Sanktionen

Auswirkungen unbekannt

Wie sich die Situation in der Ukraine und Russland weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten. Die heimische Baubranche ist nicht nur wirtschaftlich mitbetroffen.

Die aktuelle Situation in der Ukraine und die daraus resultierenden Sanktionen gegen Russland, Belarus sowie Teile der Ukraine treffen auch Unternehmen der heimischen Bau­branche, wirtschaftlich, aber auch unvermittelt an den Arbeitsplätzen vor Ort. Schließlich haben mehrere Firmen eigene Standorte, Produktionsanlagen oder Vertriebe in den beiden Ländern oder sind dort in Bauprojekte involviert. In welche Richtung sich die allgemeine Lage weiterentwickeln wird, ist ebenso wenig einzuschätzen wie das Ausmaß der Sanktionen des politischen Westens gegen Russland.

Helfen, wo es geht

"Die aktuelle Situation ist furchtbar", bringt Georg Bursik, Geschäftsführer der Baumit GmbH, die Lage auf den Punkt. Der Baustoffhersteller hat sowohl in der Ukraine als auch in Russland eine Tochterfirma mit eigenen Standorten und je rund 70 Mitarbeiter*innen. In Russland gehe das Geschäft halbwegs normal weiter, in der Ukraine sind die beiden Werke geschlossen. "Unsere männlichen Mitarbeiter wurden zum Militärdienst eingezogen", so Bursik weiter. "Aktuell versuchen wir sowohl deren Familien als auch unseren Mitarbeiterinnen zu helfen, aus dem Land zu kommen." Wie es in beiden Ländern weitergeht, sei aktuell nicht einschätzbar.

Hoffen auf Deeskalation

Ebenfalls in beiden Ländern wirtschaftlich verwurzelt ist Liebherr. In Russland ist man seit 1965 aktiv, das Land zählt zu einem der größten Absatzmärkte der Firmengruppe. Liebherr beschäftigt landesweit rund 2.000 Mitarbeiter*innen in mehreren Produktionswerken sowie Standorten einer Vertriebs- und Servicegesellschaft. Die drei Servicestandorte mit ­Ersatzteillagern nahe der ukrainischen Grenze wurden geschlossen, die Mitarbeiter*innen in Sicherheit gebracht, heißt es aus dem Unternehmen.

In der Ukraine arbeitet Liebherr eng mit langjährigen Handelspartnern zusammen, die sowohl Baumaschinen als auch Hausgeräte vor Ort vertreiben. "Wir stehen mit unseren Partnern auch in diesen ­Tagen in regelmäßigem Austausch und haben unsere ­Unterstützung angeboten", heißt es dazu aus dem Unternehmen. Liebherr-Mitarbeiter*innen würden sich nicht mehr im Land aufhalten. "Wir beobachten die weiteren Entwicklungen intensiv und werden ­alles uns Mögliche tun, um unsere Partner vor Ort zu unterstützen", heißt es weiter dazu. "Bei ­Liebherr hoffen alle auf eine möglichst baldige Deeskalation und wünschen sich eine diplomatische Lösung für beide Seiten."

Laufende Bewertung

Ebenso zurückhaltend zeigt man sich bei ­Palfinger, die von ihrem Headquarter in Sankt Petersburg aus die komplette CIS-Region betreuen und drei eigene Produktionsstandorte sowie zwei Joint-Venture-Standorte mit rund 1.380 Mitarbeiter*innen vor Ort haben. "In welchem Ausmaß Palfinger von den aktuellen Entwicklungen in Russland und den Nachbarländern betroffen ist, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen und hängt von weiteren Sanktionen gegenüber Russland ab", erklärt Andreas ­Klauser, CEO der Palfinger AG. "Die Situation wird laufend bewertet und mit dem CIS-Headquarter in Sankt Petersburg koordiniert."

Nicht abschätzbar

Noch etwas komplizierter könnte sich die ­Situation für die Strabag entwickeln. Die Mehrheit der Aktien der Strabag SE wird von den österreichischen Hauptaktionären, der Familie Haselsteiner und Uniqa/Raiffeisen, gehalten. Diese sind über einen Syndikatsvertrag mit dem russischen Unternehmen MKAO "Rasperia Trading Limited" verbunden, das 27,8 Prozent der Anteile hält. An ihr ist Oleg Deripaska zu weniger als 50 Prozent beteiligt. Da es sein kann, dass Oleg Deripaska auf der Liste der von der EU sanktionierten Personen steht, sind hier mögliche Folgen abzuwarten.

Zusätzlich hat man auch Niederlassungen in Russland. Seitens der ­Strabag heißt es dazu, dass man "die potenziellen Auswirkungen von Sanktionen auf die Strabag erst kommentieren kann, sobald diese umfänglich fest­stehen und bewertet wurden". Nach eigenen Angaben mache das Russlandgeschäft aber weniger als ein Prozent der Konzernleistung aus.

Trotzdem finden sich in einem Statemente des Vorstandes klare Worte zur aktuellen Situation. "Strabag verurteilt diesen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine entschieden und wird alle Initiativen unterstützen, die der Hilfe der betroffenen Menschen in der Ukraine und der Wiederherstellung des Friedens in der Region dienen", so der Strabag Vorstand. Unsere Gedanken sind derzeit aber vor allem bei all jenen Menschen, die sich in einem Ausnahmezustand oder auch in Lebensgefahr befinden. "Wir hoffen auf eine baldige Deeskalation, ein Ende der Kampfhandlungen und auf Frieden."

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