VHF

Nachhaltigkeit mit System

VHF
05.05.2022

Die vorgehängte hinterlüftete Fassade bietet nicht nur in Sachen Gestaltung viele Vorteile. Auch bei Nachhaltigkeit kann das System punkten.
ie VHF punktet in Sachen Nachhaltigkeit nicht nur durch die mögliche PV-Integration, sondern auch durch ihre Funktion als Hitzeschutz.

Lange Lebensdauer, hohe technische Sicherheit und großes Gestaltungspotenzial – die wesentlichen Vorteile der vorgehängten hinterlüfteten Fassade (kurz VHF) liegen auf der Hand. In der Regel aus einer massiven tragenden Wand, einer Unterkonstruktion sowie Zwischenraum für Dämmung und Lüftung bestehend, ergeben sich durch den Hinterlüftungsraum nicht nur Möglichkeiten für eine optimale Feuchtigkeitsregulierung. 

Christoph Kührer, Produktmanager JAF

Besonders die Menschen im klimatisch rauen Alpenraum schätzten die Trennung zwischen Wärme- und Witterungsschutz, die zusätzliche funktionale Sicherheit verleiht. "Hervorragende Leistungen in den Bereichen Energieeffizienz, Schallschutz, Brandschutz und Blitzschutz machen die VHF zu einer Fassadenlösung, die aufgrund ihrer Ausführung besonders langlebig ist", so Produktmanager Christoph Kührer vom Traditionsholzhändler J. u. A. Frischeis (JAF). Die Materialauswahl für die Fassade ist dabei vielfältig, von der Unterkonstruktion aus Holz oder Alu über beliebig wählbare Dämmstärken bis hin zu dekorativen Elementen sind Planer*innen dabei quasi keine Grenzen gesetzt. "Im Bereich der Materialentwicklung und den unterschiedlichen Befestigungssystemen ist in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel passiert", erläutert Kührer. Aufgrund verschiedener Wandaufbauten und Dämmstärken für Fassaden gewinnt die Alu-Unterkonstruktion mehr an Bedeutung und lässt auch Raum für viele Gestaltungsmöglichkeiten. Heute können Dekor, Holzart sowie das Material von vorgehängten hinterlüfteten Fassaden nahezu frei gewählt werden. "Umso wichtiger ist es, ein Systemangebot bieten zu können, bei dem Kunden alles aus einer Hand, schnell verfügbar und am besten montagefertig bekommen."

Dauerhafte und sichere Fassade

Eternit Geschäftsführer Hans-Jörg Kapser

Die vorgehängte hinterlüftete Fassade bietet also einen dauerhaften Schutz des Gebäudes – und das bei langer Lebensdauer und geringer Schadensanfälligkeit. "Anders als bei Wärmedämmverbundsystemen gibt es bei der vorgehängten hinterlüfteten Fassade eine konstruktive Trennung der Funktionen Wärmeschutz und Witterungsschutz", erklärt Eternit Geschäftsführer Hans-Jörg Kasper. "Durch die Luftzirkulation im Hinterlüftungsraum werden Bau- und Nutzungsfeuchte sicher abgeführt, Schimmelbildung im Innenraum wird so vermieden. Dämmung und Wandkonstruktion bleiben dauerhaft trocken." Neben dem optimalen Wärme- und Witterungsschutz und der einfachen Wartung überzeugt das Fassadensystem von Eternit auch durch gute Brandschutz- und Schalldämmeigenschaften. Aber auch ökologische Aspekte werden sprichwörtlich sichtbar: Die Eternit Fassade besteht aus Faserzement, einem besonders natürlichen und nachhaltigen Baustoff. Und durch die frei wählbare Dämmstoffdicke werden U-Werte erreicht, die Plusenergiehäuser auszeichnen und die Vorgaben der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) übertreffen.

Vielseitiges Mauerwerk

Ernst Gregorites, Vorstandsvorsitzender des Österreichischen Fachverbands für hinterlüftete Fassaden

Die vorgehängte hinterlüftete Fassade kann in Zukunft also auch einen wesentlichen Beitrag zur Einhaltung der Klimaziele leisten. "Wir arbeiten derzeit sehr intensiv daran, das Thema Photovoltaik an der VHF weiter auszubauen", so Ernst Gregorites, Vorstandsvorsitzender des Österreichischen Fachverbands für hinterlüftete Fassaden. Schließlich biete sich das System gut an, um Paneele zu integrieren – allerdings gibt es hier Themen, die genauer unter die Lupe genommen werden müssen, wie zum Beispiel der Brandschutz, eine passende Schnittstellenregelung, die Standsicherheit oder auch die Wirtschaftlichkeit des Systems. "Wir sind derzeit mit der PV Austria schon im engen Austausch, um unseren Mitgliedern in Zukunft einen Leitfaden und damit auch verbindliche Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen zu können." Derzeit sind PV-Elemente noch kaum als Bauteil für Häuser zertifiziert, zusätzlich stellen sich einige Fragen in der Umsetzung: Halten alle am Markt befindlichen PV Module den Anforderungen an der Fassade statt – und wie werden die Paneele sicher befestigt? Fest steht: Das Thema wird in Zukunft wesentlich sein, vor allem, wenn es um den Fokus auf Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität im Bereich Gebäude geht. "Der vermehrte Ausbau im Bereich erneuerbarer Energien und der zusätzliche Förderschub von Seiten der öffentlichen Hand erhöht den Druck auf Erbauer, vermehrt auf PV zu setzen", so Gregorites. Auch das Thema Recycling wird stärker in den Mittelpunkt rücken – vor allem, weil sich die VHF aufgrund ihres Aufbaus besonders dafür eignet. "Zusätzlich sieht ja auch die Bauprodukteverordnung vor, dass man zerlegbar bauen soll." Ein Element der vorgehängten hinterlüfteten Fassade ist auch der sommerliche Überhitzugsschutz, der in Zeiten der Erderwärmung wie ein Sonnenschirm Gebäude nicht nur vor hohen Temperaturen schützen, sondern auch die Energiekosten für Klimaanlagen senken kann.

Außenwand perfekt geschützt

Schnelle und einfache Montage durch die Ein-Dübel-Befestigung von Rockwool.

Damit die Wärmeleitfähigkeit im Bereich der Dämmung auch nachhaltig gegeben ist, braucht es einen effektiven Bewitterungsschutz der Außenwand. Im Normalfall kommen Dämmstoffe hinter der vorgehängten hinterlüfteten Fassade nicht mit Wasser in Berührung – allerdings können Bau- oder Lieferverzögerungen dazu führen, dass Wind und Regen den Dämmstoffen zu schaffen machen. Dämmstoffprofi Rockwool hat dabei unter die Lupe genommen, inwieweit sogar eine länger andauernde Bewitterung die Eigenschaften der Fixrock Fassadenplatten beeinflusst. Gemeinsam mit der TU Berlin wurden über einen Zeitraum von drei Monaten witterungsbedingte Einwirkungen wie Sonneneinstrahlung, Schlagregen, Windanströmung oder hygrothermische Einflüsse mit einem Temperaturspektrum von minus 20 Grad Celsius und plus 50 Grad Celsius und Windstärken bis 9 Bft untersucht. Das Ergebnis: Es konnten keine signifikanten Veränderungen an der Dämmung nach Bewitterung festgestellt werden. Weder kam es zu Verfärbungen, Aufwollungen oder Ablösungen, noch haben sich die Werte für die Wärmeleitfähigkeit oder die Dimensionen der Dämmplatten verändert. Nur bei den Werten für die langzeitige Wasseraufnahme gab es geringfügige Veränderungen. Diese lagen jedoch unterhalb der normativen Grenzen. Die Funktionstüchtigkeit der Fixrock-Fassadendämmstoffe bleibt auch bei ungeplanten Verzögerungen und nach dreimonatiger, landestypischer Bewitterung vollständig erhalten. In Sachen Montage sind die Fixrock-Dämmplatten übrigens vielseitig und können entweder mittels Klebeverfahren verlegt werden oder durch eine Ein-Dübel-Befestigung einfach und schnell montiert werden.

Für Sanierung und Renoverierung geeignet

VHF mit integrierter Ökostrom-Erzeugung durch StoVentec Photovoltaics Inlay.

Apropos schnell: Bis zum Jahr 2030 sollen jährlich zusätzlich elf TWh Strom mit PV erzeugt werden – dazu braucht es auch die deutlich rasche Umsetzung von Anlagen auf Dächern und Fassaden. Sto bietet mit den photovoltaisch aktiven StoVentec-Systemen eine Möglichkeit, Gebäudefassaden in ertragreiche Stromlieferanten zu verwandeln. Im heurigen Jahr geht die nächste Generation von vorgehängten hinterlüfteten Fassaden mit integrierter Ökostrom-Erzeugung an den Start. Das auf gerahmten, monokristallinen PV-Modulen basierende System StoVentec Photovoltaics Inlay übertrifft den Wirkungsgrad bisher eingesetzter Modelle um fast 40 Prozent. Der Wechsel der Modultechnologie optimierte außerdem das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die vorgehängte hinterlüftete Fassade besteht aus einer Dämmschicht sowie einer Unterkonstruktion mit patentierten Einlegeschienen. Sie umfassen die PV-Doppelglasmodule und schützen sie gegen seitliches Verschieben. Die neuen Module im Format 1.668 x 994 Millimeter und mit einer Nennleistung von 305 Wp lassen sich sowohl im Hoch- als auch im Querformat montieren. Auch in Sachen Nachhaltigkeit kann sich das System sehen lassen: Die in Europa gefertigten PV-Module lassen sich dank des patentierten Befestigungssystems einfach austauschen. Die Energie, die für die Herstellung der PV-Module nötig ist, amortisiert sich bereits in den Anfangsjahren ihrer Nutzung. Am Ende ihrer Lebensdauer gehen die PV-Module zurück zum Hersteller und werden im Rahmen der Kreislaufwirtschaft für die Herstellung weiterer Produkte verwendet.

Montage auf jedem Untergrund

So sieht Nachhaltigkeit an der Fassade aus: Bauhaus Pottendorf, realisiert mit Figo Quattro.

Die Vorgehängte hinterlüftete Fassade zeigt dabei einen entscheidenden Systemvorteil, die konstruktive Trennung des Wärme- und des Witterungsschutzes garantieren nicht nur Energieeffizienz, Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit, sondern auch Wiederverwend- und Recycelbarkeit. Schon in der Planung eines Bauwerkes oder der Sanierung eines Bestandsgebäudes zeigt sich ein großer Vorteil der vorgehängten hinterlüfteten Fassade. Die umfangreichen bereits am Markt etablierten Systemkomponenten ermöglichen die Montage auf beinahe allen erdenklichen Untergründen, Holz, Stein, Beton, Ziegel oder bestehenden Wärmedämmverbundsystemen. Durch die richtige Wahl der einzelnen Komponenten und der schützenden Außenschicht können die Wartungskosten und Intervalle bereits vorab bewertet werden. Eine gut geschützte tragende Struktur kann damit Jahrhunderte überdauern, durch eine angepasste Dämmstärke bleiben Hitze und Kälte draußen, das spart natürlich auch Energie zum Heizen sowie Kühlen und steigert schlussendlich auch die Lebensqualität. Die Hinterlüftung der VHF sorgt für ein perfektes bauphysikalisches Gleichgewicht und agiert als Pufferzone zwischen Bekleidung und Dämmung. Zum Ende der Lebenszeit der Außenschicht kann diese anschließend sortenrein demontiert werden und der Systemaufbau neuerlich bewertet werden. Sollte dieser einwandfrei intakt sein und somit seine Aufgabe weiterhin erfüllen, kann einfach eine erneute Außenschicht montiert und somit die Gebäudesubstanz wieder langfristig geschützt werden.

Zertifizierte Konstruktion

Bernhard Wieseneder, Rheinzink

Als Vollmaterial, das größtenteils unbeschichtet eingesetzt wird, ist Rheinzink ein Material, das sogar Cradle-to-Cradle-zertifiziert ist. Die Zertifizierung basiert auf der Idee, dass alle Materialien ohne Qualitätsverlust inklusive ihrer Reststoffe wieder zu einem neuen Produkt umgesetzt werden können. "Das sogenannte Upcycling ist mit Rheinzink-Material einwandfrei möglich", so Rheinzink-GF Bernhard Wieseneder. Durch diesen angestrebten technischen und biologischen Kreislauf werden Abfall und eine Belastung der Umwelt vermieden." Neben einer sehr langen Lebensdauer bietet das Vollmaterial nämlich den großen Vorteil, dass nach Erreichen der technischen Lebensdauer eine einfache Demontage und Zerlegung in die Einzelteile möglich ist, was das Recycling erheblich erleichtert. Bei Verbundwerkstoffen und Wärmedämmverbundsystemen ist das ganz anders. "Beim Bauvorhaben Forum Schönbrunn wurde aus genau diesen Gründen die Entscheidung gegen Verbundwerkstoffe getroffen und mit mechanisch eingeklebten Aussteifungsrahmen gearbeitet, die auch nach Erreichen der Lebensdauer einfach von der Deckschale zu lösen sind und so ein problemloses Recyceln ermöglichen." Auch in Sachen Produktion setzt das Unternehmen voll auf Nachhaltigkeit: Der Rohstoff Zink kommt zu über 90 Prozent aus Europa, alle Öfen sind zudem Induktionsöfen. "Den Strom für die Produktion bestellen wir über ein österreichisches Unternehmen, in dessen Strom-Mix keine Kernkraft enthalten ist", so Wieseneder. Zusätzlich liegt der Anteil erneuerbarer Energien im Mix oberhalb des Bundesdurchschnitts und steigt derzeit stetig an.

Lange Lebensdauer für Fassaden

Martin Michlmayr, Sales Manager Roofing Germany&Austria

Aber nicht nur Cradle-to-Cradle ist ein wesentliches Nachhaltigkeitsthema. Zusätzlich beschreibt Cradle-to-Gate das Produktionsstadium beim Hersteller – also den Weg vom Abbau der Rohstoffe bis zur Bereitstellung. "Hier zeigt Edelstahl eine sehr gute Performance", erläutert Martin Michlmayr, Sales Manager Roofing bei Aperam. "Hinzu kommt, dass Edelstahl keine zusätzlichen organischen Beschichtungen für sein Korrosionsverhalten benötigt und eine extrem lange Lebensdauer und ausgezeichnete Lebenszyklusbilanz aufweist." Edelstahlprodukte von Aperam verfügen darüber hinaus über einen der niedrigsten CO2 Footprints in der Branche weltweit. Möglich wird das unter anderem durch einen Mix aus hohen Recyclinganteilen und ressourcenschonenden Herstellprozessen – der Recyclinganteil erreicht bis zu 90 Prozent. Dank einer breiten Produktpalette können Edelstähle in unterschiedlichen Verarbeitungsformen eingesetzt werde: als profilierte oder gelochte Fassadenprofile, Kassetten, Lamellen, Paneele, Schindeln oder als traditionelle Winkelfalzfassaden. In der Umsetzung ist dabei die richtige Kombination aus Werkstoff und Oberflächenausführung entscheidend: Gut reflektierend und für den Einsatz in der Gebäudehülle bestens geeignet ist beispielsweise Uginox Top, eine solarreflektierende, diffus lichtstreuende Oberfläche, die vor allem bei Dächern und Fassaden einen modernen Eindruck hinterlässt. Als Alternative zu dunklen Metalldeckungen, kann Uginox Top auch dazu beitragen, den Hitzeinseleffekt in Städten zu reduzieren. Hochreflektierende Oberflächen wie Uginox Bright spiegeln die Umgebung und sind gut geeignet für Spiegel- und Lichtlenkfassaden sowie Untersichten und Innenhöfe zur Erhöhung der Tageslichtausbeute. Die vorgehängte hinterlüftete Fassade ist mit all ihren Eigenschaften damit nicht nur ein veritabler Alleskönner in Sachen Langlebigkeit und Hitzeschutz – sie zeigt auch, wie effektiv dem Nachhaltigkeitsgedanken von Gebäuden Rechnung getragen werden kann. (dd)