Zukunft Handwerk

Studie: Das sind die Herausforderungen im Handwerk bis 2030

Marktstudie
25.09.2023

Was sind die zentralen Herausforderungen für kleine und mittelständische Handwerksbetriebe? Die Antworten liefert die deutsche Studie Zukunft Handwerk, deren Ergebnisse auch für österreichische Betriebe relevant sind.
Tischler schultert zwei Bretter
Ein Tischler schultert zwei Bretter

Der demografische Wandel und der damit verbundene Fachkräftemangel, die steigende Komplexität von Bauvorhaben sowie ungelöste Nachfolgesituationen stellen die zentralen Herausforderungen dar. Bis 2030 prognostizieren die Studienautor*innen eine zunehmende Marktkonsolidierung sowie eine stetig wachsende Kluft zwischen Angebot und Nachfrage.

„Die Energiekrise und die Klimaziele lassen die Nachfrage nach Handwerkern weiter explodieren, aber wer soll diese Nachfrage eigentlich bedienen?“, lautet eine Frage, eines in der Studie befragten Geschäftsführer eines Handwerksbetriebes. Im Rahmen der Erhebung wurden qualitative Interviews mit mehr als 150 Eigentümer*innen von Handwerksbetrieben unterschiedlicher Größenklassen durchgeführt. Hinzu kamen Sekundärdaten und Gespräche mit Branchenexperten. Basierend auf den ermittelten Erkenntnissen entwickelte das Beratungsunternehmen S&B Strategy konkrete Handlungsempfehlungen, diesen Herausforderungen effektiv zu begegnen.

Aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Handwerksmarkt

Aus der Studie gehen drei wesentliche Herausforderungen hervor. Erstens wird sich die Fachkräftelücke in den nächsten Jahren weiter vergrößern. In konkreten Zahlen für den deutschen Markt heißt das: Die 46.984 freien Stellen aus dem Jahr 2022 werden bis zum Jahr 2030 auf 75.970 anwachsen. Das bedeutet eine Steigerung um 62 Prozent. Ein vergleichbarer Wert darf auch für Österreich angenommen werden.  Treiber und wesentliche Gründe sind der demografische Wandel, eine zunehmende Akademisierung sowie die wachsende Nachfrage, bedingt durch den Kampf gegen den Klimawandel und die damit verbundenen politischen Vorgaben.

Zweitens erhöht sich nicht nur die Nachfrage, sondern auch die Komplexität der Bauvorhaben nimmt deutlich zu. Dies ist zum einen auf höhere Kundenansprüche zurückzuführen, zum anderen aber auch auf einen Trend hin zu größeren Bauprojekten sowie den vermehrten Einsatz moderner Technologien. So benötigt man für den Einbau einer Wärmepumpe samt Photovoltaikanlage Kenntnisse und Fähigkeiten aus mehreren Gewerken, die sich aktuell in einem traditionellen Heizungsinstallationsbetrieb nicht immer finden lassen.

Als dritte große Herausforderung sehen die Autor*innen eine Vielzahl ungelöster Unternehmensnachfolgen, die in den nächsten Jahren aufgrund des Pensionseintritts der Eigentümer*innen weiter zunehmen wird. Hier wird für Deutschland ein Anstieg von 23 Prozent bis 2030 erwartet.

Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen

Um die genannten Herausforderungen eigenständig zu bewältigen, muss das Personalmanagement professionalisiert, Weiterbildung und Digitalisierung gefördert, sowie rechtzeitig die Unternehmensnachfolge geregelt werden“, kommentiert Maximilian Maurer, Senior Manager bei S&B Strategy und Studienautor. Um diese großen Themen auch nachhaltig umzusetzen, gibt es einige unterschiedlich ausgeprägte Maßnahmen zur Professionalisierung eines Handwerksbetriebs. Welche Maßnahme dabei die strategisch sinnvollste ist, hängt von der spezifischen Einzelsituation des Betriebes wie Größe, Nachfolgesituation oder Grad der Digitalisierung ab. Eine zentrale Rolle für die Bekämpfung des Fachkräftemangels spielt die Professionalisierung des Personalmanagements. Aus der Studie gehen diverse Handlungsfelder sowohl für die Mitarbeitergewinnung als auch Mitarbeiterbindung hervor. Für das Recruiting stehen beispielsweise die Faktoren Sichtbarkeit und Benefits im Mittelpunkt. Bei der Mitarbeiterbindung kommt es darauf an, den Mitarbeitenden die richtigen Entwicklungsmöglichkeiten und eine attraktive Kultur zu bieten. Auch der steigenden Komplexität kann durch Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden entgegengewirkt werden.

„Das Handwerk ist ein Schlüsselfaktor für die Umsetzung der Klimaziele. Wenn es gelingt, die Handwerksbetriebe wieder attraktiver für bestehende Mitarbeiter und vor allem für Berufseinsteiger zu machen, sehe ich eine rosige Zukunft für die Branche“, sagt Patrick Seidler, Geschäftsführer bei S&B Strategy und Studienautor.

Ein alternativer Lösungsweg kann der Anschluss an eine nationale oder regionale Handwerksgruppe sein. Dabei profitiert der Betrieb von bereits existierenden professionalisierten Strukturen, gibt dafür aber je nach Größe der Gruppe seine Eigenständigkeit teilweise oder vollständig auf. Weitere Vorteile beim Anschluss an eine Handwerksgruppe sind ein besserer Zugang zu Fachkräften durch die höhere Attraktivität der Gruppe als Arbeitgeber, Verringerung der Komplexität durch die Integration in etablierte Prozesse, sowie die langfristige Regelung der Unternehmensnachfolge.

Selbsttest für Handwerksbetriebe

Um die richtigen Maßnahmen zu finden hat S&B Strategy aus der Studie heraus einen Selbst-Test entwickelt, durch den Eigentümer*innen eines Handwerkbetriebs eine Indikation bekommen, welche Option für sie tendenziell eher infrage kommt. Anhand von sechs Fragen kann so ein erster Eindruck ermittelt werden, ob eine eigene Professionalisierung oder doch der Anschluss an eine nationale Handwerksgruppe der bestmögliche Lösungsansatz ist.

„Bau- und Bauzulieferindustrie heißt Tradition, Innovation und gleichzeitig wachsender Transformationsdruck. Als Strategie und Transaktionsberatung begleiten wir Handwerksbetriebe mit unserem erfahrenen Team von der Strategiefindung, über die Umsetzung bis hin zur Suche nach geeigneten Nachfolgern für ihr Unternehmen“, resümiert Patrick Seidler, Geschäftsführer bei S&B Strategy.

Die Studie kann in der Vollversion hier kostenlos geladen werden.