Feste Schalung für grünen Stahl

18.06.2025

Die Voestalpine arbeitet an der grünen Stahlproduktion. In einem ersten Schritt wird je ein Elektrolichtbogenofen (EAF) in Linz und Donawitz errichtet. Damit sollen die CO₂-Emissionen bis 2029 um rund 30 Prozent gesenkt werden. Am Projekt in Donawitz beteiligt: der heimische Schalungsanbieter Ringer.

„Dass wir bei einem Schlüsselprojekt der grünen Transformation mit unserer Technik und Expertise eine zentrale Rolle spielen durften, macht mich stolz – das ist Zukunft, die wir mitgestalten.“ An der Zukunft, die Markus Ringer, Eigentümer des oberösterreichischen Gerüste- und Schalungsspezialisten Ringer, meint, wird derzeit in Linz und Donawitz gearbeitet. Dort errichtet der heimische Stahlkonzern Voestalpine im Rahmen ihrer Strategie Greentec Steel zwei Elektrolichtbogenöfen, die mit erneuerbarem Strom betrieben werden. Das Ziel: Die CO₂-Emissionen bei der Stahlproduktion sollen mit diesen Öfen bis 2029 um rund 30 Prozent gesenkt werden.

Baupaket 3 mit Ringer

Am Vorhaben in Donawitz ist das Bauunternehmen Lieb Bau Weiz beteiligt. Es hat den Zuschlag für das Baupaket 3 erhalten – dem zentralen Mediengebäude. Dieses Bauwerk beherbergt im Wesentlichen die Hydraulikräume sowie das „Q-One-System“, das das Herzstück der Stromversorgung für den Elektrolichtbogenofen bildet und dessen präzise Regelung sicherstellt. Über diesem Mediengebäude wird zudem auch die gesamte Legierungswirtschaft installiert, die bei Vollfüllung eine Gesamtlast von 18.400 Tonnen aufweist.

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Lieb Bau Weiz wiederum hat sich bei den Schalungsarbeiten für Lösungen aus dem Hause Ringer entschieden. „Die anspruchsvollen Sicherheitsvorgaben der Voestalpine erforderten eine durchdachte und präzise Schalungslösung. Mit der Erfahrung und den hochwertigen Systemen von Ringer konnte das Team von Lieb Bau Weiz selbst unter den enormen Anforderungen und den engen Platzverhältnissen effizient und vor allem sicher arbeiten“, meint Hauptpolier Christoph Lammer. Johannes Friesenbichler, Technischer Vertrieb Ringer, ergänzt: „Gerade bei solch komplexen Industriebauten zeigt sich, wie wichtig enge Abstimmung und technische Kompetenz sind – das Team hat die Anforderungen mit maßgeschneiderten Lösungen effizient und sicher umgesetzt.“

Die Abmessungen des Baupaket 3 sind enorm: Es erstreckt sich über eine Fundamentfläche von 140 Meter Länge und 40 Meter Breite. Das Gebäude selbst ist 25 Meter breit und 30 Meter hoch. Der Stahlbetonsockel, auf dem später auch noch die Legierungswirtschaft errichtet wird, hat am Ende eine Gesamtbauhöhe von 60 Meter. Um den Baufortschritt effizient voranzutreiben, werden pro Woche bis zu 300 m³ Beton verarbeitet. Insgesamt werden 8.000 m³ Beton und 1.600 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut.

Da die Stromzufuhr über massive Kupferschienen erfolgt, entsteht durch die hohe Stromstärke ein extremes Magnetfeld, das die Gefahr birgt, dass konventioneller Bewehrungsstahl herausgezogen wird. Um dies zu verhindern, wurden 28,3 Tonnen antimagnetischer Nirosta-Stahl eingesetzt.

Die Ansprüche an Planung und Ausführung waren enorm: Dafür sorgten die strengen Sicherheitsvorkehrungen und der Umstand, dass die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb durchgeführt wurden. Hinzu kamen die gewaltigen Dimensionen der massiven Stahlbetonstrukturen und die begrenzten Platzverhältnisse. Da das Bauwerk in unmittelbarer Nähe zu bestehenden Anlagen der Voestalpine errichtet wird, war eine präzise Abstimmung der Bauarbeiten notwendig. Besonders herausfordernd war die Koordination mit dem innerbetrieblichen Transport flüssigen Stahls, der mit einem Gesamtgewicht von je 1.000 Tonnen absoluten Vorrang hatte und jederzeit ungehindert erfolgen musste.

80 Prozent des Bauvorhabens wurden innerhalb von nur zwölf Monaten realisiert. Dies erforderte eine exakte Planung und den Einsatz leistungsstarker Schalungssysteme. Dabei setzte Lieb Bau Weiz auf das Schalungs- und Gerüstsortiment sowie auf das umfassende Know-how von Ringer. Der Warenwert an Ringer-Schalungs- und Gerüsttechnik vor Ort betrug zu Spitzenzeiten sechs Millionen Euro.

Die massiven Wände des zentralen Mediengebäudes wurden mit Ringer Master Pro Schalung hergestellt. Für großflächiges Schalen kamen hauptsächlich 240 × 300 Zentimeter große Elemente zum Einsatz. Die Wandstärken variierten zwischen 30 und 60 Zentimeter, wobei an einer besonders beengten Stelle nur noch 3 Zentimeter Abstand zur Bestandskonstruktion verblieben. „Aufgrund der einseitigen Bedienbarkeit, der enormen Stabilität und der flexiblen Anwendungsmöglichkeiten war das Master Pro Wandschalungssystem gerade hier perfekt geeignet, um eine maßgenaue und zeiteffiziente Umsetzung zu gewährleisten“, so Ringer.

Die höchste Wand wurde mit einer Höhe von 14 Metern ausgeführt. Hierfür wurde zunächst eine komplette Schalungsseite vorgestellt und anschließend mithilfe des Ringer Doppelgeländer-Gerüsts bewehrt. Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Bereich auf der Bewehrungstechnik. Normalerweise stehen für den Bewehrungseinbau 30 Zentimeter Platz zur Verfügung. Da die Wände jedoch eine Stärke von bis zu 60 Zentimeter aufweisen, wurden am Bewehrungsgerüst Schnellkonsolen montiert und zunächst 30 Zentimeter bewehrt. Danach wurden die Konsolen entfernt und die verbleibenden 30 Zentimeter nachbewehrt. Anschließend schloss man die Schalung und sicherte sie mit Richtstützen. Insgesamt wurden die 14 Meter hohen Wände in vier Betonierabschnitten mit jeweils 200 m³ Beton und 40 Tonnen Bewehrungsstahl errichtet.

Auch die zahlreichen Eckbereiche stellten besondere Anforderungen an die Planung und das Schalungssystem. Um die jeweiligen Winkel trotz minimalem Platzangebot herzustellen, wurde eine Sonderlösung aus einer Kombination von 25er Alu Master Innenecken, Stahl Master Elementen und DW20 Ankern umgesetzt. Die stirnseitige Abschalung erfolgte mit Master Elementen, Richtschienen und Stirnankern, um eine sichere Lastabtragung zu gewährleisten.

Die hohen Qualitätsanforderungen an die Betonoberfläche machten zudem den Einsatz einer leistungsfähigen Schalhaut notwendig. Aufgrund der hochwertigen Betonmischung mit zahlreichen Zusatzstoffen wurde die Master Pro mit Alkus Vollkunststoff-Schalhaut eingesetzt. Sie sorgte für eine gleichmäßige und präzise Betonoberfläche und stellte unter diesen anspruchsvollen Bedingungen ihre Langlebigkeit unter Beweis.