Rückblick: Interzum 2019

Messe
28.06.2019

Von: Redaktion Architektur & Bau Forum
Mit einer hervorragenden Bilanz ging am Freitag, den 24. Mai 2019, die interzum, welche als Weltleitmesse für Möbelfertigung und Innenausbau gilt, in Köln zu Ende. Alle zwei Jahre zeigen hier die Hersteller und Zulieferer der Möbelbranche ihre Neuheiten – und damit auch die Trends für die kommenden Jahre.

Vier Tage lang zeigte die interzum als Impulsgeber für die Gestaltung zukünftiger Lebensräume, mit welchen technischen, haptischen und optischen Raffinessen die Möbel von morgen Maßstäbe setzen werden. Mit 1.805 Ausstellern aus 60 Ländern (2017: 1.732 Aussteller aus 59 Ländern) präsentierten so viele Unternehmen wie nie zuvor ihre Innovationen auf rund 190.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Dabei konnte die Messe nicht nur bei den Ausstellern, sondern auch bei den Besuchern in puncto Internationalität deutlich zulegen. Der Auslandsanteil stieg hier auf rund 75 Prozent (2017: 73 Prozent). Insgesamt kamen von den 74.000 Besuchern über 55.000 Besucher aus dem Ausland. „Wir haben unser Ziel, die 70.000 Besuchermarke zu knacken, deutlich übertroffen“, freut sich Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse. „Diese in allen Dimensionen fast schon magische Jubiläumsveranstaltung wird uns allen in Erinnerung bleiben. Hier hat eine Branche auf sehr eindrucksvolle Weise ihre Innovationskraft unter Beweis gestellt“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung weiter.

Positive Resonanz
Damit setzt die interzum ihre beeindruckende Erfolgsgeschichte fort. Seit 2015 stieg die Zahl der Fachbesucher um über 28 Prozent. Auch darum herrschte eine großartige Atmosphäre in den Hallen: Aussteller und Besucher aus aller Welt waren mit der Messe hoch zufrieden. Entsprechend positiv fiel das Fazit der beteiligten Unternehmen aus, die die Spitzenposition der interzum als weltweite Branchenleitmesse eindeutig bestätigten. Neben den Besuchern aus Deutschland lagen Italien, Frankreich, Spanien, Polen, die Niederlande und Großbritannien an der Spitze der europäischen Herkunftsländer. Deutlich mehr Besucher kamen auch aus Asien (plus 22 Prozent), hier besonders aus China (plus 48 Prozent), Mittel- und Südamerika (plus 24 Prozent), Osteuropa (plus 21 Prozent) und Nordamerika (plus 7 Prozent). Die Aussteller berichteten von sehr guten Geschäften und vielen neuen Kontakten in die ganze Welt. In ihrem Jubiläumsjahr ist der interzum aber auch der Spagat zwischen Branchentreff für Fachbesucher auf der einen und Hot Spot für die kreativen Berufe auf der anderen Seite hervorragend gelungen. Dazu haben die vielen inspirierenden Präsentationen der Unternehmen beigetragen.

Ort der Innovationen
Mit den vielfältigen Sonderarealen, Vortrags- und Diskussionsbereichen, Piazzen und Workshops zu disruptiven Materialien, Oberflächengestaltung, Digitaldruck, digitalen Produkten und Materialien, smarten Systemen, mobilen Lebenswelten und neuen Technologien spannte die interzum 2019 für die Besucher einen umfassenden thematischen Bogen über die vielfältigen Zukunftsthemen und Produktinnovationen für das Wohnen von morgen und hat damit besonders in diesem Jahr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie nicht einfach nur eine Zulieferermesse ist, sondern ein 360-Grad-Event, das zeigt, wie wir in Zukunft leben werden und sich damit thematisch in die imm cologne/LivingKitchen und Orgatec einreiht. Zu sehen war das etwa beim Vorarlberger Hersteller Blum, der mit einer interessanten Studie – also einer Art Messe-Prototyp, mit dem auch Publikums-Feedback eingeholt werden soll – für viel Aufmerksamkeit sorgte: In einer nachgebauten Küche wurde demonstriert, wie sich Schubladen, Schränke und Klappen per Sprachsteuerung öffnen lassen. Das klingt ein wenig nach Spielerei, hat aber etwa in Sachen barrierefreier Bedienung viel Potenzial (oder ist einfach praktisch, wenn man etwa gerade ein Kind im Arm hält oder die Hände voll mit den Einkäufen sind).

Smart Home
Hersteller, Architekten und Gestalter konnten neben den Programmen der Möbelzulieferer auch jede Menge neuartiger Werkstoffe, Materialien und Produktionsprozesse entdecken. Nicht dabei fehlen darf das ominpräsente Thema Digitalisierung, das – getragen von der SmartHome-Welle – jetzt auch die Wohnraumgestaltung und damit den Möbelbau voll erfasst. Vor zwei Jahren auf der Interzum klang hier vieles noch nach Zukunftsmusik, nun ist das Thema voll im Markt angekommen. Besonders trifft das etwa auf Beleuchtungssysteme zu. LED-Leuchten und Lichtstimmung lassen sich mittlerweile ganz einfach per Apps steuern, die auch als Schnittstelle zu anderen vernetzten Produkten dienen. Der Beschlägespezialist Häfele etwa baut hier sein Loox-LED-System kontinuierlich aus (auf der Interzum zeigte man die bereits fünfte Generation des Programms) und macht nach der Übernahme der Herstellers Nimbus nun auch den nächsten Schritt vom Licht im Möbel hin zur Raumbeleuchtung.

Bunte Trendvielfalt
Bei den Oberflächentrends sind nach wie vor Schwarz und dunkle Grautöne besonders angesagt, ob matt und mit Anti-Fingerprint-Beschichtung oder auch als edle Hochglanz-Lackoberfläche. Dazu lassen sich Holzoptiken ergänzen, die wahlweise schlicht oder expressiv-rustikal gemasert sein dürfen. Daneben hält die gängige Materialvielfalt mit Beton-, Metall- oder Steinoberflächen(-Dekoren) weiter an – auch diese werden zum Teil noch ausdrucksstärker als bisher, gesehen etwa bei Egger mit weißem Marmor. Auch textile Strukturen kündigen sich als neues Gestaltungselement auf den Möbeloberflächen an. Man merkt schon: Statt eines bestimmten Trends gibt es in Sachen Oberflächengestaltung heute eine bunte Trendvielfalt, bei der sich auch vermeintliche Gegensätze nicht ausschließen, teilweise kombinieren oder als Akzente einsetzen lassen.

Gemäß der Ausrichtung als internationale Zuliefermesse sind die in Köln gezeigten Neuheiten zunächst oft erst für die Industrie verfügbar, bis sie mit etwas Zeitverzögerung in den Fachhandel kommen und dann auch für das Handwerk einsetzbar sind. Manche der gezeigten Produkte waren auch erst im Prototyp-Status zu sehen –  bis zur Markteinführung wird es noch dauern. Dabei lässt sich im Zweijahresrythmus der Messe aber gleichzeitig gut beobachten, wie sich langjährige Trends in kleinen Schritten weiterentwickeln und was die Zukunft in Sachen Gestaltung bringt. 

Die nächste interzum:
4. bis 7. Mai 2021 in Köln

Mehr informationen: http://www.interzum.de

Branchen
Architektur