Metaller-Kollektivvertrag

Metaller bekommen sattes Lohnplus

Lohnverhandlungen
07.11.2022

Aktualisiert am 30.11.2022
In der Nacht auf den 4. November haben sich die Sozialpartner der Metalltechnischen Industrie auf den Kollektivvertrag für das Jahr 2023 geeinigt. Zwei Wochen danach kam es dann am 28.. November auch zur Einigung in Gewerbe und Handwerk.
Schweißer
Fokus Metall: Arbeitnehmer*innen erhalten künftig im Schnitt rund 7,4 Prozent mehr Lohn.

Nach vielen Wochen des Schwebezustandes wurde schlussendlich eine Einigung rund um die Metall-KV-Verhandlungen erzielt. Die rund 130.000 Mitarbeiter*innen erhalten demnach im Schnitt eine Lohnerhöhung von über 7,4 Prozent, wobei die Löhne und Gehälter zunächst um 5,4 Prozent erhöht werden. Dazu kommt ein Fixbetrag von 75 Euro. Summa Summarum ergibt sich daraus ein Plus für die unterste Lohn- und Gehaltsgruppe von rund 8,9 Prozent sowie ein Mindestlohn von 2.236 Euro.

Auch die Aufwandsentschädigungen sowie die Zulagen steigen um 7 Prozent. Ferner werden die Zulagen für die zweite und dritte Schicht wie bereits im Vorjahr vereinbart, mit erstem November 2022 von 0,670 auf 0,837 Euro pro Stunde bzw. von 2,524 auf 2,770 Euro pro Stunde erhöht. Die Lehrlingseinkommen werden wiederum in drei Etappen angehoben, sodass Auszubildende bis November 2024 auf 1.050 (erstes Lehrjahr), auf 1.625 Euro (zweites Lehrjahr) und auf 2.110 Euro (viertes Lehrjahr) kommen.

Täglich grüßt das Murmeltier

Der Weg zu diesem Beschluss war nicht frei von Hürden – davon zeugen auch die Berichte von Fachjournalist Gerhard Rainer, der uns durch seine Live-Ticker-Artikel interessante Einblicke in das jährlich wiederkehrende Drama um die Kollektivvertrag-Verhandlungen gewährte. Dieses reichte von einem anfänglichen Nebelkanonen-Manöver bis zu einer Denkpause mit imaginärem Jausenbrot und dem unfreiwilligen Warten auf Schnittlauch. Shakespeare hätte wohl seine wahre Freude daran – ausgenommen von der Tatsache, dass es den Beteiligten in der vierten Verhandlungsrunde nach zwölf Stunden Verhandlungen dann doch noch gelungen war, eine Einigung zu erzielen.

Ende gut, alles gut

Der neue von Arbeitgebern und Arbeitnehmern unterzeichnete Kollektivvertrag tritt rückwirkend mit erstem November in Kraft. Arbeitnehmervertreter Karl Dürtscher (GPA) und Rainer Wimmer (PRO-GE) zeigten sich zufrieden. Schließlich sei dies ein nachhaltiger Abschluss, da Einmalzahlungen, woe von den Arbeitgebern gewünscht, nicht kommen. "Es ist uns gelungen, in einer außergewöhnlichen Situation einen Reallohnzuwachs zu erreichen", so Wimmer. Für die Weiterentwicklung des bestehenden Lohn- und Gehaltsschemas wurde zwischen den Kollektivvertragspartnern eine Arbeitsgruppe vereinbart.

Dem Frieden zuliebe

Von einer außergewöhnlichen Situation sprach auch Arbeitgeber-Obmann Christian Knill. Schließlich hätten sich beide Seiten im Sinne des sozialen Friedens aufeinander zubewegt. Dennoch bedauerte Knill, dass es nicht gelungen war, den Gewerkschaften Einmalzahlungen schmackhaft zu machen. Zu den Kosten meinte Knill, dass die Personalaufwendungen in der metalltechnischen Industrie bei rund neun Mrd. Euro liegen würden und es also durchaus um beträchtliche Summen bei der künftigen Lohn- und Gehaltserhöhung gehe. Die Arbeitnehmervertreter der GPA und PRO-GE waren mit einer Forderung von plus 10,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt in die Verhandlungen gestartet, bei dieser Verhandlungsrunde boten die Arbeitgeber anfangs 4,1 Prozent.

Damit waren die MTI-Pflöcke unerwartet schnell eingeschlagen. Die traditionell identen Abschlüsse der anderen Metallindustrie-Sparten (NE-Metallindustrie, Bergbau-Stahl, Fahrzeugindustrie, Gießereiindustrie sowie Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen) waren danach nur noch Formsache.

Flottes Gewerbe

Den letzten Durchgang im Metaller-KV bestreiten traditionellerweise Gewerbe und Handwerk. Und auch diese Kollektivverträge für 110.000 Arbeiter*innen und 18.000 Lehrlinge des Metallgewerbes sind diesmal bereits in der ersten Runde am 28. November erfolgreich abgeschlossen worden. Der Gewerbe-KV umfasst hier die Berufsgruppen Elektrotechnik, Metalltechnik, Mechatronik, Kfz-Mechanik und Installateure. Und anders als in der Industrie gelten die Lohnerhöhungen nicht rückwirkend mit November 2022 sondern erst ab 1.1.2023.

Da Überzahlungen im Metallgewerbe seltener sind, legte die Gewerkschaft hier den Fokus auf eine Erhöhung der KV-Mindestlöhne. Diese werden mit Jänner 2023 um acht Prozent angehoben. Der neue Mindestlohn liegt dann bei 2.234,52 Euro. Die Ist-Löhne werden um 7,1 Prozent angehoben.

Lehrlingspaket mit Klimaticket

Im Metallgewerbe werden die Lehrlingseinkommen um bis zu 10,2 Prozent erhöht. Lehrlinge im ersten, zweiten und dritten Lehrjahr haben zudem die Möglichkeit, ein österreichweites Klimaticket zu erhalten, das von den Betrieben bezahlt wird. Sollten Lehrlinge bereits ein Klimaticket gekauft haben, werden die Kosten in Höhe von 821 Euro refundiert. [gr]

Kollektivvertrag Metallgewerbe ab 1.1.2023

KV-Mindestlöhne: + 8 Prozent

Neuer Mindestlohn: 2.234,52 Euro

Ist-Löhne: + 7,1 Prozent

Erhöhung der Lehrlingseinkommen auf:

  •    800 Euro im ersten Lehrjahr (+ 10,2 Prozent)
  • 1.000 Euro im zweiten Lehrjahr (+ 9,4 Prozent)
  • 1.300 Euro im dritten Lehrjahr (+ 7,9 Prozent)
  • 1.750 Euro im vierten Lehrjahr (+ 9,2 Prozent)

Montagezulage wird auf einen Euro erhöht (+ 8,6 Prozent)

Kleine Entfernungszulage wird auf 10,40 Euro erhöht (+ 8,3 Prozent)

Mittlere Entfernungszulage wird auf 26,40 Euro erhöht (+ 4,7 Prozent)

Große Entfernungszulage wird auf 54 Euro erhöht (+ 7,1 Prozent)

Nächtigungsgeld: + 7,1 Prozent

SEG-Zulagen: + 7,1 Prozent

Kostenersatz für das österreichweite Klimaticket für Lehrlinge im ersten bis dritten Lehrjahr

Freizeitoption: Statt Ist-Lohnerhöhung mehr Freizeit von 10 Stunden und 39 Minuten im Monat möglich

Branchen
Metall