierte der Dämmstoffhersteller vor kurzem ArmaComfort AB und ArmaComfort AB Alu. Die mehrschichtigen Schallschutzmaterialien sollen, wie das Unternehmen verspricht, im Vergleich zu herkömmlichen Produkten eine höhere Geräuschreduktion mit geringeren Wandstärken bieten.

Zudem würden die Komponenten ein sehr gutes Brandverhalten aufweisen. So erreiche ArmaComfort AB Alu im europäischen SBI-Test mit B-s1,d0 sogar die beste Brandklasse für organische Produkte. Die Aluminiumbeschichtung passe sich zudem sehr gut blechummantelten Anlageteilen in Sichtbereichen an. Als geschlossenzellige Dämmstoffkonstruktion auf der Basis von Armaflex verhindert ArmaComfort AB zuverlässig das Entstehen von Tauwasser auf den Rohrleitungen. Die jüngst präsentierten Schallschutzmaterialien seien flexibel, würden aber eine robustere Oberfläche als herkömmliche Armaflex-Produkte besitzen. Sie würden dem Hersteller zufolge ähnlich wie elastomere Dämmstoffe verarbeitet und daher keine Spezialwerkzeuge erfordern. 

Nachhaltig Gehgeräusche vermindern

Das Fußbodenheiz- und Kühlsystem Uponor Klett Silent wiederum setzt auf eine nachhaltige Dämmung durch den Einsatz von Steinwolle – und erreicht dadurch, quasi im Vorbeigehen, eine gute Trittschalldämmung. "Wer sich für eine Fußbodenheizung in Kombi mit einer Dämmung aus Steinwolle entscheidet, handelt gleich doppelt nachhaltig. Denn die Herstellung von Steinwolle ist ressourcenschonend und praktisch abfallfrei", erklärt Rudolf Donner, Geschäftsführer von Uponor in Österreich. 

Darüber hinaus biete Steinwolle durch den hohen Anteil an eingeschlossener Luft sehr gute Dämmeigenschaften – das gilt für Wärme- sowie für Schallschutz. Damit sei das Material besonders für den Wohnungs­bau im Ein- und Mehrfamilienhaus geeignet. "Systeme wie Uponor Klett Silent liefern einen geprüften Trittschallschutz und reduzieren so die Übertragung von beispielsweise Gehgeräuschen nachweislich." Ein weiterer Vorteil des Materials Steinwolle sei, dass diese im Vergleich zu anderen Dämmstoffen nicht brennbar sei und gemäß DIN 4102-1 zur höchsten Baustoffklasse A1 gehöre. "Die Materialeigenschaften bieten für den Wohnungsbau große Vorteile."

(Autor: Thomas Mach)

Schallschutztool für Baubeteiligte

Steigende Anforderungen an den Schallschutz machen Sanitärinstallationen immer öfter zu einer Herausforderung. Mit dem digitalen Schallschutztool von Geberit seien Installateur*innen, Planer*innen, Architekt*innen, Bauträger und Investor*innen daher auf der sicheren Seite. Mit dem Schallschutztool könnten alle am Bauprozess Beteiligten schnell und einfach feststellen, mit welchen Systemen und Produkten sie den geforderten Schallschutz bei ihren Bauprojekten einhalten. Das Onlinetool ermittle die zu erwartenden Installationsgeräuschpegel von mehr als 2.000 unterschiedlichen Bausitua­tionen. Seine schalltechnischen Angaben würden dabei auf Messungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) in Stuttgart basieren, wodurch maximale Sicherheit bei der Erfüllung der relevanten Normen und Richtlinien ermöglicht werde.
www.geberit.at/schallschutztool

Hier gehts zum Brandschutz-Zertifikat

Unternehmen müssen ihre Angestellten im Bereich Brandschutz schulen. Mit dem E-Learning-Programm der Wirtschaftsverlags-Akademie können Arbeitgeber*innen ihrer Unterweisungspflicht nachkommen.

Der Kurs "A14 Brandschutz" deckt die grundlegenden Inhalte einer nachweislichen Unterweisung für Arbeitnehmer*Innen zum Thema Brandschutz ab. Kursteilnehmer*innen erhalten ein entsprechendes Zertifikat.

Hier gehts zu weiteren Infos: E-Learning Brandschutz

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