Planung ist die halbe Miete
Der langjährige SHK-Fachjournalist Martin Pechal ist 2025 als Lehrer an die Berufsschule für Installateure in Wien gewechselt. Hier schreibt er über seine Erfahrungen mit den Fachkräften der Zukunft.

Mehr Plan, dank Lehrplan? Dem ist so! Ich hatte in der letzten Kolumne angekündigt, mich im aktuellen Beitrag dem Lehrplan bzw. der Lehrstoffsammlung zu widmen. Lehrstoff statt Leerstoff – auf gehts! Als ich die ersten Wochen in der “Mollardburg” absolvierte, drängte sich mir bald die Frage auf, wie ich denn Überblick über den abzuhandelnden Lehrstoff bekäme. Und wenn ich dann wüsste, was ich alles zu lehren (und davor größtenteils auch selbst (wieder) zu erlernen) hätte, wie ich selbiges strukturieren sollte …
In einem ersten Anflug von Panik versuchte ich es mit KI. Künstliche Intelligenz (bzw. AI – also einfach englisch und somit „artificial intelligence“) ist in manchen Bereichen ein praktikables Tool. Themenfindung und Hilfe bei der Herangehensweise etwa. Content Creation also Inhaltsgestaltung; nichts leichter als das – aber oft dann doch nur viel warme Luft. Für die Lehrpläne zu meinen vier verschiedenen Fächern (Deutsch, Englisch, politische Bildung und angewandte Wirtschaftslehre) und dies noch dazu für drei Lehrjahre (erste bis dritte Klasse, aufgeteilt auf zwei Semester) zeigte sich die KI erstaunlich kooperativ. Lediglich die Zuordnung der Lehrbuchseiten zur Stoffsammlung bzw. -gliederung stimmte nicht mit meinen Lehrbüchern überein. Ein Bekannter vermutete, dass dies mit verschiedenen Scan-Versionen, die online von der KI gefunden wurden, zu tun haben könnte; genau wissen wir es nicht. Eine Möglichkeit wäre nun gewesen, die Buchseiten meiner „alternativ“ erstellten Sammlung händisch anzufügen. Dazu war mein Argwohn der KI gegenüber jedoch (noch) zu groß. Wie gesagt: Content-Creation, ja aber mit großen Vorbehalten. Wenn es jedoch darum geht, etwas zu verinnerlichen, was ich in Sachen Lehrstoff vorhatte (habe), dann wollte ich es selbst erstellen oder zumindest sicher sein, dass die Inhalte, mit denen ich arbeiten will, auch wirklich korrekt sind. Zum Überarbeiten von selbstgeschriebenen Texten und für Grammatik- oder Rechtschreibkorrekturen, ist das Tool jedenfalls ein wunderbares, sei mir an dieser Stelle als Randbemerkung erlaubt. Die kreative Erstellung möchte ich allerdings weiterhin selbst innehaben. Es müssen sich die Maschinen (noch nicht) aus der nuklearen Asche erheben, wie es am Anfang des Filmklassikers Terminator heißt. Aber wer weiß, ob es nicht irgendwann doch so ist?
“In der Zukunft (im nahen Jahr 2029) herrscht Krieg zwischen dem menschlichen Widerstand und der künstlichen Intelligenz ‚Skynet‘, welche eine Armee von Maschinen befehligt“ Science-Fiction, aber für mich mittlerweile unangenehm nahe dran, an einer möglichen Realität. Wie kam ich jetzt hierher … ah, „Content“ war das Stichwort. Wie ebenfalls bereits in den ersten Kolumnen erwähnt, hatte ich das große Glück, auf wohlwollende Kolleg*Innen zu stoßen, die nicht nur bereitwillig ihr Wissen mit mir teilten. Ssie waren auch so nett, mir die Lehrpläne, übersichtlich aufbereitet nach Fächern und Schuljahren, auszudrucken. Zu diesen Informationen hatte ich ungleich mehr Vertrauen als zu den von mir (bzw. ChatGPT) erstellten Varianten, auch wenn man der Ehrlichkeit halber eingestehen muss, dass der KI-Lehrplan durchaus praktikabel war (bis auf die Verweise zu den falschen Buchseiten). Somit befand ich mich wieder beim logischen Folgeschritt, nämlich den verlässlichen Lehrplan-Ausdrucken die korrekten Buchseiten der Lehrbücher zuzuordnen. Praktisch, da ich dadurch eine erste Übersicht bekam und gleichzeitig – nämlich in den Stunden, in denen ich vor Ort in der Schule zuhören und mitschreiben konnte, zunehmend dahinterkam, wie genau der Lehrplan auf die einzelnen Stunden abgestimmt ist – nämlich sehr genau! Somit dauerte die Lehrstofferstellung für mich, mit wie ohne KI, ziemlich gleich lang; in die zugeordneten Buchseiten kann und werde ich mich noch über den Sommer bzw. die Sommerferien (Jippie!) vertiefen können. Hinzukommen viele Ideen und Möglichkeiten, den Lehrstoff aus den Büchern mit eigenen kreativen Ideen anzureichern und wer weiß: vielleicht lasse ich mir dabei auch das eine oder andere Mal von der KI unter die Arme greifen …
In diesem Sinne: “I’ll be back“, wie es in Terminator so schön hieß.