Neuauflage für Handwerkerbonus gefordert

Konjunktur
15.06.2020

 
Gewerbe und Handwerk brauchen starke Impulse, sagt Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster. Die aktuellen Konjunkturdaten zeigen starke Umsatzeinbrüche in der gesamten Sparte. Bei Tischlern könnten sich die Gewinne 2020 halbieren.
Bundesspartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster fordert eine Neuauflage des Handwerkerbonus.
Bundesspartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster fordert eine Neuauflage des Handwerkerbonus.

„Corona hat Schlaglöcher in die Wirtschaft gerissen. Jetzt benötigen wir die richtigen Bausteine zur Sanierung. Denn die Betriebe arbeiten derzeit nur auf halber Leistung, die so wichtigen Neuaufträge sind derzeit nicht in Sicht, weil sowohl Haushalte, als auch Gemeinden und Branchen wie der Tourismus verhalten agieren bzw. selber keine wirtschaftlichen Möglichkeiten haben“, so Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ, anlässlich der Präsentation der aktuellen Konjunkturdaten am 9. Juni.

Forderung nach neuem Handwerkerbonus

Konkret wünscht sich Österreichs größte Arbeitgebersparte mit zuletzt 800.000 Beschäftigten und 46.000 Lehrlingen eine Neuauflage des Handwerkerbonus sowie die rasche Umsetzung der bereits im Regierungsprogramm angekündigten Maßnahmen. Dazu zählen u. a. der Reparaturbonus und Klima-Maßnahmen wie die Förderung von Photovoltaik-Anlagen (1 Million Dächer-Programm) sowie erhöhte Investitionsfreibeträge für energieeffiziente Neubauten. „Handwerk und Gewerbe hat den Lockdown und das Hochfahren gemeistert, jetzt geht es ums Weiterfahren“, sagt die Obfrau. 

Einige Maßnahmen finden sich auch bereits im neuen Hilfspaket wieder, das die Regierung nach ihrer jüngsten Klausur vorgelegt hat – etwa die Förderung der Gebäudesanierung sowie Steueranreize für die thermisch-energetische Sanierung.

Auftragslücke im Herbst erwartet

„Angesichts der Tatsache, dass die Aufträge fehlen und der Überhang aus der Vor-Coronazeit bald abgearbeitet sein wird, rechnen wir mit einer massiven Auftragslücke im Herbst und damit einer Konjunkturdelle“, so Scheichelbauer-Schuster weiter.

Auftragseingänge und Umsätze seien branchenweise stark unter Druck, berichten Christina Enichlmayr von der KMU Forschung Austria sowie Peter Voithofer von Economica. Im April 2020 lagen die Umsätze in der gesamten Branche um 31 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. In den Fällen mit vollständigen Betriebsschließungen lagen die Umsätze um 70 Prozent unter jenen aus dem April des Vorjahres. Nach Branchen waren der Holzbau und das Bauhilfsgewerbe am wenigsten stark betroffen, Veranstaltungstechniker sowie Floristen am meisten.

Tischler: Gewinne könnten sich 2020 halbieren

Für das Gesamtjahr 2020 sei damit zu rechnen, dass die Gewinne im Handwerk und Gewerbe stark sinken, z.B. werden sie sich bei den Friseuren um zwei Drittel reduzieren und bei den Tischlern mehr als halbieren. Kaum Gewinnaussichten hätten Branchen, die noch immer im Lockdown sind. Sorgen bereitet die Investitionsplanung: Diese lag vor Corona bei 49 Prozent, aktuell geben 21 Prozent Investitionsvorhaben an.

Die beiden Experten sehen für jene Branchen die Gefahr einer Abwärtsspirale, die bisher Treiber der Konjunktur in Handwerk und Gewerbe waren. 22 Prozent der Betriebe hätten das Vorkrisenniveau bereits wieder erreicht, 35 Prozent der Betriebe würden das Erreichen des Vorkrisenniveaus erst im Laufe des Jahres 2021 oder gar erst 2022 erwarten.

Kurzarbeit bei mehr als der Hälfte der Betriebe

Mehr als die Hälfte der im Rahmen der Konjunkturerhebung befragten Betriebe geben an, die Covid-19-Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen bzw. dies noch zu tun. Stundungen und Herabsetzungen von Steuervorauszahlungen waren und sind für 38 Prozent ein Thema, für 32 Prozent der Härtefallfonds und für 31 Prozent Stundungen und Ratenzahlungen bei der Sozialversicherung. Ein Viertel haben Überbrückungsgarantien für Betriebsmittelkredite in Anspruch genommen, immerhin 22 Prozent den Corona-Hilfs-Fonds bei Liquiditätsengpässen.

Lehrlingsbonus: 2000 Euro pro neuem Lehrling

Den Lehrlingsbonus, welcher von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck angekündigt wurde – pro neu eingestelltem Lehrling sollen Betriebe 2000,- Euro erhalten –, bewertet Spartenobfrau Scheichelbauer-Schuster sehr positiv. „Das Handwerk sei momentan jene Branche, die auch jetzt tatkräftig nach geeigneten Lehrlingen suche. Sie hoffe, dass sich die Ausbildungslücke im Herbst so klein wie möglich gestalten werde. „Denn jeder fehlende Lehrling ist zum Nachteil unseres Wirtschaftsstandortes“, so die Spartenobfrau. (red/wko)

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