Nachgefragt bei

Licht am Ende des Tunnels

06.05.2025

Günther Lehner, Landesinnungsmeister Bau Niederösterreich, im Kurz-Interview "Nachgefragt bei": Er spricht über Licht am Ende des Tunnels, meint aber auch, dass die Trendwende noch nicht ausreicht.

Wie wird 2025 für das Baugewerbe in Niederösterreich? Rechnen Sie mit einer ersten Erholung, oder wird 2025 sogar noch schwerer als 2024?
Wir sehen nach einer schon sehr langen und sehr schwierigen Phase nun wieder mehr Licht am Ende des Tunnels. Das ist auch dringend notwendig – für unsere Branche, auch den gesamten Baunebenbereich und, das darf man nicht übersehen, für den gesamten Wirtschaftsstandort Niederösterreich. Die Materialkosten haben sich stabilisiert, umgekehrt ist die Lohnkomponente massiv angestiegen. Die Stimmung im Hochbau hat sich laut Bauwirtschafts-Radar zwar verbessert, liegt aber immer noch im Minus-Bereich. Bei der Auftragslage ist eine gewisse Trendwende erkennbar. Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr hat beim zweiten NÖ Zukunftstag der Arge Bau gemeint: „Wir können Optimisten sein und Realisten auch.“ Das heißt, dass wir optimistisch sein können – wenn die richtigen Maßnahmen gesetzt werden. Dazu gehören etwa eine qualifizierte Zuwanderung, um dem Arbeitskräftemangel entgegentreten zu können, klare Strategien bei der Mobilisierung von Flächen im Spannungsfeld zwischen hohen Grundstückspreisen und dem Thema Versiegelung, sowie klare Leitplanken bei der Energiewende, auf die man sich verlassen können muss.

Trendwende reicht noch nicht aus

Landesinnungsmeister Bau NÖ Günther Lehner: Licht am Ende des Tunnels. Copyright: Gerald Lechner
Landesinnungsmeister Bau NÖ Günther Lehner: Licht am Ende des Tunnels.
Copyright: Gerald Lechner

Was stimmt Sie zuversichtlich, was nachdenklich?
Die größte Herausforderung bleibt nach wie vor die Auftragslage. Da sehen wir zwar eine Trendwende, ausreichend ist sie aber noch längst ist. Positiv ist, dass wir eine gewisse Nachfrage im Sanierungsbereich haben, das sind aber vor allem kleinere Aufträge. Großprojekte sind noch selten am Markt und heftig umkämpft. Die Ankündigungen zum Wohnbau in Niederösterreich sind jedenfalls ein gutes Signal. Ich denke, dass die Mittel aus der Wohnbau-Milliarde des Bundes im Lauf des Jahres langsam bei uns ankommen sollten. Herausfordernd sind jedenfalls auch der Anstieg der Lohnkomponente beim Baukosten-Index, sowie die Anforderung, für den dringend erhofften, kräftigen Aufschwung auch die nötigen Arbeitskräfte zu bekommen.

Advertorial

Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung? Welche Maßnahmen sollte sie setzen, um die Bauwirtschaft zu unterstützen?
Die Richtung stimmt. Es geht um mehr Unternehmertum und weniger Bürokratie. Mit der Übernahme der Schwellenwerte-Verordnung ins Dauerrecht und deren Valorisierung können gerade kleinere und mittlere regionale Unternehmen bei öffentlichen Aufträgen besser zum Zug kommen. Die Fortführung des Handwerkerbonus schafft Anreize für Investitionen im privaten Wohn- und Lebensbereich. Angekündigte Maßnahmen wie beschleunigte Bauverfahren, weniger kostentreibende Anforderungen, Anreize für thermisch-energetische Sanierungen und die Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung weisen einen guten Weg. Klar ist, dass der Bau durch seine vielfältigen Verknüpfungen und Vernetzungen bekanntermaßen ein besonderer Konjunktur-Turbo ist. Den müssen wir nutzen, gerade in der konjunkturell flauen Phase, in der wir uns befinden. Ihr Programm zeigt, dass das auch der Bundesregierung bewusst ist.