Metaller*innen-KV

Löhne steigen – Fiskus freut sich!

Kollektivvertrag
10.12.2021

Von: Redaktion Metall
Geldstücke
Metaller-KV. Industrie, Gewerkschaft und Gewerbe haben sich auf eine Steigerung der Löhne über der aktuellen Inflationsrate geeinigt.

Nach dramatisch inszenierten fünf Verhandlungsrunden haben Metalltechnische Industrie (MTI) und Gewerkschaft im November für 2022 eine satte Erhöhung der Ist-Löhne um 3,55 Prozent vereinbart. Die KV-Löhne und Gehälter steigen mit Jahresbeginn 2022 um drei Prozent.
Kurz darauf kam es auch zur Einigung im Bereich des Metalltechnik-Gewerbes: Hier werden die KV-Mindestgrundlöhne, Lehrlingsentschädigungen und Aufwandsentschädigungen ab 1. Jänner um 3,45 Prozent angehoben, die Ist-Löhne hingegen steigen im Gewerbe nur um drei Prozent. Für Gewerbevertreter Andreas Wirth sind dennoch die Stärkung der Kaufkraft samt Fokus auf den Klimaschutz sowie die Flexibilisierung betrieblicher Arbeitszeitlösungen zentrale Erfolge der diesjährigen Lohnrunde.

Für Lehrlinge attraktiv

"Vor allem der Einsatz für unseren Berufsnachwuchs hat heute echte Früchte getragen. Neben einer Steigerung beim Einkommen um 3,45 Prozent wird es für jeden Lehrling in Zukunft ein Klimaticket geben. Damit fördern wir die Akzeptanz umweltfreundlicher Mobilität bei der jungen Generation und sorgen zugleich für finanzielle Entlastung", betont Andreas Lahner, der gemeinsam mit Andreas Wirth als Vertreter des Metallgewerbes am Verhandlungstisch saß.

Lohn-/Freizeitoptionen

Auch wurde eine unbürokratische Regelung in den Kollektivvertrag aufgenommen, um den Betrieben eine leichtere Festlegung von sogenannten "langen" und "kurzen" Wochen zu ermöglichen. Damit kann unter bestimmten Voraussetzungen jede zweite Woche zu einer Vier-Tage-Woche gestaltet werden. Wiederum verlängert wurde die Möglichkeit einer Freizeitoption. Diese könnte wie schon zuvor gerade in dieser – jetzt wieder kritischen – Zeit ein Mittel sein, auf wechselnde Anforderungen bei schwankendem Arbeitsanfall zu reagieren. Die Freizeitoption ermöglicht – bei Einverständnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern – die Wahl zwischen Lohnerhöhung oder mehr Freizeit. Soll heißen: Die Möglichkeit für Arbeiter*innen, statt der Ist-Lohnerhöhung zusätzliche Freizeit von 4,5 Stunden im Monat zu vereinbaren. Voraussetzung für diese individuelle Freizeitoption ist eine Betriebsvereinbarung.

Staat profitiert

Nicht die Beschäftigten, sondern der Fiskus würde von den Lohnerhöhungen am meisten profitieren, kritisiert hingegen Franz Schellhorn vom wirtschaftsliberalen Thinktank "Agenda Austria". Nach der beschlossenen Lohnerhöhung werden Arbeiter*innen im kommenden Jahr um 2,8 Prozent oder durchschnittlich knapp 70 Euro netto mehr pro Monat auf dem Gehaltszettel sehen. Die Steuer- und Abgabenleistung werde sich dagegen um durchschnittlich 4,4 Prozent oder knapp 100 Euro monatlich erhöhen. Ein ähnliches Bild zeige sich bei den Angestellten: Deren Nettoentgelt steige um 95 Euro, während der Staat 144 Euro monatlich mehr an Steuern und Abgaben kassiere. "Kalte Progression" heißt das, und wegen dieser "schleichenden Steuererhöhung" nehme die Steuerbelastung auch für jene Lohnerhöhungen zu, die nur die Inflation abdecken. [gr]

Lehrlingsentschädigungen

1. Lehrjahr: bisher: 749 Euro, ab 2022: 800 Euro

2.Lehrjahr bisher: 959 Euro, ab 2022: 1000 Euro

3. Lehrjahr bisher: 1255 Euro, ab 2022 1325 Euro

4. Lehrjahr bisher 1675 Euro, ab 2022 1750 Euro

Info

Die Metalltechnische Industrie (MTI) mit ihren 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei besteht nach Eigenangaben zu mehr als 85 Prozent aus Familienbetrieben und beschäftigt mehr als 134.000 Menschen, davon über 7.100 Lehrlinge. Zur Metallindustrie zählt auch die Kfz-Zulieferbranche, einer der zentralen Industriezweige Österreichs. 2020 wurde ein Produktionswert von rund 36 Mrd. Euro erwirtschaftet.
Das Metallgewerbe im weiteren Sinn zählt in 48.000 Betrieben rund 230.000 Beschäftigte, davon 120.000 Arbeiter*innen und mehr als 18.000 Lehrlinge. Der Kollektivvertrag umfasst hier die Berufsgruppen Elektrotechnik, Metalltechnik, Mechatronik, Kfz-Mechanik sowie die Gruppe der Installateure.

Branchen
Metall