KSV1870

Firmenpleiten wieder auf Vor-Krisen-Niveau

Insolvenz
30.03.2022

Von: Redaktion Handwerk + Bau
Im ersten Quartal 2022 haben sich die Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Die Trendumkehr, die mit Oktober 2021 einsetzt hat, wird damit fortgesetzt. Parallel dazu hat sich auch der Wert der Passiva erhöht.
Nach dem Auslaufen der meisten staatlichen Corona-Hilfen pendeln sich die Insolvenzen wieder auf Vor-Krisen-Niveau ein.
Nach dem Auslaufen der meisten staatlichen Corona-Hilfen pendeln sich die Insolvenzen wieder auf Vor-Krisen-Niveau ein.

Die KSV1870-Insolvenzhochrechnung zeigt, dass im ersten Quartal 2022 insgesamt 1.011 Unternehmen in Österreich von einer Insolvenz betroffen waren. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht das einem Anstieg von 110,2 Prozent. Damit setzt sich die im Oktober 2021 eingesetzte Trendumkehr fort. In der gleichen Zeit hat sich auch der vorläufige Wert der Passiva um 56 Prozent auf 223 Millionen Euro erhöht.

Deutlicher Anstieg in allen Bundesländern

Die meisten Insolvenzen gab es im Bereich „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ mit 176 Fällen, gefolgt von der Bauwirtschaft (164 Fälle) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (115 Fälle). Im Bundesländervergleich zeigt sich ein relativ einheitliches Bild. Alle neun Bundeländer verzeichnen einen deutlichen Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen. Spitzenreiter ist, so wie bei den Privatkonkursen, Tirol mit 80 Firmenpleiten – das entspricht einer Steigerung von über 320 Prozent gegenüber 2021. Dahinter folgen Vorarlberg (+287,5 %) und Niederösterreich (+234,3 %). Den verhältnismäßig geringsten Zuwachs gibt es in der Steiermark (+43,2 %).

Frühzeitige Sanierung als Rettungsmaßnahme

"Die aktuellen Zahlen befinden sich in etwa auf ‚Vor-Krisen-Niveau‘, womit zwei Jahre nach Beginn der Corona-Krise eine gewisse Stabilität im heimischen Insolvenzgeschehen erreicht wurde“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Die Entwicklungen der vergangenen Monate bestätigen, dass die über fast eineinhalb Jahre auf sehr niedrigem Niveau befindlichen Firmenpleiten vor allem auch den staatlichen Eingriffen, die größtenteils mit Ende September 2021 ausgelaufen sind, geschuldet waren. „Die kommenden Monate werden zeigen, wie stabil das wirtschaftliche Fundament zahlreicher Unternehmen tatsächlich ist. Ist dieses nicht gegeben und besteht keine reelle Chance auf einen positiven Fortbestand des Unternehmens, erachten wir es als zielführend, frühzeitig eine Sanierung anzustreben, um zu retten, was noch zu retten ist“, so Götze.

Sollte der Trend anhalten, was in Anbetracht der vielen Probleme und Krisen höchst wahrscheinlich ist, könnte auch das Jahresergebnis für 2022 auf Vor-Krisen-Niveau liegen. Das wären dann insgesamt rund 5.000 Unternehmensinsolvenzen. (ar)

Insolvenzstatistik 1. Quartal 2022