Wärmepumpenhersteller: Klares Bekenntnis zur Klimawende!
Die Wärmepumpen-Hersteller leiden unter der erratischen Förderpolitik. Sie hoffen auf das neue Förderprogramm mit klaren Regeln und mehr Planbarkeit – und sie fordern mehr Mut zu Reformen und ein klares Bekenntnis zur Klimawende.

„Ich bin optimistisch. Es bringt nichts, Trübsal zu blasen. Ich rechne damit, dass es 2026 wieder spürbar aufwärtsgehen wird.“ Die Aussage von Richard Freimüller, dem Präsidenten des Branchenverbands Wärmepumpe Austria, verdeutlicht in wenigen Worten die aktuelle Stimmungslage bei den heimischen Wärmepumpen-Herstellern: Eine gedämpfte Stimmung angesichts der aktuellen Lage verbunden mit der Hoffnung auf bessere Zeiten im kommenden Jahr.
Minus 20 Prozent
Die Gemütslage ist nachvollziehbar: Laut Schätzung von Wärmepumpe Austria wird der Absatz von Wärmepumpen in Österreich heuer um 20 Prozent sinken. „Ich hoffe, wir bleiben über 40.000 Stück, aber es sieht nicht gut aus“, meint Verbands-Präsident Freimüller. Helmut Weinwurm, Österreich-Chef von Bosch, geht von einem Rückgang auf 35.000 bis 38.000 aus. 2024 waren es noch 46.000 verkaufte Geräte. 2022, im besten Jahr, setzte die Branche sogar 60.000 Geräte ab. Das ist auch genau die Zahl, die man benötigen würde, um die Dekarbonisierung des Gebäudesektors zügig voranzutreiben. Freimüller: „Wenn wir 60.000 Wärmepumpen pro Jahr installieren würden, wäre die Dekarbonisierung bis 2040 geschafft.“
Dazu bräuchte es allerdings einen klaren politischen Willen und verlässliche Vorgaben. Bräuchte – der Konjunktiv wird in der Branche derzeit häufig bemüht. Die Stimmung der Unternehmen wird maßgeblich vom Agieren der heimischen Politik beeinflusst – genauer gesagt: vom erratischen Agieren. Für den Einbruch im laufenden Geschäftsjahr ist die Regierung verantwortlich, die Ende 2024 abrupt das Förderprogramm „Raus aus Öl und Gas“ eingestellt hat, das an sich bis 2027 hätte laufen sollen. Die Folge: „Die Konsumenten sind verunsichert und warten ab“, so Bosch Österreich-Boss Weinwurm. „Wichtig für alle – Konsumenten, Hersteller und das Fachhandwerk – wäre eine planbare und verlässliche Förderpolitik.“ Wie gesagt: Konjunktiv. „Die Kaufzurückhaltung ist deutlich spürbar, weil Orientierung und klare Rahmenbedingungen fehlen“, ergänzt Martin Hagleitner, CEO von Austria Email.
„Von der Politik erwarten wir nur eines: Kontinuität statt Stop-and-Go. Dass Förderungen reduziert oder beendet werden, wenn die Rahmenbedingungen schwieriger werden, ist nachvollziehbar“, meint Christian Hofer, Geschäftsführer von Hoval Österreich. „Wenn jedoch alte Fehler wiederholt werden – etwas, indem angekündigt wird, nächstes Jahr gibt es wieder Förderungen‘, was den Markt zusätzlich abwürgt – dann ist das enttäuschend.“
Immerhin, eine gewisse Besserung ist in Sicht: Die Regierung hat vor Kurzem ein neues Fördergramm angekündigt. Sie will bis 2030 den Heizkesseltausch mit rund 1,5 Milliarden Euro unterstützen. Das wären 300 Millionen Euro pro Jahr. „Das ist ein klarer Zeithorizont und macht die Planbarkeit deutlich verlässlicher“, lobt Stiebel Eltron Österreich-Geschäftsführer Thomas Mader. Die Branche hofft, dass bereits im kommenden November oder Dezember die ersten Förderanträge gestellt werden können.
Wie wirkungsvoll das neue Programm sein wird, hängt aus Sicht der Branche wesentlich davon ab, wie die Details definiert werden. Das soll am 3. Oktober passieren. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses Artikels lagen die Beschlüsse noch nicht vor. Aus Sicht von Wärmepumpe Austria-Chef Freimüller sollten die Förderungen pro Gerät nicht zu hoch ausfallen: „Wenn jedes Gerät mit 10.000 Euro gefördert wird, dann ist der Topf nach 30.000 Geräten leer und wir haben de facto mitten im Jahr wieder einen Förderstopp.“ Er präferiert daher eine Unterstützung zwischen 5.000 und 7.000 Euro pro Gerät. „Das entspräche der Regelung aus 2022 – unserem besten Jahr.“
Zudem wünscht sich der Branchenvertreter eine strengere Vorgehensweise bei der Abwicklung der Förderungen. In der Vergangenheit konnten die Bewerber Förderantrage stellen, ohne verpflichtet zu sein, ihre Vorhaben tatsächlich umzusetzen. Die Folge: „2024 hatten wir 44.000 genehmigte Förderanträge, aber niemand weiß, ob die Geräte wirklich installiert werden“, so Freimüller. Seine Forderung: „Nach Registrierung sollte der Bewerber eine Frist erhalten, zum Beispiel von einem Monat, innerhalb der er einen Auftrag nachreichen muss. Macht er das nicht, verfällt die Registrierung. Die Gelder werden für einen anderen Bewerber frei.“ Bosch Österreich-Chef Weinwurm fasst sich hier kurz. Er erhofft sich, dass „die Förderungen fair und verlässlich aufgesetzt werden“.
Für 2026 erwartet die Branche keine Wunder, aber angesichts des neuen Förderprogramms und der allmählichen Erholung im Wohnbau dennoch eine Verbesserung gegenüber 2025. „Ich rechne mit einem Absatz von 45.000 bis 46.000 Anlagen. 60.000 sind illusorisch – aber ich sehe das trotzdem positiv. Wenn das neue Programm beschlossen wird, haben wir fünf Jahre Planbarkeit“, meint Branchenvertreter Freimüller. Ähnlich sieht das Austria Email-Chef Hagleitner: „Wenn in Hinblick auf 2026 und die Folgejahre klare Rahmenbedingungen und Regelungen gelten, gewinnt die Heizungssanierung mit erneuerbaren Energien im Interesse des Schutzes von Klima und Lebensraum wieder deutlich an Dynamik.“
Differenziert äußert sich Andreas Grimm, Leiter Produktmarktmanagement Heiztechnik bei Hoval Österreich. Er erwartet für 2026 ein „gemischtes Marktumfeld, in dem die Kostenfrage eine zentrale Rolle spielen wird.“ Besonders im Leistungsbereich über 50 Kilowatt, so Grimm weiter, „erwarten wir Zuwächse, die sich bereits jetzt in einer überdurchschnittlichen Angebotstätigkeit abzeichnen“.
Zuversichtlich stimmt die Hersteller der langfristige Trend zur Dekarbonisierung, der dem Wärmepumpen-Geschäft in die Karten spielt. „Wir sind überzeugt, dass klimaschonende Wärmepumpen das Heizsystem der Zukunft sind – und ein entscheidender Faktor für Europas Energiewende“, meint Almir Karagic, bei Daikin Österreich für den Privatkundenbereich zuständig. Mehr als 500.000 österreichische Haushalte nutzen derzeit eine Wärmepumpe. Bis 2035 rechnet Daikin mit mehr als einer Million installierten Anlagen.
Damit diese Prognose eintrifft, braucht es aber das klare Bekenntnis der Politik zur grünen Transformation. Und hier beschleichen den ein oder anderen Vertreter der Branche gewisse Zweifel – durchaus zurecht. So hält die Regierung in ihrem Regierungsprogramm zwar am Ziel der Klimaneutralität bis 2040 fest. Im aktuellen Entwurf zum Klimagesetz fehlt dieses Bekenntnis aber. Kommentar von Wärmepumpen Austria-Präsident Freimüller: „Das ist ein ständiges Hin und Her. Man kennt sich kaum mehr aus.“
Stiebel Eltron Österreich-Geschäftsführer Mader wünscht sich mehr Mut von der Regierung. Was derzeit im Bereiche Klima- und Wirtschaftspolitik diskutiert werde, sei „zu brav und zu wenig innovativ“. Österreich drohe, seine Klimaziele zu verfehlen – mit langfristig teuren Folgen: Wenn Österreich irgendwann CO₂-Zertifikate kaufen müsse, weil man Ziele nicht erreicht habe, sei das „kontraproduktiv“. Stattdessen brauche es echte wirtschaftliche Impulse, die zugleich inländische Wertschöpfung sichern. Mader: „Die Wärmepumpenbranche ist in Österreich stark verankert und bietet enormes Potenzial für Konjunktur und Umwelt.“
Für ihn wäre eine Kombination aus gezielter Förderung und klaren gesetzlichen Vorgaben zielführend: „Man kann es jetzt mit Anreizen versuchen – aber wenn die Austauschquote zu gering bleibt, könnte man gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen.“ Konkret: Die Regierung könnte einen Fahrplan beschließen, in dem klar kommuniziert wird, dass der Heizkesseltausch ab einem bestimmten Zeitpunkt vorgeschrieben ist. „Wer heute investiert, solle wissen, dass der Umstieg nicht nur gefördert, sondern mittelfristig auch verpflichtend wird“, so Mader. „Dazu ist es aber auch notwendig, dass die Regierung das Ziel, die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, wieder ernsthaft in den Fokus rückt.“
Austria Email CEO Hagleitner hat ebenfalls klare Vorstellungen darüber, was zu tun wäre. „Was die Politik den Österreicher*innen bis heute schuldig geblieben ist, sind Planungssicherheit, klare Rahmenbedingungen sowie langfristige Orientierung“, kritisiert er. „Wir haben der Politik wiederkehrend Vorschläge unterbreitet, mit welchem Mix an Maßnahmen und Reformen die Sanierungsrate, und damit auch die Konjunktur, mit weit weniger Förderungen und mit treffsicheren Anreizen gesteigert werden kann.“ Hagleitner verweist auf ein „fertiges Paket mit einem Bündel an rasch umsetzbaren Maßnahmen, die zudem budgetschonend für den Staatshaushalt wirken“. Es liege „seitens der Branche seit Langem am Tisch“. Der Austria Email-Chef weiter: „Es muss flankierende Reformen im Miet- und Wohnrecht, sowie gezielte Anreize und verbindliche Vorgaben geben, ergänzend zu deutlich höherer Treffsicherheit, Effizienz und Sinnhaftigkeit von Förderungen.“
Aus Sicht von Hagleitner ist es mit Maßnahmen der Ankurbelung der Konjunktur aber nicht getan. Er sieht großen Bedarf an strukturellen Reformen. Die bisher angekündigten Maßnahmen der Regierung, um den Wirtschaftsstandort zu stärken, wertet er als „unzureichend“. Es seien „erste Schritte in die richtige Richtung, aber ein großer Befreiungsschlag ist nicht erkennbar. Denn sie werden der dramatischen Situation unseres Landes nicht gerecht und sind für einen echten Turnaround nicht ausreichend. Hagleitner deutlich: „Unser Industriestandort, und damit Österreichs Wohlstand, ist in akuter Gefahr. Wir haben uns von einem wettbewerbsfähigen Niveau in den letzten Jahren weit entfernt.“