Die Pandemie – Ein Zwischenbericht

Rechtstipp
08.02.2021

Es ist mittlerweile Tradition, dass der erste Artikel des Jahres an dieser Stelle einen etwas anderen (eher unernsten) Blickwinkel einnimmt.

Auch heuer hatte ich viele Ideen, mehr, als hier unterzubringen sind; zum Beispiel die Analyse der Unterschiede zwischen Baumeister und Rechtsanwalt oder das Vergabeverfahren als Gleichnis auf die Reisen des Odysseus. Aber was soll’s, man kann es nicht ignorieren: Es geht um die Covid-19-Pandemie.

Zunächst zeigen die ausgewählten Ergebnisse einer (nichtrepräsentativen, aber doch handverlesenen) Umfrage in der Baubranche Folgendes:

* 17 Prozent der Bauunternehmen haben ihr ­Geschäftsmodell an die Krise angepasst; nicht, wie man glauben sollte, auf den Bau von Krankenhäusern und Impfzentren, sondern auf Produktion und Verkauf von Schutzmasken oder Toilettenpapier.

* Obwohl die Kurzarbeit verbreitet eingesetzt wurde, hat mich keiner angestellt.

* 28 Prozent der Bauherren blieben stur bei der Ansicht, die Auswirkungen lägen allein in der Sphäre der Bauunternehmen, denn das Bauen sei deren Problem und der Bauherr könne schließlich nichts für die Pandemie. Seltsamerweise hat keiner dieser Bauherren staatliche Unterstützungen ausgeschlagen, obwohl sein Geschäft ja auch sein Problem ist und der Staat schließlich nichts für die Pandemie kann.

* 68 Prozent der Bautechniker können Besprechungen per Videokonferenz nicht leiden. Sie zeigen das dadurch, dass sie ihr Mikrofon nicht einschalten, während sie sprechen. (Juristen wiederum haben mehrheitlich kein Problem mit Videokonferenzen; nicht, weil sie so gerne untenrum nackt sind, sondern weil sie gewöhnt sind, dass ihnen niemand zuhört.)

Über (Verschwörungs-)Theorien und Co

Die zweite Betrachtung ist breiter angelegt und hat ergeben, dass viele der – vor allem in sozialen Netzwerken verbreiteten (Verschwörungs-)Theorien der Wahrheit entsprechen:

* Die Demokratie ist gefährdet; zumindest dann, wenn man davon ausgeht, dass Demokratie die schrankenlose Freiheit des Einzelnen bedeutet und der Ausgleich oder Schutz anderer Interessen irrelevant ist. Da dies erkannt wurde, wird demnächst übrigens auch die Straßenverkehrsordnung abgeschafft. Jeder soll selbst schauen, wie er überlebt, wenn er aus dem Haus geht.

* Das Virus ist nicht gefährlicher als die Grippe. Man hat festgestellt, dass das Leben an sich gefährlich ist, jede Differenzierung ist Haarspalterei.

* Bill Gates und George Soros haben das Virus gezüchtet; wenn auch nicht absichtlich im Labor, sondern versehentlich im Zuge ihres ­gemeinsamen Hobbys, nämlich beim Verkauf von lebenden ­Schuppentieren in Wuhan.

* Alkohol schützt tatsächlich vor dem Virus, und zwar nicht nur bei oberflächlicher Anwendung. Der Zusammenhang ist unleugbar: Je mehr man trinkt, desto unwahrscheinlicher ist es, am Coronavirus zu sterben; erstens weil die Wahrscheinlichkeit steigt, sich zu Tode zu saufen (ist auch nicht schön, aber scheint dann zumindest nicht in den Covid-19-­Statistiken auf), und zweitens weil unmäßiger Alkoholkonsum eine Art „natürliche“ Kontaktbeschränkung nach sich zieht.

Der Praxistipp

Wie kommt man möglichst gut durch die Krise? Drei Tipps dazu:

* Wenn Sie von der Herstellung von Bauwerken auf jene von Schutzmasken oder Toilettenpapier umsteigen wollen, bedenken Sie, dass sich Beton nicht sehr gut dazu eignet, vor allem, weil er den Kunden zu schwer ist.

* Trinken Sie in Maßen (damit ist nicht die Mass als Einheit für Trinkgefäße gemeint). Auch wenn es – siehe oben – schützen kann, bedenken Sie doch die Nachteile. Wenn Sie sich jetzt fragen, „Welche Nachteile?“, dann haben Sie wahrscheinlich ohnehin schon ein Alkoholproblem.

* Erfinden Sie etwas, das völlig neue Wege aufzeigt; zum Beispiel, wie man per Videokonferenz Häuser bauen kann. Wenn Sie das schaffen, werden Sie garantiert reich. 

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