Gebäudereport 2022

Klimaaktiv Bauen und Sanieren legt weiter zu

Gebäude
17.04.2023

Von: Redaktion Handwerk + Bau
Klimafreundliches Bauen und Sanieren wird in Österreich immer beliebter. Wie der Gebäudereport zeigt, gab es beim klimaaktiv Gebäudestandard 2022 sowohl eine Zunahme bei den Gebäuden als auch bei der Fläche.
Bisher wurden insgesamt 550 Gebäude mit der Bewertung "klimaaktiv Gold Standard", der höchsten Qualitätsstufe, ausgezeichnet.
Bisher wurden insgesamt 550 Gebäude mit der Bewertung "klimaaktiv Gold Standard", der höchsten Qualitätsstufe, ausgezeichnet.

Der klimaaktiv Gebäudestandard ist österreichweit das bekannteste Bewertungssystem für die Nachhaltigkeit von Gebäuden. Der Schwerpunkt der 2004 eingeführten Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) liegt auf Energieeffizienz, Klimaschutz und Ressourceneffizienz. Es geht um Maßnahmen am Weg zur Klimaneutralität in den vier Bereichen Bauen und Sanieren, Energiesparen, erneuerbare Energie und Mobilität.

Bis Ende des Vorjahres wurden insgesamt 1.351 Gebäude nach dem europaweit anerkannten Gütesiegel bewertet und deklariert. Im Jahr 2022 waren es 228 Gebäude, die nach dem klimaaktiv Standard in Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet wurden. Im Vergleich zu 2021 ist das ein Plus von 20 Prozent bei der Gebäudeanzahl und eine Zunahme von rund 30 Prozent bei der deklarierten Fläche.

Qualität rückt immer stärker in den Fokus

Der Großteil der 2022 deklarierten Sanierungen und Neubauten entfällt auf die Kategorie Mehrfamilienhäuser: 172 großvolumige Wohngebäude mit einer Fläche von mehr als einer halben Million Quadratmeter Bruttogeschoßfläche wurden nach dem klimaaktiv Gebäudestandard qualitätsgeprüft.

Aber auch innerhalb des Gütesiegels zeigt sich der Zug zur Qualität. Den klimaaktiv Gold Standard, die höchste Qualitätsstufe in der klimaaktiv Bewertung, erreichten mit Ende 2022 fast die Hälfte (44 Prozent) aller klimaaktiv Gebäude bezogen auf die Gebäudefläche. Insgesamt wurden bisher 550 Gebäude mit einer Bruttogeschoßfläche von mehr als 1,69 Millionen Quadratmeter in dieser Qualitätsstufe deklariert. Ebenso markant ist der Anstieg in der Qualitätsstufe Silber, wo es 2022 eine Steigerung von 37 Prozent gab.

Basis eines klimafreundlichen Bausektors

Im Bundesländervergleich hat bei den Gebäuden Tirol die Nase vorne. Mit insgesamt 481 deklarierten Bauten seit 2005 ist das westliche Bundesland der absolute Spitzenreiter, vor Niederösterreich mit 254 und Wien mit 251 Gebäuden. Gemessen an der deklarierten klimaaktiv Fläche liegt allerdings Wien auf dem ersten Platz. Knapp die Hälfte der gesamten deklarierten Gebäudefläche, ganz genau sind es 48 Prozent, befindet sich in Wien. Im Bereich Dienstleistungsgebäude liegt hingegen Niederösterreich mit 35 Prozent aller Bauprojekte im Spitzenfeld, gefolgt von Wien mit 16 Prozent.

Für Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zeigen die klimaaktiven Neubauten und Sanierungen, wie Klimaschutz geht und dass Ökologie, Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit bestens zusammenpassen – egal ob es sich um ein Wohnhaus, Bürogebäude, Kindergarten oder Pflegeheim handelt.  "Mit dem klimaaktiv Gebäudestandard stellen wir die Weichen für einen zukunftsfähigen und klimafreundlichen Bausektor“, so Gewessler.

Baustein für die Klimaneutralität 2040

Denn qualitativ hochwertige Sanierungen und energieeffiziente Neubauten sind ein wesentlicher Baustein für das Erreichen der Klimaneutralität 2040. Mit der 2020 erfolgten Neuauflage der klimaaktiv Kriterienkataloge für alle Gebäudekategorien wurde der Einsatz fossiler Energieträger bei klimaaktiv Gebäuden komplett ausgeschlossen, und auch die Qualitätsanforderungen im Bereich der Energieeffizienz wurden nochmals nachgeschärft. Weitere Bewertungsaspekte des Gütesiegels berücksichtigen Gesundheit, Komfort sowie die Umweltverträglichkeit der verwendeten Baustoffe. Wirtschaftlichkeit und Leistbarkeit über die Lebensdauer des Gebäudes werden ebenso betrachtet wie Standortqualität und Maßnahmen für eine umweltverträgliche Mobilität.

Der klimaaktiv Gebäudestandard steht daher in engem Zusammenhang mit Förderungen, Richtlinien und Vorgaben von Bund und Ländern, die im Hinblick auf energieeffizientes Bauen und Sanieren zu erfüllen sind. Das Gütesiegel ist beispielsweise in der Wohnbauförderung einiger Bundesländer verankert und bildet auch die Basis für Investmententscheidungen von Immobilienfonds.

Eines der erfolgreichsten Gütesiegel Europas

Trotz großer internationaler Konkurrenz in diesem Bereich nimmt der klimaaktiv Gebäudestandard in Österreich die klare Marktführerposition ein. Aber auch im europäischen Vergleich punktet der klimaaktiv Gebäudestandard. Er zählt nicht nur zu den anspruchsvollsten, sondern auch zu den erfolgreichsten Gütesiegeln für nachhaltiges Bauen und Sanieren. (ar)

Kriterienkatalog des klimaaktiv Gebäudestandards

Die Bewertung und Qualitätssicherung von Gebäuden in klimaaktiv Qualität erfolgt nach einem einfachen 1.000 Punkte-System. Der gesamte Kriterienkatalog umfasst vier Bereiche:

  • Standort: Im Mittelpunkt stehen Infrastrukturangebote, umweltfreundliche Mobilität, Mikroklima und Grünraum.
  • Energie und Versorgung: Bewertet werden der Energiebedarf, die CO2-Emissionen und der Primärenergieeinsatz.
  • Baustoffe und Konstruktion: Der Fokus liegt auf der Verwendung umweltschonender Materialien sowie der ökologischen Optimierung der Herstellung bis hin zur Entsorgung.
  • Komfort und Raumluftqualität: Berücksichtigt werden die Verwendung emissionsarmer Baustoffe im Innenbereich und eine optimierte Tageslichtversorgung.

Die Bewertung erfolgt in den drei Qualitätsstufen Bronze, Silber und Gold.

Weitere Informationen und den Gebäudereport 2022 finden Sie unter https://www.klimaaktiv.at/service/publikationen/bauen-sanieren/gebaeudereport2022.html, die Kriterienkataloge unter https://www.klimaaktiv.at/bauen-sanieren/gebaeudedeklaration/kriterienkatalog.html