Die größte Waschmaschine Österreichs
Für seine Nassaufbereitungsanlage für Bodenaushub wurde Rhomberg Bau für den Trigos 2025 in der Kategorie „Social Innovation & Future Challenges“ nominiert. Das Projekt verbindet technische Innovation mit ökologischer Wirkung – und könnte zum Modell für nachhaltiges Bauen in ganz Österreich werden.

Wenn man bei Rhomberg Bau von der „größten Waschmaschine Österreichs“ spricht, ist kein Haushaltsgerät gemeint – sondern eine hochtechnologische Anlage, die stark verschlämmten Bodenaushub in wertvolle Baustoffe verwandelt. Was technisch beeindruckt, hat auch gesellschaftspolitisches Gewicht: Denn das Projekt ist ein konkreter Beitrag zur Lösung eines massiven Umweltproblems – und dafür wurde das Unternehmen für den Trigos 2025 nominiert, Österreichs bedeutendstem Preis für verantwortungsvolles Wirtschaften. Rhomberg Bau überzeugte die Fachjury mit einer Kombination aus technischer Raffinesse, strategischer Weitsicht und gelebter Kreislaufwirtschaft. Die Preisverleihung findet am 2. Oktober 2025 in der Markterei in Wien statt. Wir haben mit Stefan Rusch, Geschäftsführer bei Rhomberg Bau für den Bereich Bau & Ressourcen über das Projekt gesprochen.
Handwerk und Bau: Die Nassaufbereitungsanlage löst ein spezifisches Problem der Bauindustrie – nämlich stark verschlammten Bodenaushub recycelbar zu machen. Wie entstand bei Rhomberg Bau die Idee zu diesem Projekt, und was war die zentrale Motivation dahinter?

Stefan Rusch: Wie Sie sicher wissen, ist die Baubranche weltweit und auch in Österreich einer der größten Abfallverursacher, hierzulande stammen etwa 60 Prozent des Abfalls allein vom Bodenaushub. 40 Millionen Tonnen davon sind das jährlich. Und leider werden zurzeit rund 27 Millionen Tonnen Aushub pro Jahr deponiert, nur 7,6 Millionen Tonnen werden tatsächlich wiederverwertet. Obwohl das Material eine wertvolle Ressource sein kann: 90 Prozent des klassischen Bodenaushubs eignen sich problemlos für den Einsatz bei Erdbauarbeiten sowie zur Herstellung von Recycling-Baustoffen, Beton oder Asphalt. Wo könnten wir also effizienter Verbesserungen erzielen als hier?
Hinzu kommt, dass in Österreich und vor allem im westlichsten Bundesland Vorarlberg der Deponieraum immer knapper wird. Laut Erhebungen von 2021 ist die aktuell zur Verfügung stehende Fläche Anfang der 2030er Jahre erschöpft. Das treibt auch die Baukosten. Und auch das Umweltministerium fordert eine verbesserte Nutzung von Bodenaushüben und den darin enthaltenen Rohstoffen.
Nicht zuletzt ist unsere neue Nassaufbereitungsanlage (NAA) Teil der unternehmerischen Strategie von Rhomberg Bau, deren Ziel das Erreichen einer echten Kreislaufwirtschaft ist. Die sortenreine Trennung und Aufbereitung von Bodenaushub und bereits genutzten Ressourcen ist hierbei ein wichtiges Element.

Was genau macht die Technik hinter der Nassaufbereitungsanlage so besonders und innovativ – insbesondere im Vergleich zu bisherigen Technologien oder anderen Lösungen auf dem Markt?
Die moderne Recyclinglösung integriert verschiedene, fortschrittliche Technologien, darunter eine Brech- und Siebanlage, ein vollautomatisches Aufgabesystem, eine Dichtetrennung sowie Radialförderer. Vorteile bringt die hochmoderne Anlage auch bei der Steuerung hinsichtlich der Mengen: Hier erhöht die NAA die Flexibilität, da z. B. weniger benötigte Gesteinsgrößen stärker zerkleinert und so das Volumen von bevorzugten Materialfraktionen maximiert werden können. Der Massenstrom wird ebenfalls digital genau überwacht, sodass wir über eine exakte Massenbilanz in der gesamten Anlage verfügen, einschließlich des Überkorns und der Nebenprodukte.
Besonders ist auch die Qualität der gewonnenen Materialien: Unter anderem produziert die Anlage hochwertige Sande und Gesteinskörnungen für die Herstellung von Beton und Asphalt, Kiese oder Splitte bzw. Schüttgüter wie Frostkoffer. Rechtlich entsprechen diese Produkte aufgrund ihrer hohen Qualität einem Rohstoff und unterliegen daher nicht mehr dem Abfallrecht. Kund:innen benötigen entsprechend keine gesonderte Genehmigung („Sammler und Behandler“ nach dem AWG) mehr. Sogar die Reste, der sogenannte Filterkuchen oder Feinsande, können je nach Qualität zur Erden- oder Ziegelproduktion verwendet werden. Damit schaffen wir es im Idealfall, jede zugeführte Tonne wirtschaftlich wiederzuverwerten.
Grundsätzlich gelingt es uns so, deutlich mehr Bodenaushub weiter nutzbar zu machen, als dies bislang möglich war, da die NAA sogar Material reinigt, dessen verschlämmter, also mit Schlamm versetzter Anteil, bei bis zu 50 Prozent liegt. Das ermöglicht es uns, Böden zu verarbeiten, die bisher auf die Deponie mussten.

Wie genau funktioniert der Waschprozess der Anlage, und welche konkreten Ressourcen (z. B. Wasser, Energie) werden hierbei eingespart oder effizienter genutzt?
Über zwei Aufgabestellen werden die Inputmaterialien in die vermeintliche „Blackbox“ geführt, in der sie in einem anspruchsvollen Prozess getrennt, gebrochen, gewaschen und gereinigt werden. Dabei entstehen Produkte wie Sande, Körnungen, Tragschichtmaterial, Splitte oder Zuschlagstoffe für Recyclingbaustoffe. Radlader befüllen den Aufgabebunker, von wo aus das Material über Förderbänder vorgesiebt zum Brecher in die Nassaufbereitung oder – bei entsprechender Eignung -direkt auf eine Vorratshalde bzw. in die bestehende Aufbereitungsanlage gelangt. Nun werden die Inputmaterialien über eine Grobstücksiebanlage geführt. Das im Prozess verbleibende Material wird gewaschen und in der Setzmaschine weiter veredelt. Hier werden die leichten Partikel im Setzverfahren von den Körnungen getrennt und Störstoffe abgeschieden. Sand, Schluff und Wasser kommen in einen Sammelsumpf, die Sandaufbereitung erfolgt per Fliehkraftabscheidung. Doch auch an die Wasseraufbereitung ist gedacht, das Überlaufwasser bzw. die verbleibenden Feinanteile und Schluffe werden über einen Rundeindicker voneinander getrennt. Das so gereinigte Brauchwasser gelangt wieder in den Prozesswasserspeicher und kann erneut verwendet werden. Die verbleibenden Schlämme werden getrennt gesammelt und gepresst.
Im Idealfall wird also sämtliches Material wieder- und weitervewendet und die Anlage verbraucht so gut wie kein Wasser. Lediglich rund 20 Prozent verdunsten oder verbleiben im feuchten Material.

Die Anlage steht nicht nur Rhomberg selbst, sondern der gesamten Region offen. Wie wichtig war Ihnen dieser Ansatz bei der Entwicklung des Projekts, und welche Erfahrungen konnten Sie bislang in der Zusammenarbeit mit anderen regionalen Bauunternehmen sammeln?
Unser Unternehmensziel ist es, die Vorarlberger Bevölkerung wohnortnah mit hochwertigen Baumaterialien zu versorgen. Dazu zählt für uns ganz klar, dass wir möglichst viel Bodenaushub wiederverwerten und möglichst viele Bauvorhaben im näheren und nächsten Umkreis beliefern. Damit sparen wir übrigens auch Transportkilometer. Schon vorher waren wir mit durchschnittlich nur neun Kilometern Anfahrtsweg das in diesem Bereich effizienteste Ressourcencenter. Jetzt kann jeder LKW, der Aushub im RCR anliefert, frischen Rohstoff mit zurück auf die Baustelle nehmen. Und die hochwertigen Zuschlagstoffe für die Betonindustrie können sogar im Betonwerk direkt vor Ort verwendet werden.
Wichtig ist aber, dass die Anlage wirtschaftlich ausschließlich von uns betrieben wird. Der Wettbewerb kann sie also nicht „einfach so“ nutzen, kann dort aber natürlich zu Marktbedingungen seinen Bodenaushub abgeben und im Gegenzug hochwertige Baumaterialien mitnehmen. Das wird durchaus angenommen.

Im zweiten Betriebsjahr konnten bereits rund 190.000 Tonnen Aushub recycelt werden. Wie bewerten Sie die bisher erreichten Ergebnisse, und welche weiteren Ziele verfolgen Sie in Zukunft mit dieser Anlage?
Die Anlage ist darauf ausgelegt, 200 000 Tonnen Bodenaushub im Jahr wiederaufzubereiten. Und wir sind fest davon überzeugt, dass wir eine Vollauslastung erreichen werden. Schon jetzt sind wir ja nur knapp unter dem Maximum. Wir sind daher sehr zufrieden mit der Anlage, ihren Resultaten und den Zukunftsaussichten.
Vielen Dank für das Interview!
Trigos 2025 – Österreichs Nachhaltigkeitspreis
Der Trigos ist Österreichs bedeutendste Auszeichnung für verantwortungsvolles Wirtschaften. Der Preis wird 2025 zum 22. Mal verliehen.
- Für das Projekt „Die größte Waschmaschine Österreichs“ – eine Nassaufbereitungsanlage für verschlämmten Bodenaushub – in der Kategorie „Social Innovation & Future Challenges“.
- Preisverleihung: 2. Oktober 2025, Markterei, Wien
- Mehr Informationen: hier