Energie

Nachhaltig Wärme erzeugen

Nachhaltigkeit
19.04.2022

In der steirischen Tischlerei Königshofer setzt man seit vierzig Jahren auf eine vollautomatische Holzspanheizung, die mit dem eigenen "Holzabfall" betrieben wird.
Tischlerei Königshofer

Die Tischlerei Königshofer im steirischen Ort Ratten, Bezirk Weiz, feiert im nächsten Jahr ihr hundertjähriges Bestehen. Heute führen die beiden Brüder und Tischlermeister Michael, als Geschäftsführer, und Peter Königshofer, als Werkstättenleiter, den Betrieb bereits in vierter Generation. Der Schwerpunkt liegt in der Möbeltischlerei. Die Kundschaft kommt aus ganz Österreich, knapp drei Viertel aus dem Privatbereich. Zwölf Mitarbeiter, darunter zwei Lehrlinge, planen und fertigen Wohn- und Geschäftseinrichtungen. Die Aufträge laufen nach der 3D-Planung fast vollautomatisch durch den gesamten Produktionsprozess. Vor knapp fünf Jahren hat man drei neue Maschinen von Biesse angeschafft, eine Plattensäge, eine Kantenanleimmaschine sowie ein CNC-Bearbeitungszen­trum. Werkstättenleiter Peter Königshofer: "Wir fertigen alles selbst, haben also eine hundertprozentige Wertschöpfung. Damit sind wir unabhängig und können flexibler auf Änderungen reagieren."

Königshofer
Die Tischlerei Königshofer realisiert sowohl private als auch gewerbliche Projekte in ganz Österreich. Im Bild eine Küche im privaten Wohnraum in Weiß matt.

Autarke Energieerzeugung

Königshofer/Kurri
Seit der Installation hat die Heizanlage fast vier Jahrzehnte lang zuverlässig Wärme erzeugt. Auch wenn der Heizkessel immer noch einwandfrei funktio­niert, wird er nun getauscht: Die aktuellen Leistungsanforderungen werden nicht mehr erfüllt.

In einer Tischlerei fallen täglich ordentliche Mengen Holzabfall an, wie Holzspäne, Schleifstaub sowie Reste von Spanplatten, die man sammeln, zwischenbunkern und danach sinnvoll thermisch verwerten kann. So setze die Tischlerei Königshofer bereits 1983 auf eine umweltfreundliche Biomasse-Heizung, um Wärme für den gesamten Betrieb zu erzeugen. Damals war es noch Franz Königshofer, der das von Ernst Kurri entwickelte gleichnamige System Kurri kaufte, um vollautomatisch heizen zu können, was zuvor nicht möglich war. Einige Jahre später, konkret 1990, wurde eine Zellenradschleuse nachgerüstet, die aufgrund der damaligen Bauvorschriften nach TRVB H 118 (Technische Richtlinien für den vorbeugenden Brandschutz, von Kurri damals mitentwickelt) notwendig war.

Seit der Installation ist die Heizanlage fast vier Jahrzehnte praktisch reibungsfrei gelaufen. "Daran sieht man, dass wir ein technisch stabiles Produkt entwickelt haben. Und wir bauen unsere Anlagen auch heute noch unter denselben robusten, langlebigen Qualitätskriterien. So kann der Anwender erwarten, dass sein Heizkessel, wenn er wie bei Königshofer ordentlich gepflegt und gewartet wird, für viele Jahrzehnte zuverlässig hält", sagt Ernst Kurri.

Keine Explosionsgefahr

Königshofer/Kurri
Gefahrlose Befüllung von unten nach oben: Die Senkrechtförderschnecke, die in einem offenen Käfig geführt wird, verhindert die Entstehung von explosionsgefährlichen Luft-Staub-Gemischen. 

Im Laufe der Jahre entwickelten sich der Explosionsschutz und damit auch die Anforderungen an die Entstaubungs- und Filteranlagen der Absaugungen weiter. Durch neue Richtlinien waren die steirischen Tischler daher gezwungen, eine neue Filteranlage zu installieren. Zugleich stellte sich die Frage, wie man aus der Filteranlage den bestehenden, gemauerten Silo befüllen kann, der bei einer Neuzulassung den Explosionsschutz-Richtlinien nicht mehr entsprochen hätte.

Königshofer/Kurri
Mit der Silobefüllanlage (vorne) entspricht man den Sicherheitsvorschriften und darf ein bestehendes Silo weiter betreiben. 

Ernst Kurri trat an die Familie Königshofer mit einer Entwicklung heran, die auch patentiert wurde: Von der Filteranlage wird das abgesaugte Material über eine Atex-geprüfte Zellenradschleuse an die Silobefüllanlage übergeben. Die Transportschnecke fördert das Material in die Senkrechtförderschnecke, die in einem offenen Käfig geführt wird. Damit erfolgt die Befüllung von unten nach oben, was eine Aufwirbelung des Materials zuverlässig verhindert, damit kein explosionsgefährliches Staub-Luft-Gemisch entsteht. Die Umfangsgeschwindigkeiten der Schnecken sind so ausgelegt, dass weder Funken oder sonstige Zündstellen entstehen können. Auch wenn das Material am Schüttkegel innerhalb des Silos abrutscht, wird kein Staub aufgewirbelt. Damit entspricht man den Sicherheitsvorschriften, um ein bestehendes Silo weiterhin betreiben zu dürfen.

Anerkannte Lösung

Viele Leute hätten nicht an diese Lösung nicht geglaubt, erinnert sich Kurri: "Doch der damalige Firmenchef Rudolf Königshofer und ich haben konsequent daran gearbeitet, zahlreiche Unterlagen und Gutachten vorgelegt. Obwohl wir sehr viel Zeit mit den Behörden verbracht haben, haben wir dabei trotzdem die Nerven nicht verloren. Heute sind wir mit unserer konstruktiven Lösung offiziell anerkannt und dürfen diese Silobefüllanlagen in Österreich errichten."

In der Zwischenzeit habe man schon mehrere Kunden in Oberösterreich, der Steiermark, Niederösterreich und dem Burgenland überzeugen können, weitere Bundesländer sollen demnächst folgen. "Wir ermöglichen, dass die Tischler ihre bereits bestehenden Silos weiter betreiben dürfen und keine teure Umbauten brauchen oder sogar ganze Anlagen wegreißen müssen", sagt Kurri. Und so lautet "die Botschaft" an die heimischen Tischlereibetriebe: Teure Neuinvestitionen sind nicht notwendig, man kann bestehende Silos kostengünstig und normgerecht "updaten".

Neue Anlage mit mehr Leistung

Die vom Kessel erzeugte Prozesswärme wird neben dem "klassischen" Heizen für das gesamte Gebäude inklusive einer im Hallenboden verlegten Betonkernaktivierung auch für die Plattenpresse und zur Lufterwärmung für die Frischluftzufuhr in der Lackierabteilung verwendet.

Doch nun sei man an dem Punkt angekommen, an dem der vierzig Jahre alte Kessel – auch wenn er noch immer zuverlässig funktioniere – ausgetauscht werden müsse, "weil er für die aktuellen Anforderungen mit seinen 150 kW an einer Leistungsgrenze angelangt ist und auch nicht mehr die optimale Verbrennung schafft."

Der neue Heizkessel mit einem größeren Brennraum, der zukünftig 250 kW Leistung liefern wird, sowie eine neue Steuerung mit Lambda-Sonde, können den wertvollen Brennstoff besser ausnützen. Die Lambda-Sonde im Abgasstrom (Temperaturmessung am Ende des Brennraumes) gewährleistet die Einhaltung konstanter Kohlendioxid-Werte und die Sicherheit der Zündung.

Der Brennstoff besteht derzeit pro Jahr aus rund 300 Kubikmeter "Holzabfall", davon sind aktuell zwanzig Prozent, also 60 Kubikmeter, Hackschnitzel, die großteils zugekauft werden. "In Zukunft wollen wir nur mehr eigene Hackschnitzel verheizen, die uns nichts kosten, weil wir die Spanplattenreste selbst zerhacken", berichtet Michael Königshofer.

Neu installiert wird noch ein Stoker (Förderschnecke) mit einem Schneidwerk dort, wo die Zellenradschleuse unempfindlich gegen größere Stücke ist. Dabei liefert ein spezielles Getriebe genau dann mehr Drehmoment, wenn es durch das Schneidwerk benötigt wird. Zudem bringt es mehr Geschwindigkeit, wenn das Schneidwerk nicht belastet wird, also nur ein Weiterdrehen der Zellenradschleuse gefragt ist. Diese Kombination wurde aktuell zum Patent eingereicht.

Zum niederösterreichischen Innovationspreis nominiert ist die neue netzwerkfähige Heizungssteuerung, die mit der Haustechnik verbunden und über Internet beobachtet und gesteuert werden kann.

Bei der Tischlerei Königshofer hat man sich dazu entschlossen, die Silobefüllanlage an diese Steuerung "zu hängen". Auch per Fernwartung lässt sich die gesamte Anlage regeln, steuern und beobachten. Sollte eine Störung auftreten, wird diese online bei System Kurri in Wr. Neustadt genau lokalisiert und kann dann von der Tischlerei Königshofer selbst behoben werden. So muss nicht bei jeder Störung gleich ein Monteur "ausrücken".

Derzeit stehen neben dem neuen Heizkessel noch weitere "Schmankerln" im Angebot von Ernst Kurri: "Und zwar Entwicklungen, die wir in den letzten fünf Jahren weiter vorangetrieben haben, wie eine in Serie geschaltete, effiziente Zyklonen-Anlage mit einer Elek­trostatik-Entstaubung sowie eine Brennkammer mit automatischer Entaschung."

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