Dialog Holzbau

Rohstoff- und Energiepreise im Fokus

Holzbau
05.07.2022

Von: Redaktion Dach Wand
Die steigenden Rohstoff- und Energiepreise und deren Auswirkungen auf Holz und Bau standen im Mittelpunkt des diesjährigen Dialogs Holzbau.
Expert*innendiskussion beim Dialog Holzbau in der Johannes Kepler Universität.
Expert*innendiskussion beim Dialog Holzbau in der Johannes Kepler Universität.

Am 27. Juni fand an der Johannes Kepler Universität Linz der Dialog Holzbau 2022 von proHolz OÖ und der Landesinnung Holzbau OÖ statt. Im Fokus standen dabei aktuelle Probleme und Entwicklungen in der Holz- und Baubranche. Hier finden Sie Zusammenfassungen und Videos der wichtigsten Vorträge.

Steigende Rohstoff- und Energiepreise: Auswirkungen auf Holz und Bau

Steigende Preise sind aktuell ein breites Phänomen, das viele Bereiche des Lebens betrifft. Die Lage in den Unternehmen ist nach wie vor gut, aber die Erwartungen trüben sich auch in der Bauwirtschaft ein, wie WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr in seinem Impulsreferat aufzeigte. Er erläuterte die vielfältigen Ursachen für die steigenden Preise und klärte über die komplexen Zusammenhänge auf.
Seine Kernaussagen zusammengefasst: Preisschwankungen gibt es nicht nur bei Holz, sondern bei vielen Baumaterialien wie Stahl, Beton oder Dämmstoffen. Die zuletzt enorm gestiegenen Gaspreise treffen mineralische Baumaterialien wesentlich stärker als Holz. Aus Weißrussland, Russland und der Ukraine wir nur sehr wenig Holz nach Österreich importiert. Holz wird jedoch am Weltmarkt gehandelt. Deshalb können sich globale Entwicklungen wie die Bautätigkeit in den USA und Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine auch hierzulande auf die Holzpreise auswirken.

WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr erklärte die Preissituation der Holz- und Bau-Branche.

Der Experte nimmt an, dass eine CO2-Bepreisung das nachwachsende Baumaterial Holz wirtschaftlich noch attraktiver machen wird. Zudem verfügt Österreich über ausreichend Holz und kann im Land die gesamte Verarbeitungskette bis zur Veredelung in den Holzbau- und Tischlereibetrieben abbilden. Laut einer aktuellen WIFO-Untersuchung sind in manchen Bezirken Österreichs mehr als zehn Prozent der Erwerbstätigen der Forst- und Holzwirtschaft zuzuordnen, im Durchschnitt arbeiten in Österreich rund vier Prozent der Beschäftigten in der Branche. Die Forst- und Holzwirtschaft ist daher gerade jetzt ein bedeutender stabilisierender Wirtschaftsfaktor, besonders in ländlichen Regionen.
Einer auf EU-Ebene diskutierten außer Nutzung Stellung von Wäldern stellte das WIFO in einer im letzten Jahr veröffentlichten Studie ein alternatives Szenario gegenüber: Wenn man in Österreich 1 Mio. Kubikmeter Holz mehr nutzt und im Holzbau einsetzt, entstehen trotz Verdrängungseffekten 80 Millionen Euro mehr Wertschöpfung und 1.400 zusätzliche Arbeitsplätze.

Hier geht es zum Video des Vortrags.

Holzbauten: Ausweg oder Sackgasse?

Holz- und Holzhybridbauten sind bei dem internationalen Büro für Architektur, Städtebau und Gestaltung in Berlin Sauerbruch Hutton seit vielen Jahre ein wichtiger Bestandteil des Portfolios. Jürgen Bartenschlag ist seit 2020 Partner des Büros mit 140 Beschäftigten und Projekten mit einem Gesamtbauvolumen von mehr als einer Milliarde Euro. Beim Dialog Holzbau gab er einen Blick in besonders beeindruckende Projekte seines Unternehmens. "Es muss nicht jedes Hochhaus aus Holz sein", so Bartenschlag, aber derzeit sind zwei von drei Projekten, an denen die Architekt*innen von Sauerbruch Hutton arbeiten, Holz- oder Holzhybridbauten. Einige aktuelle Großprojekte stellte Jürgen Bartenschlag vor. Er erläuterte, dass zuletzt die Unsicherheit, ob und wie die Projekte angesichts höherer Baukosten weitergehen werden, hoch war. Trotzdem gibt er für den Holzbau einen positiven Ausblick. Behördenverfahren würden vermutlich auch aufgrund des in den letzten Jahren gewonnenen Vertrauens und mehrerer Beispielprojekte kürzer.

Hier geht es zum Video des Vortrags.

Jürgen Bartenschlag vom Architekturbüro Sauerbruch Hutton stellte Holzbau-Großprojekte vor.

Podiumsdiskussion: Wieviel darf/soll/muss Holz kosten?

"Der Holzbau nimmt zu", betonte die für Gemeinden zuständige oberösterreichische Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger in der an die Vorträge anschließenden Podiumsdiskussion. Viele Gemeinden würden Holz bei ihren Bauprojekten schon von Anfang an in der Planung berücksichtigen, sagte sie.
Laut Universitäts-Rektor Meinhard Lukas sind sich viele Universitäten ihrer Vorbildwirkung bei ihren Bauprojekten bewusst. Die Johannes Kepler Universität wurde zuletzt für ihre Holzbau-Projekte am Campus in Linz mit einem OÖ Holzbaupreis gewürdigt.
Der Vorsitzende der Kooperationsplattform Forst-Holz-Papier Erich Wiesner wies im Zusammenhang mit dem Holzbau auf eine doppelte Dividende hin: Investitionen im Holzbau schaffen Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen und tragen gleichzeitig zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Mit der Frage, was es brauchen würde, um den Holzbau weiter voranzubringen, schloss die hochkarätige Podiumsdiskussion ab. Kostenwahrheit wäre wohl eine mögliche Lösung. COmuss einen angemessenen Preis haben, den Rest erledigt der Markt.

Hier geht es zum Video der Podiumsdiskussion.
(bt)

Podiumsdiskussion (v. l.): Moderator Wojciech Czaja, Architekt Jürgen Bartenschlag, LR Michaela Langer-Weninger, JKU Rektor Meinhard Lukas, FHP Vorsitzender Erich Wiesner, WIFO Direktor Gabriel Felbermayr.