Umfrage

Bau unter Preisdruck

18.08.2025

Das heimische Baugewerbe steht unter Preisdruck. Laut der aktuellen Bauzeitung-Umfrage müssen heuer 60 Prozent der Betriebe Preisnachlässe geben. Immerhin: Nur 17 Prozent rechnen neuer mit einem Verlust.

„Augen zu und durch!“ So lautet das Statement eines Teilnehmers an der aktuellen Umfrage der Bauzeitung. Die Stimmung in der Branche ist angespannt. Der Wohnbau steckt in einer hartnäckigen Flaute. Laut aktuellen Prognosen werden 2025 in Österreich rund ein Viertel weniger Wohneinheiten fertiggestellt. „Der Hochbau leidet unter der Auftragsflaute, sinkenden Preisen und dem wachsenden Druck großer Baufirmen, die ihre Subunternehmer zu immer niedrigeren Stundensätzen verpflichten“, meint Edin Salihodzic, Gründer der Wiener Steuerberatungskanzlei Team 23, gegenüber der Bauzeitung (siehe auch den Brennpunkt-Beitrag ab Seite 12). „Wer nicht mitzieht, riskiert, künftig gar keine Aufträge mehr zu erhalten.“ Die Folge: „Viele kleine Betriebe akzeptieren Konditionen, die wirtschaftlich nicht tragbar sind – oft in der Hoffnung, zumindest die Fixkosten zu decken.“

60 Prozent mit Preisreduktionen

Die Bauzeitung wollte wissen, ob das Baugewerbe die Analyse des Steuerberaters teilt und widmete dem Thema „Preisdruck“ daher die aktuelle Umfrage. Das Ergebnis vorweg: Die Preise stehen tatsächlich massiv unter Druck. „Wie stark sind die Preise unter Druck geraten?“, lautete die erste Frage. 60 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie mehr oder weniger große Preisnachlässe von bis zu 10 Prozent (27 Prozent der Befragten), bis zu 20 Prozent (23 Prozent der Befragten) oder sogar von mehr als 20 Prozent (10 Prozent der Befragten) geben mussten. Immerhin: 30 Prozent konnten die Preise halten, und 10 Prozent sie sogar erhöhen.

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„Nehmen Sie heuer auch Aufträge an, obwohl Sie mit ihnen einen Verlust machen“, wollte die Bauzeitung mit Frage zwei erfahren. Hier schaut das Bild etwas besser aus. Die Antworten halten sich die Waage: Die Hälfte der Befragten antwortet mit einem klaren „nein, das machen wir prinzipiell nicht“. 40 Prozent nehmen derartige Verlustbringen an, „aber nur teilweise“. Und 10 Prozent „müssen daher derzeit häufig machen, um die Fixkosten zu decken“.

Vergleichsweise gute Nachrichten ergeben die Antworten auf die dritte Frage: „Sind Sie im Kerngeschäft heuer profitabel?“ Jeweils 30 Prozent der Befragten geben an, dass sie heuer im Kerngeschäft gut verdienen oder wenigstens noch profitabel wirtschaften, wenngleich sie weniger verdienen als im Vorjahr. 23 Prozent machen im Kerngeschäft einen Verlust, können das aber durch Erträge in anderen Bereichen ausgleichen. Und 17 Prozent werden heuer einen Verlust erzielen – angesichts der Umstände ein einigermaßen moderater Wert.

Besonders vielschichtig sind die Antworten auf die Frage nach Maßnahmen zur Steigerung der Rentabilität. Hier zeigt sich, wie unterschiedlich Strategien ausfallen können – abhängig von Größe, Spezialisierung und Risikobereitschaft der Unternehmen. Mehrere Teilnehmer nennen Investitionen in bessere Vermarktung, etwa um „Verkäufe auch ab Plan” zu realisieren, sowie die Konzentration auf rentable Nischen wie Sanierungen oder ausgewählte Großprojekte. Auch der Leitsatz „Qualität statt Masse“ fällt mehrfach – verbunden mit einer selektiven Auswahl der Auftraggeber.

Daneben gibt es klare Signale für Einsparmaßnahmen: Personalabbau, Zurückhaltung bei Investitionen, Reduktion von Fixkosten oder interne Effizienzsteigerung durch Lean Management. Weitere Betriebe setzen auf neue Geschäftsfelder, versuchen durch Innovationen neue Zielgruppen zu erschließen oder steigern die Kompetenz ihrer Belegschaft durch gezielte Schulungen. Nicht wenige Antworten deuten aber auch auf eine gewisse Ermüdung hin – insbesondere dort, wo Maßnahmen wie „Kostensenkung, wo es geht“ oder schlicht „warten“ genannt werden. Hier dominiert die Hoffnung, dass sich der Markt mittelfristig wieder erholt. Oder, wie eingangs zitiert: „Augen zu und durch.“