55 Jahre "Der Blaue"

Verschriftlichte SHK-Zeitgeschichte

Ein Blick zurück auf die Berichterstattung der GEBÄUDE INSTALLATION: Was waren die Aufreger, wo konnte der "Blaue" einen Diskussionsprozess initiieren? Was machte ihn zum Themenführer?
Zeitreise

Wow - der "Blaue" ist 55! Für einen arbeitstätigen Menschen sei dies übrigens jenes Alter, in dem man Expert*innen zufolge am produktivsten sei, da sich Erfahrung und Einsatz in einer besonders ertragreichen Mischung befänden. Aber auch für die Teams von Fachmedien ist dieses Magazinalter ein untrüglicher Beweis dafür, dass man in der Vergangenheit wohl vieles richtig gemacht haben dürfte. Denn gerade in der schnelllebigen Medienbranche werden Magazine oft ebenso schnell wieder eingestellt, wie sie gegründet wurden. 

Nicht so die GEBÄUDE INSTALLATION, die sich über die Jahrzehnte einen zentralen Platz auf den Schreibtischen der heimischen SHK-Community sichern konnte. Das sagen nicht wir über uns, sondern bekommen dies immer wieder im Rahmen unserer Branchenerhebungen aufs Neue bestätigt. Vor allem, wenn es um die Themenführerschaft in unserer Branche geht. Denn die großen und teilweise auch heiklen Themen werden traditionell vom "Blauen" behandelt, wie die GEBÄUDE INSTALLATION von jeher genannt wird. Denn wir verstehen uns nicht bloß als Chronisten, die den Status quo unserer Branche abbilden, sondern geben immer wieder auch die Diskussionsthemen vor, die oft auch hohe Wellen schlagen. 

Ein paar Beispiele dafür gefällig? Spannend war etwa, als wir 2015 unsere Branche daraufhin abgeklopft haben, wie digital denn die SHK-Arbeitswelt bereits sei. So haben wir unter anderem wissen wollen, wie Installationsbetriebe reagieren, wenn ein potenzieller Kunde im Internet die virtuelle Ladentüre öffnet und eine E-Mail-Anfrage stellt. Wir haben uns dazu damals als das fiktive Ehepaar Klara und Josef Berger ausgegeben, das ihr in die Jahre gekommenes Bad nun altersgerecht umbauen lassen will. Als Familie Berger haben wir dazu via E-Mail österreichweit rund 150 Installateur*innen kontaktiert. Wie viele davon überhaupt nicht reagiert haben und wie lang die Antworten jeweils auf sich warten haben lassen, stand dann (natürlich anonymisiert) übersichtlich zusammengefasst. Dies löste damals vielerorts einen Nachdenkprozess in Richtung Digitalisierung aus. Genauso neugierig waren wir übrigens auch, wie das geschulte Schauraumpersonal des Großhandels auf derartige E-Mail-Anfragen von Endverbraucher*innen reagiert.

Als wir vor rund acht Jahren in unserem Aufmacher mit dem Titel "Wenn der Installateur dreimal klingelt" darauf hingewiesen haben, dass mit einer Gesetzesnovelle – weitgehend unbemerkt – die Vertragsrücktrittsmöglichkeit für Verbraucher*innen neu geregelt wird, sind auch zahlreiche Massenmedien auf dieses Thema aufmerksam geworden. Schließlich barg es vor allem für Handwerker*innen einiges an Sprengstoff. 

Faktencheck "Installateur-image"

Kurze Zeit später stellten wir "Das Image des Installateurs" auf den Prüfstand. Zum Anlass nahmen wir dazu die damals besonders gehäufte negative Berichterstattung in (Massen-)Printmedien und TV über schwarze Schafe in der Installationszunft. So titelte damals beispielsweise das Magazin "Format" mit "Handwerker und ihre Tricks" und thematisierte überhöhte Stundenabrechnungen, hohe Fahrtkosten, doppelte Arbeitszeit und überteuerte Materialkosten. Auch der Fernsehsender ATV strahlte Sendungen aus, in denen mittels manipulierter Gasthermen Installateure verdeckt auf deren Ehrlichkeit und Fachkenntnis überprüft wurden – mit katastrophalem Ergebnis. Inwieweit derartige Beiträge das Image des SHK-Profis beeinflussten, hat die GEBÄUDE ­INSTALLATION sowohl innerhalb als auch außerhalb der Branche recherchiert.
Auch als die damalige SHT-Mutter Frauenthal die Übernahme der ÖAG vorbereitete, nahmen wir dies zum Anlass, den Handelsmarkt für SHK-Produkte zu beleuchten, inklusive der sich damit veränderten Wettbewerbsbedingungen – zu einer Zeit, als dieses Thema noch recht tabu war und bloß hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurde. Die zunehmende Fusionitis und deren mögliche Auswirkungen waren dann ohnehin immer wieder Thema in unserem Fachmedium. 

Lösung gegen "Rabattitis"

Ein Thema, dessen hohe Brisanz selbst uns erstaunt hat, war die sechsteilige Serie "Preis?Wert", die wir vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Verband der Installationszulieferindustrie (VIZ) veröffentlicht hatten. In dieser lieferten wir zahlreiche schlüssige Argumente, die vor allem der grassierenden "Rabattitis" den Schrecken nahmen. Denn die Installationsbetriebe waren damals zunehmend damit konfrontiert, dass potenzielle Kund*innen mit den Rechercheergebnissen aus dem Internet auf völlig andere Preiskalkulationen für Haustechnikprodukte kamen. Dieser "Internetkeule" zu begegnen war für viele Installationsbetriebe nicht einfach. Mit unserem umfangreichen Argumentarium hatten sie jedoch plötzlich einen Leitfaden in der Hand, der selbst für die kritischsten Kund*innen schlüssige Antworten liefern konnte. Noch Jahre später erreichten uns daher immer wieder Anfragen von Leser*innen, die diese Serie nachbestellen wollten. 

Zahlreich waren auch die Rückmeldungen aus der SHK-Branche zu unserem Aufmacher "Wie geil ist Geiz?", in der wir das Thema "Preis" aus einer anderen Perspektive beleuchtet hatten, und dieses Mysterium, dass alles ständig billiger werden müsse, kritisch hinterfragten. Unser Fazit damals, das eigentlich auch noch heute gilt: Einen erheblichen Anteil daran hatten wohl jene Werbe-"Expert*innen", die mit aggressiven Werbebotschaften die Konsument*innen hin zu einer Schnäppchengesellschaft erzogen haben. Dieser Marketingtrend, der gegen Ende der 1990er-Jahre dramatisch zugenommen hat, wurde vor allem von global agierenden Elektromärkten erheblich vorangetrieben. Derart prägend, dass dieses Phänomen sogar als Geiz-ist-geil-Gesellschaft begrifflich Einzug in die soziodemografische Wissenschaft gefunden hat. Diese Kampagne wurde im Übrigen rasch eingestellt, da die Gewinne immer mehr zusammengeschrumpft sind. Denn die Dosis macht das Gift, aber die Steigerung von Rabatt bedeutet Verlust. 
Dem Thema (Handels-)Marke sind wir zu einem Zeitpunkt auf den Grund gegangen, als es noch lange nicht so ein heißdiskutiertes Eisen war wie heute. Beispielsweise besuchen wir immer wieder die unterschiedlichsten Internetforen, in denen – dank einer geschlossenen Struktur (Zutritt haben nur SHK-Branchenteilnehmer*innen) – auch kritische Informationen (gehäuft im Übrigen über No-Name-Produkte) abrufbar sind. 

Zudem hat unsere Redaktion bereits im letzten Jahrzehnt anhand des Google-Trend-Analysetools, mit dem man erheben kann, welche Schlüsselworte am häufigsten abgefragt werden, die Begriffe Armaturen, Heizungen und Co abgefragt. Denn für Installateur*innen, so unsere Anregung damals, sei dies eine unbestechliche Form der Wunscherhebung des Haushaltsmainstreams. Bei Armaturen waren im Ranking die ersten drei übrigens Grohe vor Hansgrohe und Hansa, bei Heizungen führte zu diesem Zeitpunkt gerade Wolf vor Viessmann und Buderus. Wie dies heute aussieht, darüber kann sich jede*r selbst ein Bild machen. Denn das Google-Trends-Tool ist nach wie vor gratis nutzbar.

Das absolute bisherige Highlight unserer Berichterstattung war jedoch zweifelsfrei der Beitrag "Brauchen S' a Rechnung?", bei der wir der Schattenwirtschaft, dem sogenannten Pfusch, auf den Grund gegangen sind. Und dies anscheinend derart umfassend und genau, dass wir für diese Recherche als erstes Gewerbefachmagazin des Landes mit dem Österreichischen Zeitschriftenpreis ausgezeichnet wurden. Es ist dies einer der renommiertesten Preise, die man als Printmedium hierzulande bekommen kann. In der Vergangenheit ging dieser Preis beispielsweise an Titel wie "GEO", "Profil", an das "Universum Magazin" oder den "Trend".

In der kommenden Printausgabe der GEBÄUDE INSTALLATION bieten wir Ihnen eine noch viel umfassendere Zeitreise durch die letzten Jahrzehnte. Unsere 55-Jahr-Jubiläumsausgabe sollte ab 15. August auf Ihrem Schreibtisch liegen.

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Haustechnik