Interview "Klare Worte"

“Wir brauchen Klarheit”

27.04.2025

Martin Hagleitner, CEO des heimischen Traditionsunternehmens Austria Email, findet im Gespräch mit der Gebäude Installation „Klare Worte". Er spricht über die aktuelle Verunsicherung am Markt – und warum er zuversichtlich ist, dass die HKLS-Branche die Talsohle bereits durchschritten hat.

Martin Hagleitner über die aktuelle Lage im Geschäft:
Wir haben bei Austria Email acht Jahre in Folge den Umsatz steigern können. Selbst 2023 konnten wir noch zulegen, obwohl der Markt sich da schon verhalten entwickelt hat. 2024 kam dann für die gesamte HKLS-Branche der Einbruch. Auch bei uns ist der Umsatz in der Gruppe zweistellig gesunken – in manchen Ländern wie Deutschland besonders stark, in Österreich haben wir uns dagegen stabil gehalten. Von diesem tieferen Niveau aus rechne ich heuer insgesamt wieder mit einem zweistelligen Wachstum, in Österreich erwarte ich ein Plus im einstelligen Bereich. Das sollte aber ein echtes Plus beim Absatz sein, nicht getrieben durch die Inflation.

Austria Email CEO Martin Hagleitner.Copyright: APA-Fotoservice - Martin Hörmandinger
Austria Email CEO Martin Hagleitner.
Copyright: APA-Fotoservice – Martin Hörmandinger

Warum er trotz der zahlreichen negativen Meldungen zur Weltwirtschaft durchaus zuversichtlich ist:
Die Verunsicherung am Markt ist natürlich groß. Das ist aufgrund der zahlreichen negativen Meldungen verständlich – egal ob es um Zölle, Kriegsgeschehen, Insolvenzrekorde oder Rezession geht. Aber davon sollten wir uns nicht scheu machen lassen und uns auf die Chancen konzentrieren. Es gibt eine Reihe von Indikatoren, die dafür sprechen, dass in unserer Branche die Bodenbildung erreicht ist. Die Kreditanträge im Wohnbau steigen wieder. Die jüngste Zinssenkung der EZB wird diesen Trend verstärken. Die Sparquoten sind weiter gestiegen. Die Haushalte sind nicht verarmt. Im Gegenteil: Sie verfügen über viel Kapital. Und in der Bevölkerung ist das Bewusstsein gestiegen, dass man in den eigenen vier Wänden etwas gegen den Klimawandel tun und gleichzeitig die Betriebskosten senken kann, indem man auf effiziente, umweltfreundliche Heizungssysteme setzt.

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Was er sich von der neuen Regierung erwartet:
Das Regierungsprogramm spricht viele sinnvolle Themen an: Die Dekarbonisierung im mehrgeschossigen Wohnbau soll forciert werden, das Wohn- und Mietrecht soll angepasst werden und Normen und Standards sollen durchforstet werden. Das ist alles zu begrüßen. Was fehlt, sind allerdings noch die konkreten Gesetze und verbindlichen Maßnahmen. Die müssen nun rasch beschlossen werden.

Wofür er kein Verständnis hat:
Es sieht nicht danach aus, dass diese Beschlüsse nun zügig kommen. Das zuständige Ressort will zuerst evaluieren. Dafür fehlt mir jedes Verständnis. Die Zeit drängt. Es besteht dringender Handlungsbedarf, und es liegen ein fertiges Paket mit konkreten Maßnahmen am Tisch, wie man mit weitaus weniger Budgetmitteln als bisher einen großen Effekt erzielen kann.

Was beim Thema Förderungen notwendig ist:
Wir brauchen Klarheit bei den Förderungen. Ich habe Verständnis dafür, dass gespart werden muss. Man muss auch keine Riesensummen einsetzen, wie in der jüngsten Vergangenheit. Egal, wie hoch das Haushaltseinkommen und wie hoch die Förderungen auf Länderebene waren, hat der Bund 75 Prozent ausgezahlt. Da ist völlig undifferenziert sehr viel Geld mit der Gießkanne ausgeschüttet worden. Das ist gar nicht notwendig. Aber es braucht einen Mix an Anreizen und Reformen sowie Klarheit und langfristige Berechenbarkeit, damit die Menschen wieder investieren.

Warum eine Sanierungsoffensive viele Gewinner schaffen würde:
Wenn Regierung, Bundesländer und Sozialpartner es schaffen, rasch eine Sanierungsoffensive auf den Weg zu bringen, gäbe es nur Gewinner: Die Umstellung auf effiziente, schadstoffarme Heizungen tut der Umwelt gut und entlastet die Haushalte und stärkt die Kaufkraft. Die Auslastung der Betriebe steigt, dadurch wird das Wachstum forciert, was zu mehr Steuereinnahmen für den Staat führt. Wir müssen von der Förderfreude hin zur Reformfreude kommen. So kann die Regierung mit gezielten Maßnahmen mehr Einnahmen erzielen, ohne die Belastungen zu erhöhen.

Sein Fazit für das Jahr 2025:
Das Jahr 2025 bleibt sicher turbulent und fordernd. Es tun sich aber auch viele Möglichkeiten auf. Man muss sie nur nutzen.

Zur Person: Martin Hagleitner ist CEO des heimischen Traditionsunternehmens Austria Email AG und Groupe Atlantic Konzerngeschäftsführer für die DACH-Region sowie ausgewählte CEE-Märkte.