"Wir schreiben gar nicht mehr aus"

Gemeinnützige Bauvereinigungen
13.04.2022

2021 war ein weiteres gutes Jahr für die gemeinnützigen Bauträger Österreichs. Doch aktuell machen die Preise auch ihnen das Leben schwer.
Obmannstellvertreter Herwig Pernsteiner (l.) und Bernd Rießland, Obmann des Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen, können zufrieden auf das Jahr 2021 zurückblicken, auch wenn ihnen die Gegenwart harte Arbeit abverlangt.

Es könnte eigentlich alles gut sein. Schließlich kann der österreichische Verband gemein­nütziger Bauvereinigungen auf ein starkes Jahr 2021 der 185 österreichischen gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) zurückblicken. Man konnte überdurchschnittlich viele Wohnungen ­fertigstellen, und auch die Sanierungsquote ist nach eigenen Angaben dort, wo man sie haben will. Doch wo Licht ist, ist leider auch Schatten: Die Preise – egal ob für Baumaterialien, Leistungen, Energie oder Grund­stücke – setzen den Gemeinnützigen stark zu.

Solide Bilanz

Das Jahr 2021 verlief für die GBV des Landes prinzipiell gut. "Letztes Jahr konnten wir 16.500 neue Wohn­ungen in ganz Österreich errichten", zeigt sich Bernd Rießland, Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen, zufrieden. "Das entspricht zwar einem Rückgang im Vergleich zum Spitzenjahr 2020, liegt aber trotz Coronapandemie über dem zehnjährigen Schnitt von 16.200 Wohnungen." Vor allem Nieder­österreich (4.380 Fertigstellungen, +11 Prozent), Oberösterreich (2.340 Fertigstellungen, +27 Prozent), Salzburg (1.120 Fertigstellungen, +81 Prozent) und Tirol mit (1.410 Fertigstellungen, +9 Prozent) konnten ihre Bauleistung gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum sogar steigern. Mit Ausnahme von Kärnten, wo sich ein Rückgang der GBV-Fertigstellungen zeigt, liegen die restlichen Bundesländer im Bereich des langjährigen Durchschnitts. Zusätzlich befanden sich Anfang des Jahres rund 32.000 GBV-Wohnungen in Bau.

Während viele größere Sanierungen während der ersten Phase der Pandemie pausieren mussten, können die Gemeinnützigen aktuell wieder einen Anstieg bei den abgeschlossenen Großinstand­setzungen mit Wärmedämmung vermelden. "Im Jahr 2021 wurden rund 7.300 Wohnungen groß instand gesetzt, was deutlich über dem Vorjahres­wert von 6.800 liegt", so Obmannstellvertreter ­Herwig ­Pernsteiner. "Der vor 1980 errichtete gemeinnützige Mietwohnungsbestand ist damit nahezu zur Gänze thermisch saniert." Die Bestände, die aktuell saniert werden, stammen zu einem großen Teil aus den 1980ern und 1990ern und weisen bereits bessere thermisch-energetisch Standards auf.

Schwierige Gegenwart

Doch bei aller Freude über das gute Jahresergebnis trübt die aktuelle Lage diese dennoch. Egal ob Bau-, Energie- oder Materialkosten – alle haben Einfluss auf die Tätigkeiten der Gemeinnützigen, vor allem aufgrund des begrenzten finanziellen Spielraums. "Ich kann jetzt nur für Oberösterreich sprechen, aber wir schreiben aktuell schon gar nicht mehr aus", beschreibt Pernsteiner die Lage. "Wir bekommen ­einfach keine Angebote." Einerseits seien die ­Baufirmen stark ausgelastet, andererseits komme man mit dem Preis aktuell kaum hin. Gleichzeitig kommt es bei laufenden Projekten zu Verzögerungen aufgrund fehlenden Materials, und die vereinbarten Fixpreise seien oft nicht haltbar. "Und wir könnten auch über Grundstückpreise ein mehrstrophiges Lied singen", ergänzt Pernsteiner.

Eine Lösung für diese Situation sei schwierig, es sei aber wichtig, dass "alle Beteiligten nun gemeinsam daran" arbeiten meint Rießland. "Es laufen ­aktuell auch in allen Bundesländern Gespräche zur Erhöhung der Fördergrenzen", so der GBV-Obmann. In einigen Bundesländern wurden diese bereits angehoben, weitere sollen nun folgen. Worauf man aber nicht verzichten wolle, ist die Qualität der Bauten. "Es kann ja nicht das Ziel sein, auf das Qualitätsniveau des freien Marktes zu sinken", meint Rießland.

Branchen
Bau