„Jammern steht nicht in meinem Arbeitsvertrag“
Hubert Wetschnig, CEO der heimischen Habau Group, findet im Interview mit der Bauzeitung „Klare Worte“. Er spricht über Unsicherheiten am Markt, die richtige Einstellung dazu – und wie er weiter wachsen will.
Hubert Wetschnig über schwierige Zeiten und warum Jammern nichts hilft:
Jammern steht nicht in meinem Arbeitsvertrag – und das lebe ich auch so. Wir sind als Konzern sehr gut aufgestellt und kommen, trotz anhaltender wirtschaftlicher Herausforderungen, gut durch diese Zeit. Natürlich war es schon mal besser. Vor drei, vier Jahren gab es gerade im Hochbau eine extrem hohe Nachfrage, fast schon ungesund. Heute ist die Situation eine andere: Man muss genau schauen, welche Projekte es überhaupt gibt. Trotzdem – wir werden 2025 eine Bauleistung von rund 2,2 Milliarden Euro erreichen, also etwa zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Damit können wir zufrieden sein.
Die größten Herausforderungen
Wo er derzeit die größten Herausforderungen sieht:
Ganz klar im Hochbau. Wären wir ein reines Hochbauunternehmen, vielleicht noch spezialisiert auf den privaten Wohnbau, hätten wir ein echtes Problem. Zum Glück haben wir eine breite Aufstellung. Aber es ist schon dramatisch, wenn in einem Bundesland wie Niederösterreich der geförderte Wohnbau eineinhalb Jahre komplett stillsteht. Da hängen Arbeitsplätze und ganze Organisationen dran. Sie können nicht einfach Mitarbeitende aus dem Wohnbau in den Tunnelbau nach Norwegen versetzen.
Wie die Habau Group mit den aktuellen Unsicherheiten am Markt umgeht:
Mit Flexibilität: Früher haben wir kaum Industriebauten gemacht – jetzt ist das in manchen Regionen unser Hauptgeschäft. Wir schauen uns sehr genau an, was wo gefragt ist, und passen uns an. Das geht, weil unsere Konzernstruktur aus 13 eigenständigen Unternehmen besteht, die regional verankert sind. Diese Nähe zum Markt macht uns anpassungsfähig und schnell.
Welche Rolle das Infrastrukturgeschäft spielt:
Im Infrastrukturgeschäft haben wir eine stabile Nachfrage: In Österreich etwa von der Asfinag im Brückenbau und im Tunnelbau, in Deutschland sind wir stark im Pipelinebau – vor allem im Bereich Wasserstoff und Leitungsbau engagiert. Deutschland ist für uns ein zentraler Wachstumsbereich. Dort hat man in der Vergangenheit zu wenig in die Infrastruktur investiert. Jetzt muss man aufholen. Selbst wenn nicht alle angekündigten Milliarden kommen: ein Teil davon reicht uns schon, um gut ausgelastet zu sein.
Wie es mit kleinen Infrastrukturprojekten auf Ebene der Gemeinden ausschaut:
Das ist ein Sorgenkind. Das sogenannte Flächengeschäft – Kreisverkehre, Gehsteige, Kanäle – ist wichtig für die Auslastung. Aber viele Gemeinden in Österreich sind finanziell angeschlagen, die Budgets fehlen. Wenn dieses lokale Geschäft einbricht, hat das direkte Auswirkungen auf Beschäftigung und Personalbedarf in der Bauwirtschaft.
Wann es im Hochbau wieder aufwärtsgeht:
Für 2026 erwarte ich noch keine dramatischen Veränderungen. Die Infrastruktur wird stabil bleiben, der Hochbau bleibt schwierig. Viele unserer Kunden sind verunsichert – durch politische Entwicklungen, durch internationale Krisen, durch wirtschaftliche Unsicherheiten. Ich bin aber grundsätzlich positiv gestimmt. Der Bedarf an Wohnraum ist da – er wird wieder anziehen. Ich rechne damit, dass sich der Markt 2027 wieder deutlich belebt.
Wo er die Habau Group im Jahr 2030 sieht:
Wir wollen weiter wachsen. Ich halte eine Bauleistung von drei Milliarden Euro bis 2030 für durchaus möglich. Das wollen wir durch organisches Wachstum erreichen und durch gezielte Übernahmen. Dabei geht es nicht nur um Umsatz, sondern auch um Kompetenz und die gezielte Erhöhung der Fertigungstiefe. Wir haben zum Beispiel kürzlich eine Firma für Tiefengeothermie übernommen, weil das zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie passt. Auch im Holzbau oder in der Haustechnik sehen wir Potenzial. Wichtig ist, dass die Firmen zu uns passen – fachlich, aber auch kulturell.
Worauf er bei Übernahmen Wert legt:
Wir übernehmen nicht, um alles umzubauen. Die Firmen behalten ihren Namen, ihre Geschäftsführung. Wir beseitigen Doppelgleisigkeiten, nutzen Synergien – aber wir lassen die Identität bestehen. Das kommt bei vielen gut an. Es gibt Firmen, die lieber zu uns kommen als zu Mitbewerbern, weil sie wissen, dass sie bei uns nicht untergehen. Wir wollen weiter wachsen. Ich halte eine Bauleistung von drei Milliarden Euro bis 2030 für durchaus möglich. Das wollen wir durch organisches Wachstum erreichen und durch gezielte Übernahmen. Dabei geht es nicht nur um Umsatz, sondern auch um Kompetenz und die gezielte Erhöhung der Fertigungstiefe.




