VERANSTALTUNG

Tradition mit Zukunft

Jubiläum
06.12.2022

Am 20. Oktober feierten die Meisterinnen und Meister der Meisterklasse für Maler und Beschichtungstechnik ihr 50-Jahr-Jubiläum.
50-Jahr Jubiläum der Malermeister*innen
Vergangenen Oktober versammelten sich die Malermeister fünfzig Jahre nach ihrem Abschluss im Schloss Leesdorf in Baden, um gemeinsam ihr besonderes Jubiläum zu feiern.

Das Malen ist ein Handwerk mit langer Tradition, nicht umsonst wurden die "historischen und dekorativen Malerhandwerkstechniken" vor rund einem Jahr in die Liste des Unesco-Kulturerbes aufgenommen. Es ist jedoch auch ein Handwerk mit einem breiten Tätigkeitsfeld, denn ein Maler ist nicht nur jemand, der den Pinsel oder Farbroller schwingt. Im Grunde genommen gliedert sich das Berufsbild in zwei Tätigkeitsbereiche: einerseits in das Bemalen, womit der Anstrich beziehungsweise das Aufbringen von Grundier-, Farb- und Lackschichten als Schutz und Verschönerung von Oberflächen gemeint ist, und andererseits in das Beschichten, der Oberflächenbehandlung einschließlich der Vorbehandlung derselben wie etwa das Aufbringen von Grundier-, Farb- und Lackschichten als Schutz oder zum Zwecke der Dekoration. Das klingt sehr komplex – und das ist es auch! All jene Fertigungsweisen setzen somit nicht nur viel handwerkliches Geschick, sondern auch ein breit gefächertes Wissen zu den jeweiligen Techniken voraus. Diese Kompetenzen sind historisch gewachsen und werden seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben. Umso wichtiger ist es daher, von Zeit zu Zeit innezuhalten und die Vergangenheit Revue passieren zu lassen.

Jubiläum mit Tragweite

Selbiges taten auch die Meisterinnen und Meister der Malerklasse und Beschichtungstechnik der Malerschule Leesdorf, die sich im vergangenen Oktober rund fünfzig Jahre nach ihrem Abschluss im Schloss Leesdorf in Baden anlässlich jenes Jubiläums für Feierlichkeiten versammelten. Die Veranstaltung traf auf großes Interesse: So waren Vertreter*innen aus Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark, Kärnten und sogar aus Vorarlberg, Tirol und Südtirol zu Gast. Ihnen wurde eine vielfältige Jubiläumsfeier aus mehreren Vorträgen und einem reichhaltigen Rahmenprogramm geboten. Abgerundet wurden die Feierlichkeiten durch einen von Walter Wurpes präsentierten visuellen Rückblick auf die vergangenen fünfzig Jahre und eine musikalische Darbietung mit Hans Schröpfer an der Ziehharmonika und Magdalena Kasserolle an der Harfe.

Ein Blick in die Zukunft

Neben Landesinnungsmeister Jürgen Kreibich und Präsident Josef Wieltschnik nutzte auch der Direktor der Malerschule Leesdorf, Michael Wagner, die Gelegenheit, um einen Überblick über die Historie des Malerhandwerks zu geben und ein paar Worte an die versammelten Gäste zu richten. Vieles hat sich verändert, seitdem die Jubilare im Jahr 1972 nach dreijähriger Ausbildung die Schule als frischgebackene Malermeister verlassen hatten – und doch ist vieles auch gleich geblieben. Trotz neuer digitaler Technologien und Werkzeuge mit hohem Automatisierungsgrad stehen im Maler- und Beschichtungshandwerk noch immer die handwerklichen Fertigkeiten klar im Vordergrund. Dennoch seien in der Ausbildung heuer zusätzliche Kompetenzen gefragt: "Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit. Doch die Maler und Beschichtungstechniker von morgen sind die Kinder dieser Zeit. Das heißt, wir werden in Zukunft immer mehr gefordert sein, das Gespräch mit der jungen Generation zu suchen und unsere Unterrichtsformen dem aktuellen Stand der Technik anzupassen. Unter anderem wird auch das Building Information Modelling im Malerhandwerk vermehrt Einzug halten", so Schuldirektor Michael Wagner über die Herausforderungen in der Lehre.

Direktor Michael Wagner

Wir werden in Zukunft immer mehr gefordert sein, das Gespräch mit der jungen Generation zu suchen und unsere Unterrichtsformen dem aktuellen Stand der Technik anzupassen

Michael Wagner

Über den Wert von Traditionen

Insbesondere in Anbetracht der Digitalisierung stellt sich die Frage, wie es möglich wird, jene jahrhundertealte Handwerkstradition in eine neue Zukunft zu überführen. Einerseits wird es notwendig, die beschriebenen Kompetenzen durch neue Lehrkräfte ins Haus zu holen. Andererseits gilt es auch, die Ausbildung selbst neu zu gestalten, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. Nicht zuletzt deswegen wurde kürzlich ein neuer Lehrplan entwickelt, der bereits dem Ministerium vorliegt und voraussichtlich im nächsten Jahr in Kraft treten soll. Ziel dessen ist es, die Inhalte in Module zu gliedern, damit Auszubildende die Möglichkeit erhalten, jeweils die für sie relevanten Inhalte und Spezifikationen wählen zu können. Auf diese Weise wird den Schüler*innen eine maßgeschneiderte Ausbildung angeboten. Damit nicht genug: Es soll ihnen überdies die Möglichkeit geboten werden, Kompetenzen abseits der handwerklichen Fähigkeiten zu erwerben. Hierfür dürfte weder an Zeit noch an Kosten gespart werden – darin waren sich alle Anwesenden einig. In diesem Sinne überreichten Karl Freudlinger und Walter Wurpes dem Präsidenten des Gemeinnützigen Vereins der Förderer des Malerhandwerks und seiner Bildungsstätten Josef Wieltschnik einen Scheck in Höhe von achthundert Euro und setzten auf diese Weise ein positives Zeichen für die Zukunft.

Ein Zeichen für die Zukunft
Im Rahmen der Jubiläumsfeier wurde dem Präsidenten des Gemeinnützigen Vereins der Förderer des Malerhandwerks und seiner Bildungsstätten Josef Wieltschnik ein Scheck in Höhe von achthundert Euro überreicht.
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Malerei