x-LArch Konferenz 2018: Gestaltung des öffentlichen Raums

Konferenz
09.05.2018

Von: Redaktion Architektur & Bau Forum
Von 7.-9. Juni findet in Wien unter dem Titel PARK POLITICS eine Konferenz zum Thema Landschaftsarchitektur und öffentlicher Raum statt. x-LArch 2018 ist die 5. Ausgabe einer internationalen Konferenzreihe, die vom Institut für Landschaftsarchitektur an der BOKU Wien unter der Leitung von Lilli Lička veranstaltet wird. Zahlreiche ExpertInnen aus Landschaftsarchitektur, Design, Urbanismus, Geographie, Politikwissenschaft und Soziologie werden erstmals die gesellschaftlichen Zusammenhänge untersuchen, die für Design, Nutzung und Management von Parks als öffentlichem Raum ausschlaggebend sind. 
Tiger im Donaupark
Tiger im Donaupark

Die Politik ist tot – es lebe die Politik!

Es ist an der Zeit die Rolle der Politik für die Gestaltung des öffentlichen Raums zu betrachten. In der post-politischen Ära hat sich vordergründig die Ökonomie als leitende Rationale für seine Gestaltung durchgesetzt: Errichtungs-, Pflege- und Erhaltungskosten spielen eine dominante Rolle. Andererseits findet genau hier eine Re-Politisierung statt, die sich nicht zuletzt im Park zeigt. In den dichter werdenden und wachsenden Städten ist die Frage, wem welcher Frei-Raum zugestanden wird, ausschlaggebend für die Art des Zusammenlebens. Parks sind lebensnotwendige öffentliche Räume. Ihre Gestaltung, ihre Erhaltung und ihre Benutzung folgen sichtbaren und unsichtbaren Regeln, die von der Politik bestimmt werden.

X-LArch stellt Freiräume in den Mittelpunkt

Im Park schlagen sich gesellschaftliche Leitbilder nieder, ganz gleich ob Verhaltensnormen oder Auffassungen über den richtigen Umgang mit Natur. Landschaftsarchitektur ist als eine die Umwelt gestaltende Disziplin hierbei ähnlichen Rahmenbedingungen unterworfen wie andere kreative Produktionsprozesse. Die Konferenz geht der Frage nach, welche Regeln sich in der Gestaltung niederschlagen, wer sie formuliert und auf welchen ideellen Fundamenten sie stehen. Die Suche nach dem politischen Subtext der (Park-)Gestaltung soll Anhaltspunkte dafür erörtern, wie Ideale und Konzepte für ein gut funktionierendes und gerechtes Zusammenleben umgesetzt wurden und werden können.

Wie sich das Politische im Raum ausdrückt 

Der Schweizer Grafikdesigner Ruedi Baur setzt sich mit Fragen der territorialen Identität auseinander und zeichnet für internationale Projekte der Signaletik und des Corporate Design, wie für die Stadt Lyon, verantwortlich. Seine kritische Designforschung an der Schnittstelle von Theorie und Praxis zeigt die Gestaltung des öffentlichen Raumes als Ausdruck von gesellschaftlichen Bedingungen und Spiegel politischer Vorgaben. Eine gesellschaftskritische Perspektive bringt auch Bernd Belina ein, Geograph an der Frankfurter Goethe Uni, der sich im Rahmen einer politischen Geographie und kritischen Kriminologie mit Fragen von Regulierung und Überwachung des öffentlichen Raums auseinandersetzt, wie es Wien gerade am Praterstern diskutiert oder exekutiert wir.

Funktionierendes Zusammenleben fördern

Wie ein partizipatorischer Umgang aussehen kann, berichtet die amerikanische Künstlerin Emily Eliza Scott, die derzeit an der ETH Zürich forscht. Mit ihrem Kunstkollektiv Los Angeles Urban Rangers hat sie ortsspezifische Programme zur gebauten Umgebung entwickelt, welche die Landschaftsarchitektur um eine konzeptionell-künstlerische Dimension erweitert. Vom Londoner Landschaftsarchitekturbüro J&L fragen Johanna Gibbons und Neil Davidson nach der sozialen Dimension von Freiräumen, wenn etwa in der Nachbarschaft von teuer gehandelten Olympia-Arealen sozial schwächere Gruppen ins Hintertreffen geraten. Sie setzen auf sozialen Ausgleich und kleine Strukturen bei hohem gestalterischem Anspruch, eine Herangehensweise, die auch für die Nachbarschaft des Wiener Sonnwendviertels Vorbildwirkung entfalten könnte. Aus der Praxis der heimischen Landschaftsarchitektur berichtet Isolde Rajek. Sie hat mit ihrem Büro rajek barosch in einem Studien-Team für die Neugestaltung der Per-Albin-Hansson Siedlung im Rahmen der IBA 22 einen konzeptionellen Ansatz entwickelt, der den ursprünglichen hohen politischen Anspruch an die Qualität des Wohnens dauerhaft auf die umgebenden Grünräume erweitern soll. 

Club Med, Girona, Gleisdreieck Berlin – Great City Parks

Einen sozialen Zugang zum öffentlichen Raum zeigt auch der katalanische Landschaftsarchitekt Martí Franch Batllori, der, nachdem er mit dem aufsehenerregenden Rückbau einer Club-Med-Anlage eine Reihe von Preisen erringen konnte, ein partizipatives Projekt zur Transformation des Grüngürtels rund um die Stadt Girona und damit den mutigen persönlichen Paradigmenwechsel vom distanzierten gestalterischen Anspruch zur prozesshaften Herangehensweise realisierte. Ähnliches wird Leonard Grosch vom Atelier-Loidl in Berlin berichten, der mit dem Park am Gleisdreieck auf einen von einer Bürgerinitiative angestoßenen 15 Jahre dauernden Realisierungsprozess zurückblicken kann, der sich vor allem durch die Verteidigung des Freiraumes und die Bewahrung eines Restes Wildnis inmitten der gestalteten Parklandschaft auszeichnet. Wird der Nordbahnhof halten, was das Gleisdreieck verspricht? Den Schlusspunkt setzt Samstagmittag der kanadische Stadtforscher und Landschaftsarchitekt Alan Tate, der als Verfasser des Standardwerks ‚Great City Parks‘ den Bogen der Park Politics zu schließen vermag.

Internationale Parks und Wiener Exkursionen

Nach drei Tagen intensiver theoretischer Auseinandersetzung mit 6 Keynotes, 8 Sessions und 29 Vorträgen die von Ankara über Bangkok und Brasilien bis nach Medellín, Oslo und Tel Aviv reichen, geht’s hinaus in die wirklichen Parks. Zwei Exkursionen führen zur Donau und nach Favoriten, wo Dagmar Grimm-Pretner und Ulrike Krippner vom ILA und der Künstler Hannes Gröblacher historische wie aktuelle Einblicke in die Gestaltung der städtischen Flusslandschaft und das Ende des Arbeiterbezirkes geben werden. Noch ein wirklicher Park wird eine Rolle spielen, dann nämlich wenn der Garten des Palais Schönborn den festlichen Rahmen für die abendliche Garden-Party abgibt, schließlich hat im 19. Jahrhundert die BOKU selbst in diesem Gebäude residiert.

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