Günther Murauer

"Die Zukunftschance liegt in der Dachsanierung"

Dachbranche
17.04.2024

Das Steildach hat es gerade schwer, das Nutzdach hingegen ist das Juwel der Bausaison 2024, meint Günther Murauer, Geschäftsleiter von Bauder in Österreich. Trotz der herausfordernden Zeiten ist er zufrieden mit der Auftragslage. Und blickt in eine spannende Zukunft – für das Unternehmen und sich persönlich.
"Unsere größte Zukunftschance im Dachhandwerk liegt eindeutig in der Sanierung von Bestandsdächern, um sie in nachhaltige Dachkonstruktionen zu transformieren", Günther Murauer Geschäftsleiter Bauder Österreich.
"Unsere größte Zukunftschance im Dachhandwerk liegt eindeutig in der Sanierung von Bestandsdächern, um sie in nachhaltige Dachkonstruktionen zu transformieren", Günther Murauer Geschäftsleiter Bauder Österreich.

Das Jahr 2024 läuft gerade in der Baubranche sehr verhalten an. Wie schätzen Sie die Situation ein? Wie wird sich die Bausaison 2024 besonders für die Dachbranche entwickeln?

Günther Murauer:Die Situation im Bereich der Dachbranche bietet ein Panorama voller Herausforderungen und Chancen, das es zu navigieren gilt. Beginnen wir mit den Steildächern, jenem traditionellen Symbol des Privathausbaus, das sich gegenwärtig in unruhigen Gewässern befindet. Hier spüren wir den Gegenwind einer angespannten Marktsituation, die vor allem durch Zurückhaltung im Privatsektor gekennzeichnet ist.
Auf der anderen Seite des Dachs, im Bereich der Flachdächer, erleben wir eine ganz andere Geschichte. Hier herrscht im Wesentlichen Kontinuität, insbesondere bei gewerblichen, industriellen und kommunalen Bauten. Dies ist ein Bereich, der Stabilität und Wachstum verspricht. Es ist, als würde das Flachdach uns sagen: "Auf mich ist Verlass, ich bin das solide Fundament in stürmischen Zeiten."
Doch das eigentliche Juwel der Saison 2024 ist der gesamte Nutzdachbereich. Gründächer, Photovoltaikanlagen und Wasserretentionssysteme sind mehr als nur Bauelemente. Sie sind Manifestationen einer Zukunft, in der Nachhaltigkeit und Technologie Hand in Hand gehen. Die Chancen hier sind enorm. Gründächer, die nicht nur die Luftqualität verbessern, sondern auch einen Beitrag zur Biodiversität leisten. Photovoltaikanlagen, die das Sonnenlicht einfangen und in saubere Energie umwandeln. Wasserretentionssysteme, die jeden Tropfen Regen wie einen Schatz behandeln – all dies sind Beispiele dafür, wie Dächer zu mehr werden können als nur zu einem Schutz über unseren Köpfen.

Erachten Sie das "Baupaket" der Regierung als ausreichende Maßnahme, um der Bauwirtschaft wieder Auftrieb zu geben?

Es markiert definitiv einen wichtigen Schritt nach vorn. Doch müssen wir realistisch bleiben – die wahren Effekte dieses Pakets entfalten sich in ihrer vollen Kraft wohl erst ab Mitte 2025. Angesichts der langen Vorlaufzeiten von der Planung über die Genehmigung bis hin zum Baustart ist Geduld gefragt, bevor wir die Früchte dieser Initiative ernten können.

Wie geht es dem Unternehmen Bauder in diesen herausfordernden Zeiten? Musste die Produktion an eine geringere Nachfrage angepasst werden?

Trotz der herausfordernden Zeit weist unser Unternehmen eine zufriedenstellende Auftragslage auf, mit guten Zuwächsen in bestimmten Segmenten. Die allgemeine Baukrise hat am Markt zu einer gewissen Preispanik geführt, die auch den Dachsektor in einigen Bereichen erheblich trifft. Die Marktdynamik setzt zwar unsere Erträge unter Druck, doch unsere Anpassungsfähigkeit und die solide Nachfrage helfen uns, diesen Herausforderungen zu begegnen.

Unsere größte Zukunftschance im Dachhandwerk liegt eindeutig in der Sanierung von Bestandsdächern, um sie in nachhaltige Dachkonstruktionen zu transformieren.

Günther Murauer Geschäftsleiter Bauder Österreich

Bauder war mit einem großen Messestand auf der Fachmesse Dach+Holz in Stuttgart vertreten. Wie haben Sie die allgemeine Stimmung empfunden? 

Optimistisch und zuversichtlich! Mit unserem großen Bauder-Messestand war die allgemeine Stimmung bemerkenswert positiv und erinnerte an die Zeit vor der Corona-Pandemie. Es hat sich gezeigt, dass unsere Messebeiträge genau den Puls der Zeit trafen. Das hohe Interesse an unseren Produktneuheiten, insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit am Bau mit Lösungen wie unsere herbizidfreie, wurzelfeste Bitumen-Dachbahn BauderDiamant und unsere nachhaltige Dachwärmedämmung BauderEco, bestätigte, dass dieses Thema zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Welche Produkte bzw. Innovationen wurden in Stuttgart außerdem am meisten nachgefragt?

Bei Bauder setzen wir stark auf Nachhaltigkeit und Innovation, was sich in Produkten wie BauderEco widerspiegelt, einem umweltfreundlichen Dämmstoff, der Effizienz und Ökologie verbindet. Im Bereich der Nutzdächer bieten wir Lösungen für Gründächer und Photovoltaiksysteme, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch funktional und nachhaltig sind. Mit BauderSecutec haben wir zudem eine Absturzsicherung im Angebot, die höchste Sicherheitsstandards erfüllt und dabei einfach in der Handhabung ist. Unsere Bemühungen um rückbaubare Dachsysteme unterstreichen unser Engagement für die Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit im Bauwesen.

Wo sehen Sie den größten Zukunftsmarkt für das Dachhandwerk?

Unsere größte Zukunftschance im Dachhandwerk liegt eindeutig in der Sanierung von Bestandsdächern, um sie in nachhaltige Dachkonstruktionen zu transformieren.

Unser Produktionswerk in Bruck wird ausgebaut. Ein Highlight ist der Start unseres Polyurethan-Dämmstoffwerks diesen Sommer, das modernste seiner Art in Europa.

Günther Murauer

Bei Bauder Österreich wird sich in den nächsten Monaten bzw. im nächsten Jahr einiges verändern. Im Herbst 2024 ist eine Erweiterung im Werk Bruck in Niederösterreich geplant. Worum handelt es sich?

In den nächsten Monaten und insbesondere im Herbst 2024 steht Bauder vor einer spannenden Erweiterung: Unser Produktionswerk in Bruck wird ausgebaut. Ein Highlight ist der Start unseres Polyurethan-Dämmstoffwerks diesen Sommer, das modernste seiner Art in Europa. Dies ermöglicht es uns, unseren Kunden in Österreich und Südosteuropa hochwertigen BauderPIR Dämmstoff "made in Austria" anzubieten – ein Meilenstein, auf den wir sehr stolz sind.

Sie selbst werden 2025 in den wohlverdienten Ruhestand wechseln und bereiten die Übergabe bereits vor. Wollen Sie uns schon etwas darüber erzählen?

Sehr gern! Die Vorbereitung auf meine Pensionierung und die Übergabe meiner Verantwortungsbereiche ist bereits im Gange und wird bis Ende 2025 sorgfältig umgesetzt. Bei uns ist es üblich, dass solche Übergänge wohlorganisiert und reibungslos erfolgen. Wir haben das große Glück, dass wir für die Nachfolge auf hochkompetente und erfahrene Mitarbeitende aus unseren eigenen Reihen setzen können – eine interne Nachbesetzung steht schon bereit. Freuen Sie sich auf spannende Neuigkeiten!

Wenn Sie auf die vielen Jahre zurückblicken, die Sie für Bauder tätig sind – was waren Ihre persönlichen Highlights?

Gute Frage! Drei wesentliche Meilensteine haben meine Zeit bei Bauder besonders geprägt: Zunächst die Errichtung unseres Bitumenwerks in Bruck an der Leitha im Jahr 2016, was für uns den Wandel vom Importeur zum Industrie-Hersteller in Österreich markierte – ein echter Meilenstein. Dann die Erweiterung unseres Werks, die uns 2024 zu einem bedeutenden Player im Dachdämmmarkt aufsteigen lässt. Und schließlich die Implementierung unseres Unternehmensleitbildes, das sich als unverwechselbarer Wettbewerbsvorteil und als Zeichen unserer #BesteMannschaft erwiesen hat.

Im Jahr 2025 feiert Bauder Österreich sein 40-jähriges Jubiläum. Was waren die Meilensteine in diesen vier Jahrzehnten?

Das Jahr 2025 markiert für Bauder Österreich ein ganz besonderes Jubiläum, unser 40-jähriges Bestehen. Diese vier Jahrzehnte waren gespickt mit zahlreichen Meilensteinen, von bahnbrechenden Produktinnovationen bis hin zu entscheidenden strategischen Weichenstellungen, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Lassen Sie sich überraschen, was wir für dieses Jubiläumsjahr alles geplant haben.

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