Green Jobs

Grüner Turbo für die Lehrberufe

Lehre
20.09.2022

Von: Redaktion Handwerk + Bau
Eine aktuelle WKÖ-Umfrage zeigt, dass "Green Jobs", wo man etwas zum Umweltschutz beitragen kann, für Jugendliche besonders attraktiv sind. "Green Skills" stecken in weit mehr Lehrberufen, als man annimmt. Das zu betonen könnte helfen, mehr junge Menschen für eine Lehre zu gewinnen.
Hand hält Halbkugel mit grüner Wiese, Blumen, Bäume, Meer und Windräder.
Nur 48 Prozent der Jugendlichen kennen derzeit den Begriff "Green Jobs". Doch wenn sie mehr davon erfahren, sind sie sehr interessiert.

Laut AMS-Statistik gab es Ende Mai 2021 österreichweit 17.213 offene Lehrstellen. Dem gegenüber standen 8.220 Lehrstellensuchende. Daraus ergab sich ein Lehrstellenüberhang von 7.888, sprich für 7.888 Lehrstellen gab es keine Lehrlinge. Ein Jahr später, im Mai 2022 sah die Sache nicht besser aus, im Gegenteil. Für die 9.838 Lehrstellensuchenden standen 23.483 Lehrstellen zur Verfügung und der Lehrstellenüberhang betrug 13.645. Derzeit sieht es ein bisschen besser aus, aber auch nicht wirklich gut: Aktuell sind beim AMS um fast 7.200 mehr offenen Lehrstellen gemeldet als Lehrstellensuchende. Das heißt, der Trend setzt sich weiter fort. Die Lehrstellen werden immer mehr, doch es fehlen die Bewerber*innen.

Man weiß, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei Jugendlichen eine höhere Priorität haben und sie sich einen Job, der Sinn macht, wünschen. Um neue Zielgruppen verstärkt anzusprechen und für eine Lehre zu gewinnen hat die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) daher das Market Institut mit einer Umfrage unter Schüler*innen der 9. Schulstufe zum Thema "Green Jobs" beauftragt. Befragt wurden 400 Jugendliche im Zeitraum von 14. Juni bis 30. Juni 2022.

"Green Jobs" hoch im Kurs

Dabei hat sich gezeigt, dass nur 48 Prozent den Begriff "Green Jobs" kennen, 49 Prozent davon noch gar nicht gehört haben. Da ist eindeutig noch Luft nach oben. Doch das Interesse daran ist groß. Drei von vier Jugendlichen, also 75 Prozent, sind offen für "Green Jobs", 24 Prozent davon sogar sehr. Der Grund dafür: weil "Green Jobs" etwas mit Umweltschutz (86 %), interessanten Themenfeldern (82 %) und zukunftssicheren Jobs (79 %) zu tun hat. Es ist also vorrangig der Umweltschutz der von Jugendlichen als besonders wichtig angesehen wird. Aber auch Zukunftsfitness und sichere Jobs mit Sinn haben einen hohen Stellenwert.

Bei den im Fragebogen angebotenen Lehren mit einem hohen Potenzial an "Green Skills", waren bei den männlichen Jugendlichen die Berufe "Elektrotechnik" (35 %) und "Mechatronik" (31 %) die Favoriten, aber auch Labortechnik (26 %), Sonnenschutztechnik (25 %), Lebensmitteltechnik (23 %), Fahrradmechatronik (21 %), Entsorgungs- und Recyclingfachkraft (20 %) sowie Wärme-, Kälte, Schall- und Brandschutztechnik (20 %) waren gefragt. Die weiblichen Jugendlichen werden dagegen von den Lehrberufen "Labortechnik" (32 %) und "Lebensmitteltechnik" (31 %) am stärksten angesprochen. Darüber hinaus interessieren sie sich für Elektrotechnik (22 %), Mechatronik (15 %), Sonnenschutztechnik (15 %) sowie "Entsorgungs- und Recyclingfachkraft" (14 %).

"Green Skills" in vielen Lehrberufen

Grüne Lehrberufe sind angesichts der Klima- und Energiewende also enorm gefragt. "Die Aussicht, einen zukunftssicheren Job auszuüben und etwas zum Umweltschutz beizutragen, ist für junge Menschen besonders attraktiv“, unterstreicht Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der WKÖ. Als „„Green Jobs“ gelten Arbeitsplätze in der Herstellung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen, die Umweltschäden vermeiden und natürliche Ressourcen erhalten.

Bei vielen Lehrberufen im Baubereich liegt das auf der Hand: von der energetischen Sanierung durch die Dämmung über den Heizungstausch bis hin zum Anschluss von Photovoltaik-Anlagen oder Wallboxes zur Energiespeicherung. Doch es gibt noch viele weitere "Green Jobs". "Ein zweiter Blick lohnt sich", so Kühnel. "Green Skills stecken in weit mehr Lehrberufen, als man annehmen würde.“ So werden beispielsweise Installateur*innen und Heizungstechniker*innen für nachhaltige Heizlösungen benötigt. Rauchfangkehrer*innen sorgen für weniger Emissionen oder sind in der Energieberatung tätig. Entsorgungs- und Recyclingfachkräfte tragen aktiv zur Kreislaufwirtschaft bei, Fahrradmechatroniker*innen zur Mobilitätswende.

Alle Lehrberufe werden immer grüner

„Wir möchten neue Zielgruppen ansprechen und für eine Lehre gewinnen. Darin bestärkt uns, dass das Interesse an Green Jobs besonders bei jenen Jugendlichen groß ist, die sich noch nicht entschieden haben, ob sie eine Lehre beginnen oder in der Schule bleiben wollen. Aber auch für ambitionierte junge Erwachsene, die aus einem Studium umsteigen oder sich beruflich neu orientieren wollen, sind Green Skills eine zukunftsträchtige Option“, so Kühnel. Denn für die großen Herausforderungen Klima- und Mobilitätswende, alternative Energie und energetisch optimierter Wohnbau braucht es gut ausgebildete Arbeitskräfte. Bezüglich Lehrangebot und Qualität in der Lehre ist Österreich gut aufgestellt. Die Inhalte aller Lehrberufe werden alle fünf Jahre überarbeitet. So werden die mehr als 200 Lehrberufe auch bei Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht und werden so immer grüner.