Vöbu Fair & ÖGT

Aller guten Dinge sind drei

Im dritten Anlauf hieß es nun endlich "Vorhang auf" für den Treffpunkt der Geotechnik- und Spezialtiefbaubranche.
Vöbu Fair und der ÖGT.
Fachsimpeln, Austauschen und Netzwerken – die Geotechnik- und Spezialtiefbaubranche traf sich auf der Vöbu Fair und der ÖGT.

Mit etwas Verzögerung traf sich die heimische Tiefbaubranche Mitte April unter dem Motto "Unwägbarkeiten in Planung & Ausführung" in Wien. Sichtlich genoss man das Netzwerken auf der zwölften Vöbu Fair wie auf der 13. Österreichischen Geotechniktagung. Der Bedarf an fachlichem Austausch war dringend gegeben, wie auch Thomas Pirkner, Geschäftsführer der Vöbu, feststellte: "Trotz der Verschiebungen und Einschränkungen konnten wir 66 Aussteller und rund 1.000 Teilnehmer an zwei Tagen begrüßen, für uns in Anbetracht der Gesamt­situation ein beachtlicher Erfolg."

Die dort vertretenen Unternehmen präsentierten ihre Produkte und Dienstleistungen rund um spezifische Baumaterialien, Geotextilien, Brunnenbau- und Bohrtechnik, Maschinen-, Mess- und Werkzeugtechnik, Munitionsbergung, Planungsbüros und Spezialtiefbau. Eine Wasserverkostung, organisiert von den österreichischen Brunnenbaumeistern, lockte zusätzlich viele Besucher*innen an. "Wir freuen uns sehr, dass uns trotz der anfänglichen Hürden zahlreiche Teilnehmer die Treue hielten", bilanziert Vöbu-Präsident Andreas ­Körbler zufrieden die Messe. "Wir konnten viele gute Gespräche führen, genau dafür ist diese Veranstaltung auch da. Es herrschte gute Stimmung, und die wirklich spannenden Vorträge waren auch für mich wieder ein Highlight." Neben komplexer geotechnischer Fachsimpelei führte man auch von weniger erfreulichen Themen beherrschte Gespräche: Explodierende Kosten, die schwierige Rohstofflage und der mehr als latente Fachkräftemangel machen auch vor den Spezialtiefbauunternehmen nicht halt. 

Es fehlt an allen Ecken

Egal ob Seilbagger von Sennebogen oder Laser und Maschinensteuerung von Trimble, die Lieferzeiten für viele Geräte verlängern sich derzeit um mehrere Monate – sofern sie überhaupt noch erhältlich sind. "Einzelne Modelle sind derzeit ausverkauft", berichtet Walter Fischer vom Sennebogen-Vertriebspartner IBS Baumaschinen. Auch Sitech kämpft mit der Verfügbarkeit, obwohl Geschäftsführer Johann Bosch noch vorausschauend sein Lager gefüllt hat. Auf den brandneuen Laser, der eigentlich längst am Markt sein sollte, ­müssen die Kunden noch länger warten. "Das hängt nicht unmittelbar mit dem Ukraine-Krieg zusammen, es fehlen nach wie vor einzelne Komponenten", berichtet Bosch.

Auch beim Pfahl- und Rohrprofi Tiroler Rohre steht derzeit die Materialbeschaffung im Fokus. "Wir verwenden zwar ausschließlich Recyclingmaterial für unsere Produkte, aber auch der Eisenschrott ist mittlerweile Mangelware", erklärt Erich ­Steinlechner, Geschäftsbereichsleiter Pfahlsysteme. Einen Vorteil hat der Pfahlproduzent aber gegenüber anderen Unternehmen. Bereits vor einigen Jahren hat der Hersteller in der Produktion von Gas auf Strom umgestellt und eine 9.000 m2 große Photovoltaikanlage installiert. "Das zahlt sich jetzt aus", freut sich Steinlechner. Vorausschauende Eigeninitiative hat sich auch beim Spundwandexperten Hirnböck ausgezahlt. "Die Lager wurden gefüllt – für die nächste zwei bis drei Monate ist das Material gesichert", berichtet Jürgen Wagner. Um den Materialfluss weiterhin zu gewährleisten, kümmere man sich großteils selbst um die Logistik. 

Personal händeringend gesucht

Ein weiteres Problem der Branche ist aktuell der akute Fachkräftemangel. "Wir fahren unsere Produktion aktuell unter Volllast, kommen aber trotzdem immer wieder in Verzug", erklärt Reinhard ­Taschner, Verkaufsleiter im Bereich Seil und Sicherheit bei ­Teufelberger. "Einerseits suchen wir schon unter normalen Umständen händeringend nach Fachkräften, andererseits macht sich dies noch stärker bemerkbar, wenn aufgrund von ­Corona ganze Kleingruppen ausfallen."

Dieses Problem zieht sich durch alle Bereiche, wie auch Gerhard Pühringer bestätigt. "Egal ob in unserem Produktionswerk in Italien oder hier in Österreich, wir suchen stetig nach qualifizierten Mitarbeitern", so der Fontana-Prokurist.

13. Österreichische Geotechniktagung

Carla Fabris (2. v. r.) und Joachim Wagner (2. v. l.) durften sich über den Österreichischen Grundbaupreis 2022 freuen, der von Dieter Adam (TU Wien, l.), Helmut Schweiger (TU Graz, r.) und Klaus Meinhard, als Vertreter des heurigen Sponsors Porr, verliehen wurde.
Carla Fabris (2. v. r.) und Joachim Wagner (2. v. l.) durften sich über den Österreichischen Grundbaupreis 2022 freuen, der von Dieter Adam (TU Wien, l.), Helmut Schweiger (TU Graz, r.) und Klaus Meinhard, als Vertreter des heurigen Sponsors Porr, verliehen wurde.

Bereits zum 13. Mal fand die Österreichische Geotechniktagung statt, und auch hier merkte man, wie sehr der Austausch der Branche gefehlt hat. Das Spektrum der Themen war auch dieses Jahr breitgefächert – von Spezialtiefbau im Kraftwerksbau über Anker und Mikropfähle bis hin zu innovativen Ansätzen in der Geotechnik wurde alles beleuchtet. Der diesmal von der Porr gesponserte erste Grundbaupreis ging an Carla Fabris für ihre Dissertation "Numerical Study on Pullout Tests of Ground Anchors Monitored with Fibre Optic Sensors", über den zweiten Preis konnte sich Joachim Wagner für seine Diplom­arbeit "Großmaßstäbliche axiale Belastungsversuche an Großbohrpfählen im typischen Wiener Baugrund" freuen. 

Branchen
Bau