Sicherheit

Schall- und Brandschutz: Das gilt es zu wissen

Schallschutz
09.12.2022

Von: Redaktion Gebäudeinstallation
Alles nur Schall und Rauch – auch wenn die Redewendung eine andere Bedeutung hat, im Bereich der Sanitärlösungen stellt sie eine wichtige Hürde dar. Denn sowohl Schall als auch Feuer und Rauch werden vor allem in der Haustechnik schnell zum Problem, wenn nicht vorgesorgt worden ist.
Lärmbelastung

Bei Geräuschquellen im Badezimmer wird in der Regel zwischen Betriebs-, Betätigungs- und Nutzergeräuschen unterschieden. Strömendes Wasser ist beispielsweise ein klassisches Betriebsgeräusch, das erheblichen Lärm verursachen kann, wenn es vom Penthouse bis in den Keller durch die Leitungen rauscht. Ebenso störend können die Betätigungsgeräusche beim Öffnen, Schließen oder Umstellen von Armaturen sein, wo hoher Druck in der Leitung, hohe Fließgeschwindigkeiten und Richtungsänderungen zusammenkommen. Gemeinsam führt dies zu einer Geräuschentwicklung, die bei schlechtem Schallschutz überall im Haus zu hören ist.

Um Badewanne, Dusche, Toilette oder Waschbecken mit Wasser zu versorgen und Abwasser zu entsorgen, müssen im Normalfall zahlreiche Rohre verlegt werden. Diese sollten verständlicherweise schallgedämmt sein, auch wenn diese ein wenig mehr als Rohre ohne Schalldämmung kosten. Wenn es um Schallschutz im Badezimmer geht, muss zudem zwischen Maßnahmen gegen Luftschall und Körperschall (zum Beispiel Trittschall) unterschieden werden. Bei Luftschall handelt es sich um Geräusche, die über die Luft verbreitet werden. Darunter fallen zum Beispiel laute Stimmen, dagegen hilft üblicherweise nur möglichst viel Masse. Problematischer ist im Badezimmer allerdings der Körperschall, bei dem Geräusche vom Bauwerk übertragen werden.

Vorausschauende Planung hilft, Schallprobleme zu vermeiden

Bereits beim Bau eines Hauses müssen einige Schallschutzmaßnahmen ergriffen werden. Wenn die Leichtbauwände unter dem Dach etwa sehr dünn sind, wird es insgesamt schwierig werden, Ruhe ins Bad zu bekommen. Eine ausreichende Schalldämmung ist daher in jedem Fall notwendig. Zudem müssen die Leichtbauelemente entkoppelt eingebaut werden, um eine Schallübertragung zu verhindern.

Eine typische Fehlerquelle beim Schallschutz sind unter anderem nicht entkoppelte Rohrleitungen. Bereits eine winzige Verbindung zwischen Wand und Rohr reicht aus, um den Schallpegel in der Folge drastisch zu erhöhen. Werden die Rohre unter Putz oder in Installationsschächten verlegt, müssen diese mit einem elastischen Dämmmaterial ummantelt werden. Werden Rohrleitungen an der Wand befestigt, sind wiederum Rohrschellen mit einer schalldämmenden Einlage aus Gummi oder schallmindernde Befestigungsschienen zu verwenden.

Auch Abwasserrohre gehören zu den potenziellen Problemfällen. Wenn Abwasser geräuschvoll durch die Wand rauscht, ist bei der Schalldämmung etwas danebengegangen. Grundlage sollte eine schallgedämmte Ausführung sein, zudem dürfen Richtungswechsel nicht in einem rechten Winkel erfolgen, da dann die Aufprallgeräusche besonders hoch sind. Diesem Problem lässt sich beispielsweise mit zwei 45-Grad-Umlenkungen entgegenwirken. Eine solche Lösung lässt sich nachträglich zumeist aber nur schwer realisieren und sollte daher direkt bei der Planung berücksichtigt werden.

Drei Fragen an Bundesinnungsmeister Manfred Denk

Brand- und Schallschutz ist vor allem für Installateur*innen ein heikles Thema. Denn wer haftet beispielsweise, wenn trotz aller Vorkehrungen etwas passiert? Darauf antwortet Bundesinnungsmeister Manfred Denk.

Wie/wann sind Installateur*innen auf der sicheren Seite beim Thema Brand-/Schallschutz?

Manfred Denk: Beim Brandschutz nur dann, wenn erstens die Brandabschnitte eindeutig geklärt sind, zweitens ein Brandschutzkonzept vorliegt und mit einem Sachverständigen für Brandschutz dieses Konzept fixiert wurde. Beim Schallschutz dann, wenn die dafür vorgesehenen z.B. Vorwandgestelle gemäß Montageanleitung eingebaut wurden und auch sonst auf die Vermeidung von Schallbrücken Rücksicht genommen wurde. 

Worauf müssen die Hersteller wie auch die ausführenden Installateure bei Brand-/Schallschutz besonders achten?

Denk: Beim Brandschutz müssen die Hersteller die dafür notwendigen Prüfungen vorweisen können und wir Installateure müssen sie gemäß diesen Zulassungen einbauen. Beim Schallschutz ist das eigentlich genau so. 

Wer haftet im Fall des Falles, also eines Problems oder durch unzureichenden Brand-/Schallschutz ausgelösten Schadens?

Denk: In erster Linie versucht man immer dem Ausführenden, also uns Installateuren den schwarzen Peter zuzuspielen. In der Ausführung können ja leider auch wirklich Fehler passieren. Umso wichtiger ist es für uns möglichst sauber zu dokumentieren, um im Streitfall sicher auftreten zu können.

Lärm bei Kontakt

Bei Waschtischen, WC und Bidet lassen sich Wassergeräusche ebenfalls durch Entkopplung reduzieren. Am Markt finden sich heute zahlreiche verschiedene Schallschutz-Sets für Wand-WCs, Wand-Bidets sowie Waschbecken, die Dämmelemente werden dabei zwischen Badkeramik und Wand montiert. Auch elastische Unterlegscheiben und Spezialdübel können beim Schallschutz helfen.

Besonders bei Bade- und Duschwannen ist Schalldämmung ein wichtiges Thema. Denn diese können bei falscher Montage über den Boden, die Wand oder den Wannenrand Schall übertragen. Daher ist es wichtig, dass in diesen Bereichen kein direkter Kontakt zwischen Wanne und Boden/Wand besteht. Dies lässt sich am einfachsten mit Wannenträgern oder Duschwannenträgern aus Hartschaum realisieren. 
Wenn indes auf vorgeformte Wannenträger verzichtet wird, ist der Schallschutz besonders wichtig. Montagerahmen, Wannenfüße oder Duschwannenfüße besitzen daher in der Regel bereits schallgedämmte Füße. Zwischen Wannenrand und Wand kommen Schalldämmstreifen zum Einsatz, die eine Schallübertragung verhindern, beziehungsweise dämpfen können.

Wichtig ist es, schon bei der Planung an den Schallschutz zu denken. Hier setzt Geberit an, das Unternehmen hat dafür ein digitales Schallschutztool herausgebracht, das Installateur*innen, Planer*innen, Architekten*innen, Bauträger und Investoren*innen helfen soll, auf der sicheren Seite zu sein. Damit lassen sich spezifische Bausitua­tionen bereits im Vorfeld online abbilden und die passenden Systemlösungen für die jeweiligen Anforderungen rasch ermitteln.

Wo ist Schallschutz nötig?

Mit dem digitalen Werkzeug können alle am Bauprozess Beteiligten schnell und einfach feststellen, mit welchen Systemen und Produkten sie den geforderten Schallschutz bei ihren Bauprojekten einhalten. Das Onlinetool ermittelt dabei die zu erwartenden Installationsgeräuschpegel von mehr als 2.000 unterschiedlichen Bausituationen. Seine schalltechnischen Angaben basieren dabei auf Messungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP). Dies soll laut dem Anbieter maximale Sicherheit bei der Erfüllung der relevanten Normen und Richtlinien ermöglichen.
Das Design des Schallschutztools soll das Handling vereinfachen und gleichzeitig noch mehr Übersicht bieten. So würden komplexe Gegebenheiten auf einfache Weise dargestellt und zugleich schnelle Beurteilungen von Bausituationen, die zudem grafisch dargestellt werden, ermöglicht. Das Onlinewerkzeug berücksichtigt dafür wesentliche Einflussgrößen wie beispielsweise Installationsart, Wandtyp, Flächengewichte, Versorgungs- und Entwässerungssysteme.

Werden die verschiedenen Parameter wie das geplante Installationssystem, der Wandaufbau und der Einfluss der Masse eingegeben, errechnet das Tool, welche Schalldruckpegel nach VDI 4100 zu erwarten sind. Die Ergebnisse würden laut dem Hersteller sowohl für den diagonal darunterliegenden Raum im fremden schutzbedürftigen Bereich als auch für den angrenzenden Raum im eigenen Bereich angezeigt. Zusätzlich liefere die Lösung eine übersichtliche Tabelle, welche Anforderungen aus den Normen und Richtlinien erfüllt würden und welche nicht.

Durch Änderungen der Parametereingaben könnten auch verschiedene Wandaufbauten und Installationen schnell und in Echtzeit verglichen werden. Im Rahmen dessen seien alle Kombinationen darstellbar, die seitens IBP geprüft wurden und in der Geberit-Schallschutz-Kompetenzbroschüre hinterlegt wurden.

Getesteter Brandschutz

Doch nicht nur Schall kann im Bad zum Pro­blem werden. Gerade beim Thema Brandschutz versteht im heutigen Hochbau niemand Spaß. "Denn in letzter Konsequenz geht es hier um den Schutz von Leben", erläutert Hendrik Pressel, seines Zeichens Brandschutzexperte bei Geberit International. Dementsprechend hätten die Hausentwässerungssysteme von Geberit umfassende Brandversuche durchlaufen und bestanden, wie der Experte betont.

Das oberste Ziel aller Brandschutzmaßnahmen sei der Schutz von Personen, Tieren und Sachen vor den Gefahren und Auswirkungen von Bränden. "Noch vor 20 Jahren waren die Folgen eines Wohnungsbrands aufgrund fehlender Abschottungen leider oft schwerwiegend", erklärt Pressel. "Heute müssen Gebäude über zuverlässige Sicherheitsvorkehrungen verfügen, die ein Übergreifen eines Brands auf andere Gebäude oder höhergelegene Stockwerke so lange hinauszögern, bis alle Bewohner evakuiert werden konnten." 

Auch Hausentwässerungssysteme müssten heute so konzipiert und installiert werden, dass sich ein allfälliges Feuer weder in ein höhergelegenes Stockwerk noch seitlich in eine benachbarte Wohnung ausbreiten könne. "Die kritischen Stellen befinden sich dort, wo Rohrleitungen durch Decken oder Wände geführt werden." Daher werden bei Brandversuchen stets die Decken- oder Wanddurchführungen getestet.

Bei Rohrdurchführungen in Betondecken wird normalerweise zum Beispiel eine Brandschutzmanschette um das Abwasserrohr gelegt und von unten an die Decke geschraubt oder eingelassen. Bei einem Durchstich durch eine Wand müssen solche Manschetten von beiden Seiten angebracht werden. Die Manschetten enthalten ein intumeszierendes (volumenzunehmendes) Material, das sich ab einer Temperatur von etwa 150 Grad Celsius aufbläht und Öffnungen verschließt. Da ein Abwasserrohr aus Kunststoff im Brandfall relativ rasch zu schmelzen oder gar zu brennen beginnt, kann dieses Blähmaterial die Durchführung in der Decke oder in der Wand schließen, bevor Feuer und Rauch in andere Räume oder Stockwerke übertreten. 

Text: Thomas Mach

Brandschutz in der Praxis

Auf der Schmelz, inmitten von Schrebergärten und Sportanlagen, betreibt das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) im 15. Wiener Bezirk das gleichnamige Haus Schmelz mit 195 Einzelwohnungen, elf Doppelwohnungen und 72 Pflegeplätzen. Damit sich die Bewohner*innen und die Mitarbeiter*innen im Haus Schmelz nicht nur wohl, sondern auch sicher fühlen, hat Trox das Brand- und Rauchschutzkonzept auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
In den Stiegenhäusern des Gebäudes wurde je eine Druckbelüftungsanlage eingebaut, die sich mittels einer patentierten Technik selbst regelt. Dieses Druckbelüftungssystem sorgt dafür, dass Flucht- und Rettungswege im Brandfall rauchfrei bleiben. Es dient damit der Selbstrettung und hilft den Einsatzkräften.
"Bei einem Brand ist die Rauchentwicklung meist viel gefährlicher als die Flammen", erläutert Trox-Geschäftsführer Wolfgang Hucek. "Mit der Druckbelüftungsanlage können sich alle Personen weitgehend sicher fühlen, die in einem Notfall das Haus fluchtartig verlassen müssen. Gerade für ältere oder gebrechliche Menschen ist das ein deutliches Plus an Sicherheit."
"Uns ist es wichtig, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner im Haus Schmelz wohl und geborgen fühlen", ergänzt Haus-Schmelz-Direktor Arno Meier. "Modernster Brandschutz ist für uns ein wichtiger Teil dieser Geborgenheit." Die Druckbelüftungsanlage des Stiegenhauses eins (Untergeschoß bis Geschoß sechs) wurde nach dem Aufenthaltskonzept der Technischen Richtlinie Vorbeugender Brandschutz (TRVB) 112 S 04 umgesetzt. Es sei keine Redundanz der Ventilatoren vorgesehen. Eine Durchströmung der Nutzungseinheit im Brandgeschoß erfolge durch manuell öffenbare Fenster.
Die Druckbelüftungsanlage des Stiegenhauses zwei (Untergeschoß bis Geschoß sechs) wurde nach dem Räumungsalarmkonzept der TRVB 112 S 04 umgesetzt. Für das Räumungsalarmkonzept ist eine Redundanz der Ventilatoren von 50 Prozent vorgesehen. In den einzelnen Geschoßen werde eine gesicherte Abströmung über automatisch öffenbare Fenster gestaltet. Die Ansteuerung der Abströmung erfolgt geschoßweise.

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Haustechnik