Wirtschaft

Haustechnik: Das ist der Branchentrend

Haustechnik
19.11.2020

Aktualisiert am 14.12.2020
Durch eine Studie, die jährlich die Haustechnikbranche auf Herz und Nieren durchleuchtet, ist nun auch mit Fakten belegt, dass die Corona-Pandemie auf die SHK-Branche kaum Auswirkungen hatte. Die Ergebnisse der fast 70seitigen Erhebung hat Studienautor Arno Kloep exklusiv zusammengefasst.

Im Oktober 2020 befragte die Querschiesser Unternehmensberatung im Auftrag des Verbands der Installations-Zulieferindustrie (VIZ) als Zielgruppe 330 zufällig ausgewählte österreichische SHK-Handwerker, wie sie durch die Corona-Krise kommen / gekommen sind und was sie für das Jahr 2021 erwarten. Die gute Nachricht dieser Marktforschung: Es gibt für die generellen Geschäftschancen der SHK Unternehmen keine Krise in diesem Zielmarkt. Die schlechte Nachricht: Das Handwerk beklagt partiell abgesagte und verschobene Aufträge, längere Angebotslaufzeiten und reduzierte Auftragsreichweite. Man reagiert auf diese neuen Umfeldbedingungen des Marktpotenzials mit noch einmal gestiegener Überlastung der Kapazitäten, mit mehr Verzug in den Projekten und mit mehr abgelehnten Aufträgen. 

Branchenkonjunktur 2021

Es ist zu erkennen, dass die Wirtschaftsweisen, Banken, internationalen Finanzmarktinstitute und die Bauindustrie mit einem Konjunkturverlauf der Marktentwicklung rechnen, der dem mathematischen Wurzelzeichen ähnelt. Steil runter, nicht ganz zu steil wieder rauf und dann noch ein weiteres Stück leicht seitwärts. Alle erwarten in ihrer Analyse einen Einbruch für das laufende Jahr, der meist zwischen fünf und sechs Prozent liegen soll. Für das nächste Jahr erwarten sie eine Erholung meistens zwischen vier und fünf Prozent. Es wird also eine nicht kompensierte Lücke von ca. einem Prozent bleiben und Österreich wird, so zeigt diese Marktanalyse, erst 2022 das alte Niveau wieder erreichen.

Der zweite Lockdown wird laut den eingeholten Informationen den Lückenschluss vermutlich um ein halbes Jahr auf Herbst 2022 verschieben. Das Risiko von Zweitrundeneffekten (Anschlussinsolvenz nach Kundeninsolvenz) schwebt ab Ostern 2021 ein wenig über der Bauwirtschaft und seinen Beteiligten. Die Corona-Krise, so zeigen Studien mehrere Forschungsinstitute, veränderte gleichzeitig das Endkundenverhalten. Veränderungsrichtungen sind laut dieser Wettbewerbsanalyse mehr Nachhaltigkeit, Gesundheit, Digitalisierung, Beratungsbedarf, Sparsamkeit, Preisorientierung, Lokalität und geringere Mobilität. Das SHK-Handwerk erwartet vor diesem Hintergrund für das Jahr 2021 ein Wachstum von minus ein bis plus ein Prozent für die vier abgefragten Gewerkgruppen Sanitär, Installation, Wärmeerzeugung und Wärmeverteilung-/übertragung. Tendenziell werden im Wettbewerb der Bereiche der Heizungsseite mehr Marktpotenzial zugesprochen als der Sanitärseite. Die Schätzung fiel im Rahmen dieser Marktanalyse sehr vorsichtig und konservativ aus, die Befragung in den Unternehmen stand bereits unter dem Schatten des, sich abzeichnenden, zweiten Lockdowns.

Effekte auf das SHK-Handwerk

Die strategische Unternehmensplanung im SHK-Handwerk konnte durch die Corona-Krise nicht fundamental beeinflusst werden. Die häufigste Reaktion war „geduldig aushalten und das Beste daraus machen“. Die Anpassungen im Management waren operativ, aber nicht strategisch. Das soziale Engagement der SHK-Handwerker in der Corona-Krise war mäßig. Im Kern wurde den Mitarbeitern geholfen. Die grundsätzlichen Engpässe der Kunden (Service, Zuverlässigkeit, persönlicher Kontakt) haben sich nicht verändert und werden in der Corona-Krise gezielt durch das Handwerk adressiert.

Der vermeintliche Nachteil der Fachschiene (Physis) im Zielmarkt wird in einen Vorteil gegenüber dem Internet umgewandelt. Es wurde ein wenig mehr Werbung gemacht, vereinzelt ein Auftrag angenommen, den man sonst nicht gemacht hätte, die Koordination der Gewerke verbessert und das Arbeitsvolumen variiert. Da, trotz gestiegener Betriebskosten, die Profitchancen nicht beeinträchtigt waren, wurde auch nur von einer einstelligen Quote der Unternehmen Anpassungsaktivitäten initiiert. Die Marktanalyse zeigt allerdings, dass sich die Endkunden mit längerer Wirkung in Richtung „mehr für’s Geld“ verändert haben.  

Kein "digitaler Ruck" 

Das SHK-Handwerk hatte angesichts dieser Marktentwicklung nicht wirklich Probleme mit dem eingeschränkten Informationszugang. Virtuelle Messen werden aus Neugier und zwecks Marktanalyse kurz angeklickt, informieren dürfen sie dann nicht mehr. Wir glauben, dass, wenn sich Information gegenüber den Handwerks-Unternehmen als eine Bringschuld erweist, bzw. Handwerker keine Hol-Neigung entwickeln, die analogen Medien der Branche einen zweiten Frühling erleben werden. Es gab keinen digitalen Ruck im SHK-Handwerk. Was im Zielmarkt allerdings bleiben wird, ist Know-how-Erweiterung durch Webinare. Die Webinare werden die "Meisterfrühstücke" der 90er Jahre in einer mehr digitalen Fachschiene: vormittags gegen 10:30 Uhr, maximal ein Stunde Dauer, nach Möglichkeit nicht montags oder freitags, für die Nerds auch gerne am Wochenende.

So wird Ware organisiert

Die Corona-Krise wirkte laut dieser Marktforschung ein wenig auf die Beschaffung der Handwerker. Dabei gab es in dieser Zielgruppe vier Bewegungen, die durch das Motiv „Kontaktvermeidung“ im Zielmarkt getrieben werden. Versandhandel und Online-Handel gewinnen laut der Analyse gegen stationären Handel und Direktvertrieb. Lieferung gewinnt gegen Abholung. Durchgängige digitale Bestellung der Handwerks-Unternehmen gewinnt gegen analoge medienbrüchige Bestellung. Verfügbare Handelsmarke gewinnt gegen Marke mit Lieferproblemen.  

Keine absatzseitige Veränderung

Der Auftragszustrom in der Zielgruppe "SHK-Handwerk" ist stark durch die bestehende Kundenstruktur geprägt und zeigte in der Corona-Krise laut der Marktanalyse keine Veränderung. Stammkunden und deren Empfehlungen macht das Gros der Zuströme (70 Prozent) aus. Die Angebotsschreibung im Handwerk ist zu normalen Zeiten und auch in der Corona-Krise robust. Die Vergleichspreise aus dem Internet stören kaum, werden ignoriert und/oder trickreich (Gewährleistung/Handelsmarke) umgangen. Es gibt entsprechend der Analyse Raum für Preiserhöhungen bei Material und Lohn, die nach der Krise nicht zurückgeführt werden. Die Laufzeit der Angebote scheint sich verlängert zu haben.

Die Prozesse im SHK-Handwerk 

Corona lehrt für die Zukunft! Es wurde zwar wenig angepasst, dafür aber dauerhaft. Insgesamt führte die Krise – trotz Anpassungsmaßnahmen – zu längeren Durchlaufzeiten der Aufträge in den Unternehmen. Corona hatte innerhalb der Zielgruppe keine Wirkung auf die Finanzströme der Handwerker zu ihren Kunden, Händlern, Banken und Mitarbeitern. Die Corona-Krise hatte laut der Marktanalyse leichte verschärfende Effekte auf die Personalprobleme im SHK-Handwerk. Das Bewerbervolumen ging während der Krise leicht zurück, gleichzeitig stieg die Mitarbeitersuche leicht an.

Fazit

Die Corona-Krise ist/war laut der Querschiesser-Marktanalyse für österreichische SHK-Handwerksunternehmen eher eine operative Störung als eine strategische Herausforderung. Der gesamtgesellschaftliche Trend zu mehr Digital-Know-how konnte in die Zusammenarbeit und Prozesse im SHK-Handwerk nicht wirklich vordringen. Das Handwerk denkt zwar prozessorientierter als vor einem Jahr, macht aber laut der Analyse nicht den Sprung zur vollen Digitalität. Diese analoge Beharrungsfähigkeit im Handwerk muss von den SHK-Herstellern und -Händlern bei der Gestaltung und Nutzung von Information bzw. der Kommunikationskanäle berücksichtigt werden. Für das Jahr 2021 kann man als schlechteste Variante des Geschäftsverlaufes eine rote Null annehmen. Das mögliche Wachstum im SHK-Handwerk kommt aus verbesserten Prozessketten, "learning by doing" und Auslagern von Arbeiten auf Kapazitäten der Lieferanten. Wenn der zweite Lockdown nicht alles zerschlägt, sind auch drei bis vier Prozent für die Branche im nächsten Jahr möglich. Wie gesagt, die Schätzung der befragten Handwerker war vorsichtig und konservativ. Krise ist anders!

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