Schön saniert: Die Highlights im Trockenbau

Trockenbau
09.04.2018

Zwar steigt die Sanierungsrate an, im Sinne einer urbanen Nachverdichtung besteht aber noch Wachstumspotenzial. Der Trockenbau bietet vielfältige Konstruktionslösungen.
Akustische Ertüchtigung: Rigips konnte mit der "Gyptone Quattro 20" die Nachhallzeit im Klassenzimmer wesentlich verringern.
Akustische Ertüchtigung: Rigips konnte mit der "Gyptone Quattro 20" die Nachhallzeit im Klassenzimmer wesentlich verringern.
Hersteller Knauf verspricht mit der freitragenden Decke D131/K219 Tritt- und Luftschallschutz auf höchstem Niveau.
Bei der Sanierung des Besucherzentrums Schloss Schönbrunn konnten die Fermacell-Gipsfaserplatten ihre Stabilität unter Beweis stellen.

Eine Altbauwohnung mit Charme, ein Geschäftslokal, das Geschichte erzählt, oder eine Gewerbefläche, die an vergangene Zeiten erinnert – die Anziehungskraft historischer Substanzen ist nachvollziehbar. Zusammen mit der von Städteplanern oft geforderten urbanen Nachverdichtung spielt die Sanierung von Altbauten eine immer wichtigere Rolle in der Bauwirtschaft. „Auch der Trockenbau profitiert von der steigenden Sanierungsrate – und mit ihm die Bauherren, Investoren und ­Mieter. Denn wir können so viele qualitativ hochwertige Konstruk­tionslösungen anbieten wie keine andere Bauweise", sagt Gregor Todt, Präsident des Verbands österreichischer Trockenbau-Unternehmungen (VÖTB). Zu verdanken sei das vor allem den Entwicklungen der letzten 15 Jahre, in denen sich der Trockenbau weg vom einfachen Zwischenwändeaufstellen hin zu einem Schlüsselgewerk entwickelt habe. Dachausbauten oder Aufstockungen zum Beispiel, „das alles wäre ohne Trockenbau allein aus statischen Gründen meist gar nicht realisierbar", so Todt.

Akustische Ertüchtigung

Dass der Trockenbau ein Schlüsselgewerk im Baugeschehen ist und zunehmend mehr Verantwortung übernimmt, ist auch Peter Giffinger, Geschäftsführer von Saint Gobain Rigips Austria, überzeugt. „Denken wir nur an den Brandschutz, wo es um die Sicherheit der Menschen geht – der wird in größeren Gebäuden mittlerweile maßgeblich im Trockenbau gelöst. Das Gleiche gilt für den Schallschutz und die Akustik." Für Letztere bietet Rigips das „Gyptone Activ Air"-Rasterdecken-Sortiment an, das über verbesserte akustische Eigenschaften, besonders im Frequenzbereich der menschlichen Stimme, verfügt und darüber hinaus mit einem Luftreinigungseffekt zur Verbesserung der Raumluft ausgestattet ist. „Erst kürzlich haben wir einige Klassenräume im Sacré Coeur Pressbaum damit ausgestattet", berichtet Giffinger. Vor allem die für den Schulbau außergewöhnlich hohen Räume waren für eine erschwerte Sprachverständlichkeit verantwortlich. Mithilfe der „Gyptone ­Quattro 20" – einer Akustiklochplatte mit Quadratlochung auf Basis einer zehn Millimeter starken Gipsplatte mit einem rückseitig auf­kaschierten Akustikvlies, die im gesamten Deckenbereich von der tragenden Decke abgehängt wurde – und der zusätzlichen Anbringung der „Gyptone Instant"-Elemente, die vor allem der Schall­absorption im Rückwandbereich dienen, konnte die Nachhallzeit von mehr als zwei Sekunden auf knapp unter 0,6 Sekunden verringert werden – „die optimale Nachhallzeit für ein Klassenzimmer".

Vielfältiger Einsatzbereich

Auf die stetig wachsenden Anforderungen in der Akustik hat auch Knauf reagiert. „Mit der Knauf Cleaneo Akustik können Decken in kürzester Zeit akustisch nachgerüstet werden, zudem leistet sie mit ihrem eingebauten Luftreinigungseffekt auch einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Raumklimas", sagt Stefan Pointl, Vertriebsleiter bei Knauf Österreich. Erhältlich sind die Platten sowohl mit Schlitzungen, Rund- und Quadratlochung in Reihe angeordnet oder Streulochungen mit unterschiedlichen Lochanteilen. „Mit der „Cleaneo Akustik FF Streulochung RE" sind wir zudem mit einer Gipsplatte mit unterschiedlich großer und nicht linear angeordneter orthogonaler Lochung am Markt vertreten, die es auch erlaubt, vollkommen neue Akzente bei der Deckengestaltung zu setzen." Innovativ zeigt sich der Hersteller für Trockenbausysteme auch dann, wenn es um den Brandschutz geht. Mit dem Knauf ­Fireboard, einer speziell für den Feuerschutz entwickelten Gipsplatte der Baustoffklasse A1 mit einem modifizierten Gipskern und einer Glasfaserummantelung, können Brandwiderstandsdauern von EI 30 bis EI 180 erreicht werden. „Gerade bei Brandschutzlösungen im Bestand, wenn es um die Verkleidung von bestehenden, statisch wirksamen Bauteilen geht, sind individuelle konstruktive Lösungen gefragt, die mit den Knauf-Fireboard-Systemen realisiert werden können", so Pointl. Eigens für Deckensanierungen hat Knauf zudem die freitragende Decke D131/K219 konzipiert. Es handelt sich dabei um eine Unterdecke, die an den Wänden befestigt wird und somit eine Abhängung von der Rohdecke nicht mehr erforderlich macht. „Durch die Entkoppelung von der Altdecke wird das beste Niveau hinsichtlich Tritt- und Luftschallschutz erreicht", erklärt Pointl. Geeignet ist die Decke für Raumbreiten von bis zu fünf Metern und auch dafür, eine Verbesserung des Brand-, Schall-, und Wärmeschutzes zu erwirken.

Trumpf im Denkmalschutz

Angelika Aulinger, Marktraumleitung Österreich und CEE bei Fermacell, sieht trotz steigender Sanierungsraten noch enormes Wachstumspotenzial in diesem Bereich. Vor allem im Sinne der Schaffung von geeignetem Wohnraum müsse die Nachverdichtung in den Städten verstärkt werden. „Die Sanierung im Bestand mit Trockenbaukonstruktionen wäre ein Schlüssel zum Erfolg." Punkten könnten diese nämlich nicht nur mit einer schnellen Bauzeit oder dem geringen Plattengewicht, das die Statik eines Gebäudes­ kaum belastet wird, sondern auch mit einer vielfältigen Einsatzweise. „Bei denkmalgeschützten Fassaden beispielsweise ist eine Wärmedämmung an der Außenwand nicht möglich, weshalb sich diese in die Innenräume verlagert, wo der Trockenbau seine Trumpfkarte ausspielen kann", erklärt Aulinger. „Unsere klassischen Gipsfaserplatten eignen sich als Vorsatzschale mit entsprechender Dämmung ideal für den Innenausbau." Sie bestehen aus recycelten Papierfasern, Gips sowie Wasser und werden ohne weitere Bindemittel unter hohem Druck zu stabilen und geruchs­neutralen Platten gepresst, die sich universell als Bau-, Feuerschutz- und Feuchtraumplatten einsetzen lassen. Wie universell einsetzbar die Platten sind, beweist etwa die Sanierungslösung des Besucherzentrums Schloss Schönbrunn, bei der sie als kreative Deckenkonstruktion mit Lochrastern ausgeführt wurden. Um den strengen Vorgaben der Unesco gerecht zu werden und das historische Gewölbe im Wesentlichen zu erhalten, bestand die Herausforderung darin, gewölbte, doppel­lagige Elemente herzustellen, die auf einer Unterkonstruktion der historischen Stahlkonstruktion, in die zuvor verschweißte Formrohre eingezogen wurden, befestigt wurden. Damit sich die Löcher der Platten beim nachträglichen Biegen nicht vergrößern, wurden sie einzeln zugeschnitten, doppelt verklebt, gebogen und erst dann gefräst. „Nur so konnten wir die Deckenkonstruktion ohne Schwierig­keiten realisieren."

Hersteller Cemix setzt mit seiner gebundenen Fertigdämmschüttung vor allem auf einfache Verarbeitung. Durch die von uns entwickelte Rezeptur, bestehend aus selbstgeschäumten EPS und optimalen Bindemitteln, können Verarbeiter, aber auch Endkunden selbst rasch kleinere große Flächen verarbeiten. Die Wärmeleitfähigkeit von 0,0472 W/mK ermöglicht eine optimale Auf­wertung des zu sanierenden Bauwerks", sagt Klaus Pilz-Wallner, Abteilungsleiter von Cemix Österreich. Geeignet ist die Dämmschüttung sowohl für Gewölbe­füllungen, als Dachboden-, aber auch als Steil- sowie Flachdachdämmung. Die Begehbarkeit nach bereits einem Tag ermögliche zudem zügiges Weiterarbeiten auf der Baustelle. Neben den wärmedämmenden besitze das Produkt aber auch schalldämmende Eigenschaften. „Bei Tests konnten wir in Kombination mit unserem Cemix-Schnell­estrich ER24, der gebundenen Fertigdämmschüttung Cemix Isofloor und der Cemix-Silent-Dämmmatte eine Trittschallminderung von 28 Dezibel erreichen."

Blick in die Zukunft

Dass die Anforderungen an den Trockenbau generell und auch im Bereich der Sanierungen noch steigen werden, steht für den Präsident des VÖTB außer Frage. „Gerade wenn wir in alte Systeme eingreifen und sie durch neue ergänzen oder wenn wir ganze Bauteile herausnehmen und durch neue ersetzen, ist sehr viel Know-how gefragt." Deshalb müsse man vor allem in eine gute Aus- und Weiterbildung des Fachpersonals investieren, das mit den komplexen Anforderungen an den Trockenbau umgehen können muss. Ändern werden sich auch die Kundenwünsche. „Wir gehen davon aus, dass vor allem die Bereiche Schallschutz und Akustik in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden", ist sich Todt sicher. Ein Trend in Richtung schlanke Bauweise mit hochwertigen Materialien sei bei Fermacell-Kunden laut Aulinger ebenfalls zu bemerken. „Aber auch nachhaltige Baustoffe und das Recycling derselben wird in Zukunft eine zentrale Rolle spielen", meint Giffinger.

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