Interview

„Form follows Function“ – auch beim Glasbeschlag

01.12.2025

Moderne Glasbeschläge müssen heute weit mehr leisten als reine Befestigung. Sie tragen größere Scheiben, ermöglichen präzise Spaltmaße und fügen sich zugleich harmonisch ins Design ein. Im Gespräch erläutert Dominik Hinzen, Geschäftsführer von C.R. Laurence of Europe (CRL), welche technischen Entwicklungen und Materialtrends Glasbau und Beschläge prägen.

Birgit Tegtbauer: Welche Rolle spielen Glasbeschläge im modernen Glasbau?

Dominik Hinzen: Glasbeschläge sind aus dem modernen Glasbau nicht mehr wegzudenken. Überall, wo Glas gehalten und befestigt werden muss, kommen Glasbeschläge ins Spiel. Doch sind die Beschläge heute nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern übernehmen neben funktionalen auch gestalterische Aufgaben. Zum Beispiel in der Ganzglasdusche: Hier müssen die Beschläge zum einen farblich zu den Armaturen passen, zum anderen müssen sie immer größere Türen sicher tragen und mit kleinen Spaltmaßen dafür sorgen, dass das Wasser dort bleibt, wo es hingehört – in der Dusche.

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Wie hat sich der Markt für Glasbeschläge in den letzten zehn Jahren verändert?

Glasbeschläge haben sich zu Designobjekten entwickelt. Während früher nur die reine Befestigung im Vordergrund stand, muss sich der Beschlag heute in das Gesamtbild der Wohnsituation einfügen. Über viele Jahrzehnte gab es im Bad nur eine Oberfläche – und die hieß Chrom. Zwar machen Armaturen und damit Glasbeschläge in der Oberfläche Chrom nach wie vor den Hauptteil aus, aber mittlerweile gibt es deutlich mehr Mut zur Farbe im Bad. CRL folgt diesem Trend und bietet die Beschlagserie „Bellagio“ samt Zubehör in mittlerweile elf Standardfarben an – abgestimmt auf die Oberflächen führender Armaturenhersteller.

Welche Trends bestimmen aktuell die Nachfrage – eher Design, Funktionalität oder Preis?

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass je nach Zielgruppe Design und Funktionalität oder rein der Preis den Ausschlag geben. Daher haben wir bei CRL in Europa unser Sortiment so erweitert, dass wir beiden Bedürfnissen gerecht werden: Mit unserer Linie „PrimeBath“ bedienen wir die hohen Ansprüche an Funktionalität und Design und bieten, wie bereits erwähnt, unseren Duschtürbeschlag „Bellagio“ samt Zubehör in elf Standard-Oberflächen – Tendenz steigend – an. Für die preissensitiven Kund*innen oder Projekte, bei denen es auf jeden Cent ankommt, gibt es unsere „SmartBath“ Linie. Hier als Beispiel das neue Band „Oxford“, das qualitativ hochwertig ist, aber in nur drei Oberflächen aufgelegt wird, oder die Stabi-Stangen-Sets „Economy“, die statt Messing aus Edelstahl gefertigt werden.

Wie reagiert C.R. Laurence auf den Trend zu rahmenlosen, minimalistischen Glaslösungen?

Je transparenter die Anwendung ist, desto unauffälliger müssen auch die Beschläge sein. Um diesem Trend Rechnung zu tragen, entwickeln wir immer kleinere Beschläge, die immer größere Glasscheiben halten können. Unsere neuen Beschläge werden alle von unabhängigen Instituten auf Dauerhaftigkeit getestet. Hierbei legen wir nicht nur die in der DIN EN 14428:2019-07 geforderten 20.000 Zyklen zugrunde, sondern streben bei allen neuen Produkten mindestens 100.000 Zyklen an. CRL hat in den vergangenen Jahren das Sortiment speziell im Bereich der Duschbeschläge konsequent auf die Bedürfnisse der Glaser-Kund*innen sowie der Endanwender*innen ausgerichtet. Diese Strategie zahlt sich jetzt aus. Wir werden nun nicht mehr als ein Anbieter unter vielen wahrgenommen, sondern als führendes und trendsetzendes Unternehmen.

Gibt es Materialien oder Oberflächen, die aktuell bevorzugt werden?

Ich hatte zuvor davon berichtet, dass CRL im Duschtürbereich die wohl größte Auswahl an Standard-Oberflächen im Markt bietet. Natürlich verkaufen sich nicht alle Oberflächen gleich gut, aber wir sehen einen deutlichen Trend zu „mutigen“ Farben wie Gold oder Kupfer. Sehr erfolgreich sind auch unsere Oberflächen in Graphit. Auch matt-weiß ist wieder beliebt.
Was das Material angeht, setzen wir konsequent auf Messing für unsere Beschläge. Zum einen, weil die haltbarsten und brillantesten Oberflächen auf diesem Material zu erzielen sind, zum anderen, weil die Belastbarkeit höher ist als beispielsweise bei Zink-Druckguss-Erzeugnissen.

Der beliebte Duschtürbeschlag „Bellagio“ von CRL ist samt Zubehör in elf Standard-Oberflächen erhältlich – Tendenz steigend. © CRL
Der beliebte Duschtürbeschlag „Bellagio“ von CRL ist samt Zubehör in elf Standard-Oberflächen erhältlich – Tendenz steigend. © CRL

Design und/oder Funktionalität – was steht bei der Produktentwicklung im Vordergrund?

„Form follows function“ – so lautet ein bekanntes Designprinzip, an das wir uns bei unserer Produktentwicklung halten. Ein Beschlag muss zuallererst einen Zweck erfüllen: Er muss eine Glasscheibe mit einem möglichst hohen Gewicht tragen, die Tür komfortabel öffnen und schließen lassen sowie leicht zu montieren sein. Das Ganze muss dann in eine möglichst kompakte Hülle verpackt werden, mit kleinen Spaltmaßen und einem gefälligen Design.

Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung und Produktion? Wird das Thema von Kund*innen nachgefragt?

Das Thema wird von unseren Kund*innen noch nicht wirklich nachgefragt. Wir versuchen aber aktiv, unserer Verantwortung gerecht zu werden, indem wir beispielsweise unsere Produkte so entwickeln, dass diese weitestgehend recyclebar sind, unsere Verpackungen statt mit Plastik mit geschreddertem Altkarton ausfüllen und zunehmend die Bahn als Transportweg für unsere Waren nutzen.

Welche Anforderungen stellen Verarbeiter*innen und Monteur*innen heute an Glasbeschläge?

Hier gilt nach wie vor der alte Spruch „Zeit ist Geld“. Je schneller und einfacher ein Glasbeschlag zu montieren und einzustellen ist, desto mehr Montagen können unsere Kund*innen in einem gewissen Zeitfester vornehmen. Daher werden Lösungen bevorzugt, die schnell und einfach zu montieren sind und die Montagezeiten einer Dusche, Schiebetür oder Balustrade minimieren. Nach der Montage muss ein Beschlag einfach funktionieren und unauffällig sein. Jedes Problem führt hier zu Serviceeinsätzen unserer Kund*innen, die teuer und zeitintensiv sind.

Welche typischen Fehler sehen Sie häufig in der Praxis – und wie können sie vermieden werden?

Glücklicherweise sehen wir nicht viele Fehler oder bekommen Probleme zurückgespiegelt. Das kann zum einen daran liegen, dass unsere Produkte so gut und einfach zu montieren sind, und zum anderen, dass unsere Kund*innen allesamt Profis sind, die genau wissen, wie man Glas montiert. Wenn etwas auftritt, dann meistens, weil die Vorarbeit am Bau nicht sauber ausgeführt wurde und beispielsweise Wände nicht im Lot stehen.

Wie sehr spürt der Beschlagsektor Auswirkungen durch internationale Lieferketten oder Rohstoffpreise?

Rohstoffpreise sind ein Problem, da diese seit einigen Jahren nur eine Richtung kennen – nach oben. Wir versuchen dies, soweit es geht, unterjährig für unsere Kund*innen abzufangen, aber es lässt sich nicht immer vermeiden Preise zum Jahreswechsel anzupassen. Wenn man weltweit produziert, sind auch Transportkosten und Wege teilweise herausfordernd. Unsere oberste Prämisse ist, die Lieferfähigkeit für unsere Kund*innen sicherzustellen. Daher fahren wir teilweise auch mit höheren Lagerbeständen als nötig um diese Unsicherheit für unsere Kund*innen abzufedern.

Welche Produktsegmente wachsen besonders stark?

Das Jahr 2025 war für die gesamte Beschlagbranche sehr herausfordernd. C.R. Laurence of Europe ist es in diesem schwierigen Umfeld gelungen, zweistellig zu wachsen. Zu verdanken haben wir dies unserem weitsichtigen Investment in neue Produkte im Bereich Duschbeschläge. Hier haben wir seit 2020 zahlreiche neue, eigens für die europäischen Märkte entwickelten Produkte, eingeführt, die bei den Kund*innen ausgesprochen gut ankommen. Diese Neupositionierung hat CRL vom belächelten „Amerikaner“ zu einem respektierten und vom Wettbewerb gefürchteten Player im Beschlagmarkt gemacht.

Apropos Wachstum: CRL hat im September eine Niederlassung im dänischen Kolding eröffnet. Es ist der dritte Standort in Europa neben Manchester und dem Sitz im deutschen Ilsfeld. Wie kommt es, dass CRL in herausfordernden Zeiten wie diesen expandiert?

Wie bereits erwähnt, hat CRL 2025 bisher ein exzellentes Jahr mit signifikantem Wachstum vorgelegt. Daher ist für uns in Europa jetzt die richtige Zeit in Expansion zu investieren. Wir haben gelernt, dass unsere Kund*innen gerne bei lokalen Unternehmen kaufen. Durch die Eröffnung von Lagerstandorten in unseren Kernmärkten bringen wir CRL näher an die Kund*innen und werden vor Ort zum lokalen Player, der Warenbestand im Land hat und Mitarbeiter*innen, die die Sprache der Kund*innen sprechen und die Mentalität des jeweiligen Landes verstehen.

Gibt es weitere Pläne für Expansion in Europa?

Absolut. Der Standort in Dänemark war erst der Anfang. Zurzeit planen wir konkret die Eröffnung zweier weiterer Standorte 2026. Auch für 2027 sind Eröffnungen geplant. Mehr Details werden wir zu gegebener Zeit kommunizieren. Wir sehen für unser erfolgreiches Produktportfolio noch sehr viel Potenzial für Wachstum in Europa!


Über CRL

C.R. Laurence of Europe (CRL) ist ein bedeutender Anbieter für Beschläge, Werkzeuge und Verbrauchsmaterialien rund um den Werkstoff Glas. Das Unternehmen beliefert von seinen Lagerstandorten in Deutschland, England und Dänemark die europäischen Märkte. Mit eigenen lokalen Vertriebsmannschaften ist CRL nahe bei den Kund*innen. Ausgefeilte Lagerhaltung und Logistik sorgen für hohe Verfügbarkeit und schnellen Lieferservice.
CRL in Europa gehört zur C.R. Laurence, Inc. mit Hauptsitz in Los Angeles, USA. Das 1961 gegründete Traditionsunternehmen hat weltweit über 40 Vertriebs- und Produktionsstandorte.
Nähere Infos: crl.eu