Kleinstbäder, aber oho!
Kleinstbäder sind gefragt. Die Anforderungen an die Zwerge unter den Bädern in Sachen Komfort, Funktionalität und Design sind dabei hoch. Experten verraten, worauf man bei der Planung achten sollte.

Das Segment ist klein, aber fein – und wird auch in Zukunft seine Bedeutung haben: Die Rede ist von sogenannten Kleinstbädern. „Gerade in Städten gibt es nach wie vor viele ältere Bestandsbauten mit kleinen Bädern. Diese werden auch in Zukunft immer wieder modernisiert“, meint Stefan Hirnstein, Leiter Schulungen bei HSK Duschkabinen. Grundsätzlich, so Hirnstein weiter, entwickle sich das Bad im Neubau hin zu einem größeren, luxuriöseren Grundriss. Doch auch hier gebe es Ausnahmen: „Insbesondere in dicht bewohnten Innenstädten mit großem Wohnungsmangel gibt es immer mehr Projekte zur Wohnverdichtung mit sogenannten Mikroapartments. Mit einer Gesamtfläche von höchstens 30 Quadratmeter für die gesamte Einheit sind die Badezimmer hier in der Regel Kleinstbäder.“ Hirnstein schätzt, dass der Anteil von Kleinstbädern in Zukunft leicht sinken wird, sie aber dennoch einen relevanten Anteil am Bädermarkt ausmachen werden.
Klein ist wirklich klein
Wie groß „relevant ist“, dazu geben Hersteller und Großhandel keine Zahlen bekannt. Laut einer Studie für den deutschen Markt aus dem Jahr 2017 betrug die Größe des deutschen Badezimmers im Durchschnitt 9,1 Quadratmeter. 21 Prozent der Bäder waren kleiner als sechs Quadratmeter – in Österreich dürften die Zahlen recht ähnlich sein. Von einem Kleinstbad sprechen die Fachleute bei einer Größe von drei bis vier Quadratmetern. „Die Kleinstbäder werden irgendwo zwischen zehn und 20 Prozent der Bäder ausmachen“, meint ein Experte.
Nach Einschätzung von Christian Babinetz, Head of Sales bei Laufen Austria, kommen Kleinstbäder im Neubau „im Grunde nur als Gästebäder oder Zweitbäder vor, auch im derzeitigen öffentlichen Wohnbau sind Badezimmer unter vier Quadratmeter selten geworden“. Das Segment der Kleinstbäder sei stark im Altbestand des öffentlichen Wohnbaus angesiedelt „und somit für den Sanierungsbereich interessant“. Im Projektgeschäft sieht Babinetz „große Potenziale in der Hotelrenovierung“. Monika Horvath, Leiterin des Geschäftsbereichs Bad beim Sanitärgroßhändler Holter, sieht man „eine konstante Nachfrage“, erwartet aber „kein überproportionales Wachstum, da der generelle Trend eher in Richtung größerer Bäder geht. Dennoch bleibt das Segment der Kleinstbäder für urbane Märkte und Sanierung besonders relevant.“ Andrea Leifert, Vertriebsleiterin bei Villeroy & Boch Österreich, ortet vor allem im städtischen Bereich Potenzial: „Gerade im urbanen Raum sind Klein- und Kleinstbäder ein zunehmendes Thema. Platzmangel und steigende Immobilienpreise führen dazu, dass die Badgröße bei vielen Objekten tendenziell kleiner wird.“
Bei drei bis vier Quadratmetern kann man eigentlich nicht mehr von „Größe“ sprechen. Dennoch steigen die Anforderungen an die Zwerge unter den Badezimmern in Sachen Komfort, Funktionalität und Design. „In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für Qualität und Komfort auch auf kleinstem Raum deutlich gestiegen. Gerade durch veränderte Wohngewohnheiten – etwa mehr Zeit zu Hause durch Homeoffice oder gestiegene Ansprüche an das Wohnumfeld – rücken auch kleine Bäder stärker in den Fokus“, sagt Holter-Managerin Horvath
„Kleinstbäder im Jahr 2025 sind weit entfernt von langweiligen Mini-Räumchen“, meint Christian Kummer, Leiter Sanitär beim Mitbewerber GC-Gruppe in Österreich. „Vielmehr sind sie Zentren für Wohlbefinden, Entspannung und modernes Design. Mit der Wahl von großflächigen Fliesen, warmen Naturmaterialien und intelligenten Licht- sowie Stauraumkonzepten liegt man definitiv im Trend. Nachgefragt sind auch platzsparende Duschlösungen wie die bereits erwähnten Walk-In-Lösungen mit Falttüren oder bodengleich.“
Ganz wichtig ist natürlich der Umgang mit dem knappen Gut Platz: „In kleinen Bädern zählt jeder Zentimeter. Eine intelligente Planung bedeutet, ungenutzte Ecken, Nischen oder Wandbereiche gezielt einzubeziehen. Schlanke, wandhängende Möbel, platzsparende Duschlösungen“, sagt Kummer. Bei der Planung eines Kleinstbades gelten, so Kummer weiter, „besondere Anforderungen, resultierend aus den räumlichen Gegebenheiten und den Ansprüchen an Komfort, Funktionalität und Ästhetik“. Auf diese Aspekte legt der Großhändler bei der Beratung der Kundschaft in seinen österreichweit 16 Elements Badausstellungen laut Kummer den Fokus: „Zu sämtlichen Aspekten bietet Elements eine Vielzahl unterschiedlichster Produkte für jeden Bedarf und jedes Budget.“
Ähnlich große Bedeutung gibt Sanitärgroßhändler Holter den kleinen Bädern in der Beratung: „Holter bietet umfassende Unterstützung – von der individuellen Badplanung in unseren Mein Holter Bad Ausstellungen über digitale Planungs-Tools bis hin zur kompetenten Fachberatung“, so Geschäftsbereichs-Leiterin Horvath. „Unsere acht Ausstellungen in Österreich zeigen realitätsnahe Kleinbadlösungen, die als Inspirationsquelle für Installateure und Endkund*innen dienen.“ Ein Kleinstbad, so Horvath weiter, „lebt nicht von Quadratmetern, sondern von den richtigen Produkten, Kreativität und der Erfahrung unserer Verkäufer*innen im direkten Gespräch, die kein Online-Shop ersetzen kann“.
Aus Sicht des Herstellers Grohe dominieren derzeit zwei Trends in der gar nicht so kleinen Welt der Mini-Bäder. Nummer eins ist naheliegend: Minimalistisches, platzsparendes Design. „Diesen Trend bedient Grohe mit zahlreichen Unterputzlösungen einerseits, aber auch mit passenden Aufputzlösungen wie dem Euphoria Smart Control Duschsystem.“ Mit seinen reduzierten Abmessungen und der flachen Bauweise eigne es gut für den Einsatz auf engstem Raum. Trend Nummer zwei: Mehr Komfort und individuelle Lösungen trotz begrenztem Raum. Grohe nennt hier innovative Lösungen wie ausziehbare Ausläufe, die zusätzliche Bewegungsfreiheit beim Haarewaschen oder bei der Beckenreinigung schaffen als Beispiel: Die Grohe Eurosmart Serie etwa biete „so spürbar mehr Wohlfühlfaktor in kleinsten Räumen“.
Laufen hat laut Österreich-Verkaufsleiter Babinetz „stark in die Produktentwicklung investiert“ und sich „mit dem Thema Kleinstbad im letzten Jahrzehnt eingehend beschäftigt“. Babinetz verweist auf eine Innovation, mit dem man das Bedürfnis der Kundschaft nach mehr Komfort im beengten Verhältnissen Rechnung bedient: „Durch unsere Saphirkeramik sind im Kleinstbad komplett neue Anwendungen möglich, denn durch die sehr dünnen Wandungen wird ein vergleichbares größeres Innenbecken erreicht“, meint Babinetz. „Gepaart mit einer geringen Ausladung ist dies ideal für Kleinstbäder – wie beispielsweise Val-Kompakt. Natürlich sind auch unsere WCs mit reduzierter Auslandung perfekte Platzproblemlöser, wovon wir viele Modelle anbieten.“
Bei Geberit rät man dazu, rein funktionale Elemente auf ein Minimum zu reduzieren. So helfe es, Sanitärobjekte wie den Spülkasten oder den Siphon des Handwaschbeckens hinter der Wand zu platzieren. „Kombiniert mit einem platzsparenden Waschtischunterschrank entsteht dadurch zusätzlicher Stauraum. Eine bodenebene Dusche lässt ein kleines Bad auch größer wirken, da der Boden durchgehend gefliest werden kann“, so Geberit. Zudem empfiehlt Reinhard Riedl, Leiter Marketing & Produktmanagement bei Geberit, „bei kleinen Bädern immer, ein Geberit Aquaclean einzubauen. Denn ein Dusch-WC vereint die Funktionalität eines Bidets mit dem Komfort einer Toilette, und spart auf diese Weise viel Platz.“
Villeroy & Boch Österreich-Vertriebschefin Leifert unterstreicht die Bedeutung der „perfekten Produktauswahl“, um den Raum optimal zu nutzen. Ihr Rat: „Auf die richtige Wahl der Möbel- und Sanitäreinrichtung achten! Bei kleinen Bädern kommt es oft auf jeden Zentimeter an.“ Damit die Wahl der der Kundschaft auf Produkte des Hauses fällt, bietet das Unternehmen diverse Lösungen an: „Waschbecken und Waschtische mit geringer Tiefe wie zum Beispiel unsere Villeroy & Boch-Kollektion Architectura, eignen sich perfekt bei wenig Platz. Mit Ilife S von Ideal Standard bieten wir eine platzsparende Lösung, ohne Leistungseinbuße oder Kompromisse bei der Ästhetik, denn diese Serie punktet speziell mit reduzierten Größen bei Waschtischen, Möbel und WCs“, so Leifert.
HSK Duschkabinen-Experte Hirnstein betont das Thema Funktionalität: „Bei Kleinstbädern ist eine optimale Funktionalität besonders wichtig. Idealerweise haben die Einrichtungsgegenstände einen doppelten Nutzen“, meint er und erläutert dies: „Ein klassisches Beispiel hierfür sind etwa Heizkörper, die als Handtuchhalter fungieren. Auch Stützgriffe, die gleichzeitig als Handbrausehalter genutzt werden, sparen Platz.“ Zur Funktionalität gehört auch die Reinigung. Hirnstein empfiehlt daher den Einsatz von fugenlosen Oberflächen: „In kleinen Bädern ist die regelmäßige Reinigung häufig aufwendiger, da weniger Bewegungsfreiheit besteht. Deswegen werden fugenlose Wandverkleidungssysteme wie unsere Reno Deco Platten, welche über einen praktischen Lotus-Effekt – beinahe restloses Abperlen von Wasser – verfügen, immer beliebter.“
Fünf Tipps für das perfekte Kleinstbad
Kleinstbäder mit weniger als vier Quadratmetern zählen in vielen Stadtwohnungen, Altbauten oder Mikro-Apartments zur Realität. Trotz begrenzter Fläche muss dabei nicht auf Komfort, Stauraum oder Design verzichtet werden. Mit einer durchdachten Planung und den richtigen Produkten lassen sich selbst die kleinsten Bäder funktional und optisch ansprechend gestalten. Fünf zentrale Tipps helfen dabei.
- Platzsparende Produkte gezielt einsetzen
In Kleinstbädern zählt jeder Zentimeter. Hersteller bieten heute speziell verkürzte WCs, extra schmale Waschtische und besonders flache Duschlösungen an. Beliebt sind bodengleiche Duschen mit Schiebe- oder Falttüren, da sie nicht in den Raum hineinragen und die Bewegungsfreiheit erhalten. Auch Wand-WCs oder Waschtische mit geringer Tiefe schaffen wertvollen Platz. - Helle Farben und große Flächen verwenden
Helle Töne wie Weiß, Sand oder Pastellfarben lassen kleine Räume optisch größer wirken. Großformatige Fliesen oder nahezu fugenlose Wandverkleidungen schaffen zudem ein ruhiges Gesamtbild. Wer glänzende Oberflächen oder gut platzierte Spiegel einsetzt, verstärkt den Eindruck von Weite. - Clevere Stauraumlösungen einplanen
Stauraum ist auch auf engstem Raum möglich – mit multifunktionalen Möbeln. Spiegelschränke mit integrierter Beleuchtung, schlanke Hochschränke oder maßgefertigte Unterschränke nutzen Nischen optimal aus. Auch Vorwandinstallationen können mit Oberschränken versehen werden und bieten so zusätzliche Ablageflächen. - Licht gezielt steuern
Ein durchdachtes Beleuchtungskonzept wirkt Wunder: Eine Kombination aus Deckenlicht, Akzentbeleuchtung und Spiegellicht sorgt für Atmosphäre und Struktur. Besonders effizient sind dimmbare LED-Systeme mit anpassbarer Farbtemperatur. Tageslichtähnliche Leuchten sind ideal für fensterlose Bäder. - Maßanfertigungen nutzen
Gerade bei schwierigen Grundrissen mit Dachschrägen oder engen Nischen lohnen sich individuelle Lösungen. Maßgefertigte Duschwannen, angepasste Schränke oder wandbündige Heizkörper holen das Maximum aus jedem Winkel heraus – oft entscheidend für ein funktionierendes Raumkonzept.