BMI Rooftop Talk

Dachgespräche hoch über Wien

Fachveranstaltung
13.05.2022

Von: Redaktion Dach Wand
Zum zweiten Mal lud BMI Austria zum "Rooftop Talk". Bei diesem Netzwerk-Event für die gesamte Branche präsentierten Expert*innen ihre Ansätze zum Thema "Nachhaltige Dachlösungen". Als würdiger Rahmen diente die MQ Libelle am Dach des Wiener Leopold Museums.
Über 100 Gäste aus sämtlichen Bereichen der Dachbranche folgten dem Ruf zum BMI Rooftop Talk in MQ Libelle am Dach des Wiener Leopold Museums.
Über 100 Gäste aus sämtlichen Bereichen der Dachbranche folgten dem Ruf zum BMI Rooftop Talk in MQ Libelle am Dach des Wiener Leopold Museums.

Endlich wieder Live-Events! Über 100 Gäste aus sämtlichen Bereichen der Dachbranche folgten dem Ruf zum BMI Rooftop Talk: von Architektur und Generalunternehmung über Baugewerbe und Verarbeitung bis zu Wissenschaft und Fachvertretung. Eines der Highlights war die Location selbst: die MQ Libelle im Wiener Museumsquartier. Sie ist ein architektonisch und künstlerisch herausragendes Meisterwerk mit sensationellem Ausblick. Detail am Rande: Beim Bau dieser aufwendigen Flachdachanlage kam auch eine Reihe an professionellen Abdichtungslösungen von BMI Villas zum Einsatz.

Architekt Willi Fürst

Die Libelle als Langzeitprojekt

Den Impulsvortrag hielt Architekt Willi Fürst von Ortner & Ortner Baukunst, der von Beginn an in die Planung und Umsetzung der MQ Libelle involviert war. Die spannende und für die zuständigen Architekt*innen langwierige Reise mit zahlreichen Umplanungen begann bereits 2003 mit einer ersten Studie zu Aussehen, Größe und Kosten eines Aufbaus auf dem Dach des Leopold Museums. Die finale Eröffnung erfolgte nach zahlreichen Umplanungen schließlich 2020. "Was man unbedingt hervorheben muss", so der Architekt. "Hier wurden keine öffentlichen Mittel verbaut, sondern das Museumsquartier hat alles mit eigenen Rücklagen und Darlehen gestemmt."

Zukunftsforscher und Innovationsexperte Michael Dell

Die Zukunft ist technologisch

Die Überleitung auf das Hauptthema des Rooftop Talks "Mit nachhaltigen Dachlösungen die Welt von morgen gestalten" übernahm der Zukunftsforscher und Innovationsexperte Michael Dell. In bewusst kurzweiliger und provokativer Weise zeigte er auf, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt, um Kipp-Effekte beim Klima abzufangen. So ist er sich absolut sicher, "dass Dächer in Zukunft kühlen müssen – zum Beispiel durch Gründachanlagen".
Einen bedeutenden Trend sieht er in "multimodalen Dächern mit verschiedenen Zonen, wie etwa Begrünung, Energiegewinnung oder einem Tümpel". Ohne gewisse Zwänge werde es aber nicht gehen: "Einerseits müssen wir die Gewerbeordnung neu schreiben und Gewerke-Grenzen aufbrechen. Andererseits muss die Bauordnung festlegen, dass bei Neubauten das Dach begrünt und eine Photovoltaik-Anlage montiert werden muss."

Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic Austria

Die Kraft der Sonne nutzen

Genau für Letzteres macht sich Vera Immitzer als Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic Austria stark. Denn um die Klimakrise zu bewältigen, müsse der Anteil von Sonnenstrom bis 2030 von momentan 2,5 Terrawatt pro Jahr auf 13 steigen. Das könne aber nicht nur durch PV-Verpflichtungen für Dächer gelingen. "Um die Steigerung zu ermöglichen, müssen wir auch in die Freiflächen gehen", so Immitzer. "Das ist ein unangenehmes Thema, aber wir werden in Österreich zukünftig Solar-Parks sehen." Das rechne sich auch finanziell: "Wir geben zurzeit täglich (!) 25 Millionen Euro aus, weil wir Strom importieren müssen." Rein technologisch erkennt Immitzer enorme Fortschritte: "Vor zehn Jahren hätten wir nie gedacht, dass wir die Leistung von 250 Watt auf 450 bis 480 erhöhen. Außerdem sind heute nordseitige Module ebenso gang und gäbe wie senkrecht montierte."

Autor, Fotograf und Naturdenker Conrad Amber

Wälder in die Stadt

Noch radikalere Schritte forderte der Autor, Fotograf und Naturdenker Conrad Amber, der auch Gründachanlagen plant und umsetzt. Welchen Effekt Gründächer haben, zeige sich in einer Studie für München: "Würde man dort alle Flachdächer begrünen, würde die Temperatur aufs Jahr gerechnet um zwei Grad sinken." Denn Pflanzen und Bäume erzeugen unter anderem leichte Luftströme, was zu Kühlung und besserer Luftqualität beitrage. "Daher müssen wir unser Verhalten ändern", so der ökologische Vorreiter. "Ja, Verzicht geht. Ja, das kostet Geld. Aber nur eines kommt teurer als Grün – und das ist kein Grün." Daher wünscht sich Amber einen Wettbewerb der Städte um Grünraum.

Wolfgang Hubner, Leiter des Instituts für Flachdachbau und Bauwerksabdichtung (IFB)

Wasser am Dach speichern

Als finaler Speaker widmete sich Wolfgang Hubner dem Thema "Das Dach als Wasserspeicher". Der Leiter des Instituts für Flachdachbau und Bauwerksabdichtung (IFB) verwies darauf, dass es vor 35 Jahren absolut undenkbar war, dass man Wasser am Dach speichern wollte. Allerdings wirke sich die Klimaentwicklung mit zunehmend unvorhersehbaren Starkregen und die voranschreitende Bodenversiegelung auf die Gestaltung zukünftiger Dächer aus. "Wir werden Wasser am Dach speichern und verzögert ableiten müssen."
Hubner stellte auch verschiedene Formen von Wasser-Retention auf Dächern vor und referierte über deren Vor- und Nachteile. Neben der Schutzfunktion werde der Standard für ein Dach im Jahr 2050 so lauten: "Wir müssen die Flächen, die wir haben, auch nutzen – und das wird die Dachfläche sein. Daher sollten wir die Dächer in Zukunft für uns arbeiten lassen und etwas von ihnen zurückfordern."

Eine Podiumsdiskussion mit den Expert*innen, moderiert von Dach Wand Chefredakteurin Birgit Tegtbauer, schloss den informativen Tag ab.

Rege Diskussion zum Schluss

Eine abschließende Podiumsdiskussion wurde von Birgit Tegtbauer, Chefredakteurin des Fachmagazins Dach Wand, moderiert. Beim Ausklang des BMI Rooftop Talks auf der Terrasse der MQ Libelle wurde dann noch eifrig weiterdiskutiert und genetzwerkt. Mit feinstem Fingerfood und köstlichen Getränken ging bei lauer Frühsommer-Abendstimmung ein gelungener Event-Nachmittag zu Ende.
(bt)

Viele weitere Fotos der Veranstaltung sind hier zu sehen.

Netzwerken bis in die Abendstunden am Dach der MQ Libelle.
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