Interview: Klare Worte

"Ich bin kein Freund von Förderungen"

Interview
17.04.2024

Andreas Wolf, Geschäftsführer des Bauchemie-Herstellers Mapei in Österreich, findet klare Worte im Gespräch mit der Bauzeitung. Er erklärt, warum er das Wohnbaupaket der Regierung begrüßt – und seine Freude darüber gedämpft ist.

Andreas Wolf über die Wohnbauflaute und warum Mapei nur wenig betroffen ist:   
Die Wohnbauflaute betrifft uns als Mapei in Österreich am Rande, da wir breit im Hochbau und Tiefbau aufgestellt sind. Im Tiefbau sind wir bei der Sanierung von Straßen und Tunneln gar nicht betroffen. Das gleiche gilt für Tunnel-Neubauprojekte wie den Brenner oder den Semmering. Diese Projekte sind vergeben. Die Arbeiten laufen. Wo wir etwas spüren, das ist der Fertigbau. Kunden, die selbst im Innenausbau tätig sind – wie Fliesenleger oder Bodenleger – sind von der Flaute betroffen. Und das wirkt sich allmählich auch auf unser Geschäft aus. Diese Rückgänge können wir aber durch Steigerungen im Bereich der Sanierung wieder auffangen. Ich rechne daher für heuer unter dem Strich mit einem Ergebnis auf Vorjahresniveau: kein großer Rückgang, aber auch keine starken Zuwächse mehr wie noch während der Corona-Pandemie.

Wie der Markt sich mittelfristig entwickeln wird:
Der Tiefbaumarkt wird sich im Rest des Jahres weiter stabil entwickeln. Beim Brenner Basistunnel wird demnächst das letzte Baulos vergeben. Falls wir hier im Bereich der Zusatzmittel und/oder Beschleuniger den Zuschlag erhalten, werden wir gegenüber dem Vorjahr sogar zulegen können. Im Hochbau erwarte ich für Ende 2024/Anfang 2025 einen leichten Rückgang für unsere Branche. Der Wohnbau wird zwar wieder anziehen, aber bis das im Baunebengewerbe ankommt, wird es einige Monate dauern. Die Zeitverzögerung liegt erfahrungsgemäß bei einem halben Jahr.

...als der Markt sich noch selbst geregelt hat.

Was er vom Wohnbaupaket der Regierung hält:
Die Maßnahmen der Regierung sind positiv zu bewerten. Das passt. Aber ich bin grundsätzlich kein Freund von Förderungen. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, als der Markt sich noch selbst geregelt hat. In den vergangenen Jahren ist ein gewaltiger Fördermoloch entstanden – von den Corona-Hilfen über die Förderungen zur Sanierung bis hin zur Heizungsumstellung etc… Das sind für sich genommen durchaus sinnvolle Maßnahmen. Aber das Ganze wird immer undurchsichtiger mit immer mehr Bürokratie.

Warum er mit der Politik wenig Freude hat:
Die Bürokratie wächst ständig von Regierung zu Regierung. Egal welche Partei das Sagen hat. Jede Regierung verspricht beim Antritt eine Verwaltungsreform: „Es wird einfacher.“ Aber das Gegenteil ist dann der Fall. Jedes Jahr kommt etwas Neues dazu.

Über die steigende Bedeutung des Themas „Nachhaltigkeit“ für die Bauwirtschaft:
Die Bauwirtschaft nimmt das Thema ernst. Es ist einiges in Bewegung – auch unserer Branche. Das beginnt bei den Maßnahmen wie zum Beispiel die CO2-Reduzierung bei der Zementproduktion, und geht bis zur nachhaltigen Energiegewinnung. Praktisch jedes Unternehmen in unserer Branche hat bereits PV-Anlagen installiert.

Was Mapei dazu beiträgt:
Wir befassen uns intensiv mit der Thematik. Dazu zählt die Entwicklung von Zusatzmitteln, die es ermöglichen, dass CO2-reduzierte Betonrezepturen die gleichen Festigkeiten besitzen wie herkömmliche Rezepturen. Ein anderes Beispiel betrifft die Reduktion von CO2-Emissionen beim Transport: Wir haben in den vergangenen Jahren viel investiert, um die Eigenfertigung zu erhöhen und damit Transport-Emissionen zu senken. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren die Produktion in Österreich auf 50.000 Tonnen verdoppelt. Mapei hat bereits ein großes Sortiment an nachhaltigen Zero-Produkten am Markt, beispielsweise für Fliesen- und Natursteinverlegung sowie Betoninstandsetzung. Und die Produktpalette wird auch hier stetig erweitert.

Was ihm besonders am Herzen liegt:
Ich möchte gute Mitarbeiter und gute Leistung finanziell honorieren. Das wird aufgrund der hohen Steuern und Abgaben aber immer unattraktiver. Von 2.500 Euro, die der Arbeitgeber zahlt, kommen beim Mitarbeiter nur rund 1.000 Euro an. Der Rest geht an den Staat. Da sind wir völlig falsch unterwegs. Das muss sich dringend ändern.

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