Heizung
Marktübersicht Wärmepumpen
Gute Zeiten für österreichische Privathaushalte, die ihre alte fossil betriebene Heizung gegen eine Wärmepumpe tauschen lassen möchten. Denn die ohnehin schon ansehnliche "Raus aus Öl und Gas"-Förderung wurde vergangenen September weiter erhöht: Gab es bisher für den Tausch eines fossilen Heizsystems gegen eine klimafreundliche Variante bereits bis zu 7.500 Euro Bundesförderung, wird dieser Betrag nun zusätzlich mit einem 2.000-Euro-Bonus erhöht. Voraussetzung dafür: Der Antrag wurde ab 12. September gestellt und das auszutauschende Altgerät ist gasbetrieben.
Für den mehrgeschoßigen Wohnbau gibt es einen gestaffelten Zuschlag. Während es für Anlagen unter 50 kW ebenfalls 2.000 Euro gibt, sind für Anlagen jenseits der 100 kW 4.000 Euro veranschlagt (für alle Leistungsgrößen dazwischen können 3.200 Euro beantragt werden). Bei gleichzeitiger Umsetzung einer thermischen Solaranlage kann zusätzlich auch noch ein Solarbonus in Höhe von 1.500 Euro lukriert werden. Anträge können so lange gestellt werden, wie Budgetmittel vorhanden sind, längstens jedoch bis 31. Dezember 2022. Die Antragstellung erfolgt ausschließlich online direkt bei der Kommunalkredit Public Consulting (KPC). Mit Stand von Anfang Oktober wurden bisher 53.245 Förderungsanträge und darüber hinaus 26.983 Registrierungen gestellt. Es stehen somit noch rund 195 Millionen Euro an Förderungsmitteln zur Verfügung.
Neben der Bundesförderung gibt es aber auch noch – je nach Bundesland – unterschiedlich hohe Umstiegsförderungen der Länder sowie Gemeinden. Zieht man die Summe aller Förderungen von den angenommenen Investitionskosten (inklusive Einbau) von grob geschätzten 25.000 Euro ab, bekommen Endkonsument*innen ihr erneuerbares Heizsystem für unter 8.000 Euro.
Wärmepumpe als dominierende Energietechnologie
Bekanntlich stellen Wärmepumpen im Neubau längst die dominierende Energie-Technologie beim Heizen dar - nicht erst seit Ausbruch der Gaskrise mit explosionsartigen Preiserhöhungen. Auch schon davor war jede vierte in Österreich verkaufte Heizung eine Wärmepumpe. Nicht zuletzt, da diese Technologie nun auch in Bestandsgebäuden zuverlässig funktioniert und ökologisch vorteilhaft ist (... neuerdings übrigens auch in Wohnungen von Mehrfamilienhäusern in Ballungsräumen. Nachzulesen hier: Wärmepumpen für Wohnungen). Zu diesem Ergebnis kommt unter anderem auch ein Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. In dessen Rahmen untersuchten die Wissenschaftler*innen die Funktionsweise in 56 bestehenden Gebäuden mit Wärmepumpen. Die Geräte lagen in Bezug auf CO₂-Emissionen im Vergleich zu Erdgas-Brennwertheizungen um bis zu 57 Prozent niedriger.
Wie auch im Neubau wird die Energie-Effizienz der Heizung maßgeblich von der erforderlichen Heizkreistemperatur beeinflusst, die aufgrund der unterschiedlichen spezifischen Heizwärmebedarfe und Wärmeübergabesysteme eine große Bandbreite aufweist. Das Wärmequelle-Monitoringprojekt lief über fünf Jahre, Projektpartner waren acht Wärmepumpenhersteller und drei Energieversorger.
Geringere Heizkreistemperaturen bei Wärmepumpen
Die maximal für das Heizen bzw. zur Warmwasserbereitung erforderlichen Vorlauftemperaturen lagen für die 27 Außenluft-Wärmepumpen im Durchschnitt bei knapp 44 Grad Celsius, bei den elf Erdreich-Wärmepumpen waren es etwas über 45 Grad Celsius (jeweils ohne Ausreißer)."Im Bestandsgebäudebereich werden oft die erforderlichen Heizkreistemperaturen im Normauslegungspunkt diskutiert, also die Heizkreistemperaturen bei äußerst geringen Außentemperaturen um minus zwölf bis minus 16 Grad Celsius", so Marek Miara, Koordinator Wärmepumpen am Fraunhofer ISE.
So bitterkalte Tage treten jedoch nur äußerst selten auf. "Ausschlaggebend für die Effizienz dieser Wärme sind daher vor allem die erforderlichen Temperaturen, wenn am meisten geheizt wird, also bei Temperaturen knapp über null Grad Celsius", erklärt der Wärmepumpen-Experte die Funktionsweise.
Wärmepumpen eignen sich auch in der Sanierung
Für Richard Freimüller, Präsident des Verbandes Wärmepumpe Austria, ist "die Wärmepumpe auch in der Sanierung zu 90 Prozent effizient einsetzbar". Welche Art der Wärme gewählt wird, ist von den örtlichen Gegebenheiten abhängig, und "die Vorlauftemperatur muss zur Wärmepumpe passen". Bei der Umrüstung der Heizung auf erneuerbare Energie ist der Experte "nicht um jeden Preis für die Installation einer Wärmepumpe", es gebe auch Ausschließungsgründe beim Heizen, wie ein Einleitersystem, das noch in vielen Altbauten zu finden ist. Ähnlicher Meinung ist Anton Berger, steirischer Landesinnungsmeister und Unisan-Geschäftsführer: "Die Wärmepumpe ist in all ihren Varianten eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Raumheizung. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen wie eine geringe Vorlauftemperatur stimmen, um die höchstmögliche Wärme-Effizienz zu erreichen."
Wärmepumpensysteme brauchen wenig Platz
"Mehrheitlich wird als erster Vorzug von erneuerbaren Heizsystemen der positive Einfluss auf unsere CO₂-Bilanz genannt. Die Gründe, die in der Praxis Menschen veranlassen, eine Wärmepumpe zu kaufen, sind aber sehr vielfältig", sagt Roland Kerschbaum, Vertriebsleiter bei Panasonic für Österreich und die Schweiz. Die Systeme brauchen wenig Platz (kein Heizraum, kein Brennstofflager), die Komplexität in der Hausplanung ist geringer (kein Kamin, keine Brandschutzauflagen, keine Zuleitungen von etwa Gasrohren durchs Grundstück), sie sind effizient im Betrieb sowie einfach zu warten. Auch die geringen Anschaffungskosten für Heizung und Warmwasserbereitung sind ein Vorteil. Durch die Varianten Monoblock und Split, die Möglichkeit zur Innen- und Außenaufstellung, integrierte oder zurüstbare Warmwasserbereitung und Kühlfunktion ebenso wie die Integrierbarkeit in andere Energiegewinnungssysteme (Stichwort PV) ist eine hohe Flexibilität gegeben.
Die Umwelt als Wärmequelle für Wärmepumpen
Die Hauptenergiequelle der Wärmepumpe ist die Umgebungswärme, entsprechend den Wärmequellen unterscheidet man zwischen Sole-Wasser-(Erdwärme), Wasser-Wasser-(Grundwasser) und Luft-Wasser-WP. Zudem gibt es Luft-Luft-Wärmepumpen, die ausschließlich im Passivhaus zum Einsatz kommen. "Bis vor zehn Jahren war die Erdwärmepumpe mit Flächenkollektoren die am weitesten verbreitete Variante", sagt Richard Freimüller. Durch die Verknappung von Baugrund und die Qualitäts- bzw. Effizienzsteigerung bei Luft-Wasser-Wärmepumpen hat sich das Verhältnis stark verändert, der Marktanteil der Luft-Wasser-Systeme liegt derzeit bei über 70 Prozent. Das heißt, dass bald drei von vier in Österreich neu installierten Heizungswärmepumpen inklusive Wohnraumlüftungs-Wärmepumpen die Wärmequelle "Luft-Wasser" nutzen. Der am häufigsten nachgefragte Leistungsbereich beim Heizen und zur Warmwasserbereitung liegt dabei zwischen fünf und zehn Kilowatt (kW). Die Vorteile für diese gängigste Variante sind vielfältig: Luft ist überall unbegrenzt vorhanden, die Anschaffungskosten vergleichsweise niedrig, die Installation einfach, und die Leistungswerte werden durch technische Entwicklungen laufend besser. "Die Technologie der Luft-Wasser-Wärmepumpen hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Seit einigen Jahren erobert diese Heizung durch die gute Nachrüstbarkeit auch den Sanierungsmarkt", sagt Roland Kerschbaum von Panasonic.
"Luft-Wasser-Wärmepumpen sind in den letzten Jahren noch effizienter geworden und verfügen daher über ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis beim Heizen. Die Installationskosten sind im Vergleich zu anderen Wärmepumpensystemen geringer, da keine Grab- oder Bohrarbeiten und grundsätzlich keine Genehmigungen notwendig sind", ergänzt Alexander Springler, Sales Manager Residential bei Daikin Österreich.
Erdwärme bei Wärmepumpen auf Platz zwei
An zweiter Stelle liegt das Sole-Wasser-System, das als Wärmequelle das Erdreich nützt. Dieses ist zwar sehr effizient, aufgrund der örtlichen Gegebenheiten jedoch nicht überall einsetzbar und bedarf eines größeren Aufwandes in der Vorbereitung - Stichwort Tiefenbohrung oder Flächenkollektoren. "Erdwärme hat aus meiner Sicht gerade im Großprojekt viele Vorzüge, welche genutzt werden sollten. Zumal hier auch eher Energie verschoben oder gespeichert werden kann", so Herstellervertreter Kerschbaum.
Für eine Heizleistung von rund fünf Kilowatt ist eine Bohrung in 70 bis 80 Meter ausreichend. Soll für die Heizung eine Leistung von an die zehn Kilowatt erreicht werden, braucht es zwischen 100 und 150 Metern im Erdreich. Was natürlich die Investitionskosten um einiges erhöht - und viele abschreckt. Ob eine Tiefenbohrung verboten ist, nur nach der Vorlage eines geologischen Gutachtens möglich ist oder genehmigungsfrei durchgeführt werden kann - alles ist in Österreich möglich - ist von Bundesland zu Bundesland bzw. teilweise sogar von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich geregelt und ist je nach Anlassfall zu erfragen. Ist eine Genehmigung aber einmal erteilt, gilt diese "auf ewige Zeiten", sagt Experte Freimüller.
Abgeschlagen im Ranking ist die Grundwasser-Wasser-Version: Im zweiten Quartal 2019 wurden 51 Stück verkauft, Luft-Wasser-Wärmepumpen gingen im gleichen Zeitraum 1.812 Mal "über den Ladentisch". Obwohl Wasser aufgrund seiner konstant hohen Temperatur eine sehr effiziente Energiequelle darstellt, ist die Verfügbarkeit - es geht zum Beispiel um einen konstanten Grundwasserspiegel - nur selten gegeben. Eine weitere Hürde stellt die behördliche Genehmigung dar, die in jedem Fall eingeholt werden muss. Diese wird in der Regel für 20 bis 25 Jahre erteilt, ein neues Ansuchen nach Ablauf dieses Grundkonsenses birgt ein gewisses Risiko in sich. "Ist eine Heizleistung von rund zehn Kilowatt gewünscht, wäre die Wasser-Wasser-Wärmepumpe grundsätzlich die effizienteste Lösung, da man die Temperatur am wenigsten anheben muss", so Richard Freimüller. Geht man von einer durchschnittlichen Temperatur des Grundwassers von plus zehn Grad Celsius aus, muss diese für eine Vorlauftemperatur von 40 °C nur um 30 °C angehoben werden.
Aktuelle Fördersituation für Heizsysteme
Für 2022 wurde der "Raus aus dem Öl"-Bonus neu aufgelegt. Alle Details zu dieser Förderung sind hier nachzulesen: "Raus aus Öl und Gas". Zusätzlich gibt es Unterstützung vonseiten der Bundesländer, über die z. B. auf der Webseite vom Verband Wärmepumpe Austria informiert wird.
Fachkräftenachwuchs ist längst Wärmepumpenaffin
"Das Ende von Öl- und Gasheizungen ist nicht aufzuhalten, daher beschäftigen sich die Fachleute auch intensiver mit den Vorteilen von Alternativen wie der Energie aus Umweltwärme und Biomasse", gibt sich Richard Freimüller überzeugt. Dass das Bewusstsein gestiegen ist, zeigt sich für den Experten nicht in der großen Nachfrage nach Zertifizierungen und Schulungen, sondern bereits in der Lehrlingsausbildung. Auch wenn die Lehrinhalte eher langsam an die aktuellen Bedingungen angepasst werden, ist der Nachwuchs stark sensibilisiert. "Ich halte seit einigen Jahren Vorbereitungskurse für die Installateur-Meisterprüfung in Oberösterreich. Und der Fachkräftenachwuchs ist hier sehr gut informiert, zukunftsfit und lässt sich immer besser in Sachen Wärmepumpe abholen."
Text: Gudrun Haigermoser & Christian Klobucsar
Wärmepumpenmarkt in Zahlen
Der Europäische Wärmepumpenmarkt wuchs 2019 in den 21 untersuchten EU-Staaten um über 1,6 Million Geräte, was einem Anstieg um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Derzeit befinden sich mehr als 13,27 Millionen Wärmepumpen in Europa in Betrieb. Somit konnten 40,6 Megatonnen an Treibhausgas-Emissionen eingespart werden.
In Bezug auf die gesamte abgesetzte Stückzahl von 31.986 Anlagen lag Österreich 2020 an 13. Stelle im europäischen Ländervergleich. Diese teilen sich auf in 24.715 Heizungswärmepumpen, 6.721 Brauchwasserwärmepumpen sowie 237 Wohnraumlüftungswärmepumpen und 48 Industriewärmepumpen. In Österreich wurden 8,5 Wärmepumpen pro 1000 Haushalte verkauft.
Europaweite Spitzenreiter sind Norwegen und Finnland mit 41,7 bzw. 39 verkauften Wärmepumpen pro 1000 Haushalten.
Zentrale Faktoren bei der Wärmepumpenwahl
Das Wärmepumpengütesiegel EHPA
Das europäische Wärmepumpengütesiegel EHPA (European Heat Pump Association) ist neben den deutschsprachigen Ländern in zehn weiteren Ländern der EU verfügbar. Es bestätigt, dass serienmäßig hergestellte Wärmepumpenaggregate einheitliche Effizienzkriterien erfüllen, die durch akkreditierte Testzentren – wie zum Beispiel das AIT Austrian Institute of Technology – gemessen und bestimmt werden.
Die zu erwartende Jahresarbeitszahl (JAZ)
Die JAZ ermöglicht eine Abschätzung, mit welcher Effizienz eine Wärmepumpe in einem bestimmten Gebäude betrieben werden kann. Sie ist eine Kennzahl für die Effizienz und stellt das Verhältnis von investierter Energie (Strom) zur gewonnenen Wärme dar. Je höher die Temperaturdifferenz zwischen der Wärmequelle und dem Wärmeabgabesystem (Heizungs-Vorlauftemperatur), desto niedriger wird die JAZ (weil mehr (Pump/Verdichtungs-)Energie aufgewendet werden muss). Sie bezeichnet somit die Effizienz der Wärmepumpe über den Zeitraum eines Jahreszyklus und gibt das Verhältnis von Wärmeleistung und der dazu erforderlichen Antriebsenergie an. Sie wird – im Gegensatz zum COP-Wert – nicht auf dem Prüfstand, sondern für die Rahmenbedingungen am Standort der Wärmepumpe ermittelt. Sie kann nach einer Betriebsperiode (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) als Verhältnis der abgegebenen Wärmemenge zum Stromverbrauch für den Betrieb der Wärmepumpe selbst ermittelt werden.
Energie-Label als Vergleichslatte
Vor knapp drei Jahren wurde zudem das EU-Ökodesign-und-Energie-Label für Raum- und Kombiheizgeräte eingeführt. Es stellt eine allgemeine Einstufung von Wärmepumpenanlagen in eingebautem Zustand dar. Empfehlenswert ist immer der Einbau von Wärmepumpen der höchstmöglichen Energieeffizienzklasse bei einer Vorlauftemperatur bis 40 °C. Bei Luft-Wasserwärmepumpen ist dies derzeit A++, bei allen anderen A+++. Ein Teil des Kostenvoranschlags sollten immer auch Angaben zum Energielabel sein.
Wärmepumpen-PV-Kombination
Die Kombination einer Wärmepumpe mit einer Photovoltaik-(PV-)Anlage bietet die Möglichkeit, selbsterzeugten Strom zu nutzen. Allerdings sind die Erträge von PV-Anlagen in der Heizsaison eher gering. An einem durchschnittlichen Dezembertag kann von einer PV-Anlage nur etwa ein kWh Strom pro kWpeak installierter Leistung erwartet werden. Im Hochwinter kann mit selbstproduziertem PV-Strom nur ein minimaler Teil der für die für Heizung und Warmwasserbereitung erforderlichen elektrischen Energie abgedeckt werden. Für den verbleibenden Bedarf wird Strom aus dem öffentlichen Verteilnetz zugekauft. Zu Winterbeginn oder -ende kann aber die PV-Anlage durchaus mehr Strom liefern, als für Haushaltsstrom gebraucht wird. Dann kann die Wärmepumpe Energie aus einer PV-Anlage für ihren Betrieb nutzen. Das tageszeitlich schwankende Sonnenangebot kann die Wärmepumpe dabei gut nutzen. In den sonnigeren Monaten ist die Erwärmung von Wasser mit Speicherung mittels Wärmepumpe im Vergleich zu Batteriespeicherung die wirtschaftlichere Variante. Der Eigenverbrauchsanteil einer PV-Anlage kann mit intelligenter Steuerung etwa um ein Fünftel erhöht werden.