Brandschutz-Vorsorge

Sicher dank Brandschutzkonzept

Brandschutz
01.04.2022

Mithilfe von gut geplanten Vorsorge-Konzepten zum Brandschutz kann das Risiko, dass es in Unternehmen, Produktionsanlagen und Lagern zu einem Brandgroßereignis kommt, minimiert werden.
Werner Hoyer-Weber

Werner Hoyer-Weber, Geschäftsführer von Hoyer Brandschutz erzählt im Interview mit METALL über Brandschutz auf
Baustellen, die größten Brandgefahren in metallverarbeitenden Betrieben, die Einflüsse der Digitalisierung und vieles mehr.

Wie sind Sie bisher durch die Pandemie gekommen?

Werner Hoyer-Weber: Als der erste Lockdown ausgerufen wurde, haben wir rasch auf Homeoffice umgestellt, das hat sehr gut funktioniert, wir waren schon nach wenigen Tagen wieder voll betriebsfähig. Es hat sogar neue Erkenntnisse gebracht, neue interne Kommunikationsmittel wurden etabliert und insgesamt haben wir erkannt, dass aus dem Homeoffice gut gearbeitet werden kann. Wir werden unseren Mitarbeitern auch in Zukunft freistellen, von wo sie ihre Arbeit leisten wollen.

Welches Brandgroßereignis hat Sie besonders beschäftigt?

Hoyer-Weber: Der Brand von Notre-Dame war ein Großereignis, das die ganze Branche beschäftigt hat. Das Feuer ist, so vermute ich, durch die Dacharbeiten während der Renovierung ausgelöst worden. Das ist ein grundlegendes Problem: Auf einer Baustelle sind viele Vorsorge-Brandschutzmaßnahmen eingeschränkt oder ganz außer Betrieb. So werden Brandmelder abgestellt, wenn geschweißt wird, Verpackungsmaterial sammelt sich an und kann zu einem Brand führen, etc.

Wie kann man auch auf einer Baustelle für ausreichend Brandschutz sorgen?

Hoyer-Weber: Wir erstellen auch Brandschutz-Konzepte für Baustellen, um auch mit eingeschränkten Maßnahmen ausreichend vorbereitet zu sein. Hier muss man zu anderen Konzepten greifen. Z. B.: Man setzt Personen als Brandwache ein, es gibt spezielle, an die Situation angepasste Meldeanlagen und ausreichend Feuerlöscher in den Bereichen, wo geschweißt und gelötet wird. Ein Brand entsteht oft erst abends, wenn die Baustelle schon geschlossen ist, also ist es wichtig, Kontrollgänge durchzuführen, dann kann man Gefahren schon frühzeitig erkennen und Großereignisse verhindern. Meist ist ein solcher Baustellenbrand eine Verkettung von vielen einzelnen Umständen, vorbeugende Maßnahmen können meistens die Auswirkungen stark reduzieren, allerdings gibt es natürlich keine hundertprozentige Sicherheit.

Welche Neuheiten gibt es beim Brandschutz?

Neuheiten sind beim Brandschutz nicht das wichtigste Thema. Brandschutz ist eine konservative Branche, wir achten auf Sicherheit und brauchen zuverlässige Produkte. Diese müssen teilweise über einen langen Zeitraum gar nichts tun, aber dann funktionieren, wenn sie in Betrieb gehen. Aber natürlich gibt es zum Beispiel im Bereich Sicherheitsfenster- und Türen ständig Innovationen, die vor allem dafür sorgen, dass die Systeme wirtschaftlicher werden. Die Grundlagen dieser Produkte sind allerdings noch die gleichen wie vor vielen Jahren. Auch wenn sie immer weiterentwickelt werden. Brandmelder zum Beispiel werden auf der einen Seite immer empfindlicher aber andererseits auch genauer, denn sie verursachen immer weniger Fehlalarme.

Wo liegen in der metallverarbei­tenden Branche die größten Brandgefahren?

Brandgefahren entstehen einerseits dort, wo geschnitten, geschweißt,  lackiert oder prinzipiell mit hohen Temperaturen gearbeitet wird. Andererseits auch im Lagerbereich, denn hier befinden sich Produkte mit hohen Brandlasten. Wir überprüfen die Betriebe immer vor Ort und untersuchen die jeweiligen Brandmöglichkeiten genau. Für jeden Beteiligten bei einer Risikoanalyse gibt es andere Interessen. Wir machen Brandschutzvorsorge-Konzepte, die alle diese Interessen abdecken. 
So verlangen die Behörden im Brandfall Personen und Nachbarschaftsschutz, die Versicherung kümmert sich vorrangig um den Sachwertschutz und der Bauherr will natürlich auch Schutz für seine Maschinen und sein Gebäude, um zu verhindern, dass existenzbedrohende Ausfälle entstehen. Er will das Risiko minimieren und selbst im Falle eines Brandes weiterproduzieren können – was auch möglich ist, wenn das Konzept entsprechende unterteilte Brandabschnitte vorsieht.

Was zeichnet Brandschutzplanung in Betrieben aus, in denen Automatisierung das A und O ist und wo es um die ständige Optimierung des Fertigungsprozesses geht?

Die Brandschutz-Konzepte müssen mit der Automatisierung, die vor allem eine Flexibilisierung in Produktions- und Lagerprozessen bedeutet, mithalten können. Brandschutzanlagen sind meist statisch, wenn also dauernd umgestellt, etwas verändert wird, müssen sie auch flexibel werden. Das ist oft ein großer Spagat. Relativ neu ist der Einsatz von Brandvermeidungsanlagen. Hierzu wird in der Produktionsanlage oder im Lager das Luftsauerstoffverhältnis in Relation zum Stickstoff verändert, sodass gar kein Feuer ausbrechen kann. Das geht allerdings nur in automatisierten Anlagen, die gebäudetechnisch sehr dicht ausgeführt sind, da ansonsten der Stickstoff entweicht und immer wieder neu zugeführt werden muss, was sich wirtschaftlich nicht rechnen würde.

Wir wirken sich aktuelle Entwicklungen wie etwa die Digitalisierung auf den Brandschutz aus?

Brandschutz wird schon in der BIM-Planung berücksichtigt, das betrifft ja die gesamte Gebäudeplanung, wir sind da allerdings noch in der Lernphase, aber wenn das Projekt in BIM erstellt wird, liefern wir unseren Beitrag natürlich auch entsprechend ab. Ich denke aber, hier werden oft noch Daten produziert, die für den Planungsprozess keine Relevanz haben. Das muss noch effizienter werden. BIM ist ein mächtiges Werkzeug und es führt kein Weg daran vorbei.
Auch im Betrieb verändert die Digitalisierung die Abläufe. Die Brandschutzmaßnahmen werden in die Gebäudeautomation integriert und das bringt viele Vorteile. Die Brandschutzanlagen sind ja im „Stand by“- Modus, d. h. Wartung und Überprüfung sind sehr, sehr wichtig. Es macht natürlich auch viel Sinn, wenn die Wartungsintervalle automatisiert aufgezeigt werden und man leicht auslesen kann, wo sind die Brandschutz-Türen, Klappen, Fenster, etc. Das führt zu größerer Gebäudesicherheit. Insgesamt wird jegliche Dokumentation durch die Digitalisierung deutlich verbessert.

Welche Anforderungen an den Brandschutz spielen bei älteren Betriebsstandorten, die über die Jahre gewachsen und ständig ausgebaut wurden, eine Rolle

Wir sind mit vielen Kunden in Kontakt, die an historisch gewachsenen Standorten produzieren und die ein Gesamtbrandschutzkonzept wollen. Wichtig ist dabei, dass die Standorte aufgrund der Bauart kein untragbares Brandrisiko darstellen. Wenn sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, dann wird man auch brandschutztechnisch eine Lösung finden. Das bedeutet dann für uns das Zusammenfassen der verschiedenen Gebäude, die durch die Jahre unter verschiedenen Bau-Standards errichtet wurden und inzwischen zusammengewachsen sind. Auch hier kann man mit vorausblickenden Brandschutz-Konzepten für Sicherheit sorgen. So können zum Beispiel zwischen Gebäude, die zu nahe zusammenstehen Brandschutzwände errichtet werden, oder wenn das nicht möglich ist, hier entsprechende Löschanlagen aufstellen. Dadurch kann man Brände immer beschränken und vor allem die Brandübertragung verhindern.

Branchen
Metall