Heizen und Kühlen

Cool durch Erdwärme

29.10.2025

In Wien entsteht mit dem Village im Dritten ein echtes Vorzeigeprojekt für nachhaltigen Wohnbau. Das Besondere an dem Vorhaben: das klimafreundliche Energiekonzept. An dessen Umsetzung ist Heizungs- und Klimaspezialist Viessmann beteiligt.

Die Anlage brummt leise vor sich hin. Für den Laien schaut sie auf den ersten Blick aus, wie eine normale Heizungsanlage für ein Wohnhaus. Auf den Zweiten auch. Sie ist es aber nicht: Hier arbeiten Wärmepumpen für das Village im Dritten – einem nachhaltigen neuen Stadtquartier im dritten Wiener Gemeindebezirk, das von der ARE Austria Real Estate (ARE) gemeinsam mit Partnern errichtet wird. Hier entstehen rund um einen öffentlichen Park bis 2027 etwa 2.000 Wohnungen, Büros, Gewerbeflächen und Nahversorgung sowie Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen. Die ersten Wohnungen wurden bereits im Juni dieses Jahres übergeben.

Klimafreundliches Konzept

Das Besondere an dem Projekt: das klimafreundliche Energiekonzept, das die ARE gemeinsam mit der Wien Energie umsetzt. Es setzt stark auf die Nutzung von lokal verfügbaren, erneuerbaren Ressourcen. So viel Energie wie möglich soll direkt vor Ort produziert und genutzt werden. Experten sprechen von einem „Vorzeigeprojekt in Europa.“

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Dabei werden 500 Erdwärmesonden über Leitungen zum größten Energienetz Österreichs zusammengeschlossen. Die Erdwärmesonden reichen 150 Meter tief und ermöglichen die Nutzung des Erdreichs zum Heizen und Temperieren der Wohnungen. Die Erdwärme mit fünf bis 19 Grad Celsius gelangt über die Sonden in die hauseigenen Wärmepumpenanlagen, die die Temperatur weiter erhöhen.

Der Strom für die Wärmepumpen kommt dabei unter anderem direkt von den Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gebäude. Alle Gebäude sind außerdem auch an das Fernwärme- und Stromnetz angebunden, um sowohl die Versorgungssicherheit an sonnenarmen oder sehr kalten Tagen zu garantieren als auch das Warmwasser zu liefern.

Für die Heizung der Wohnungen kommen Flächenheizsysteme, wie zum Beispiel Fußbodenheizungen oder Bauteilaktivierung, zum Einsatz. Diese Systeme benötigen nur niedrige Vorlauftemperaturen, damit können die Wärmepumpen noch effizienter betrieben werden. Im Sommer wird die überschüssige Wärme aus den Gebäuden geführt und mittels Sonden im Erdreich gespeichert. Während des Winters wird diese Wärme wieder aus dem Boden geholt und mittels Wärmepumpe für die Heizung verwendet.

Fenster in die Zukunft

„Das Village im Dritten ist ein Fenster in die lebenswerte Zukunft Wiens“, sagt Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Das, was hier bei der Fertigstellung des neuen Stadtviertels Standard sein wird, soll künftig in ganz Wien zur Norm werden. Denn Wiens Zukunft ist voller Grünraum, kurzer Wege, guter Luft und erneuerbarer und leistbarer Energie.“ ARE-Geschäftsführer Gerald Beck ergänzt: „Die ARE setzt mit dem Village im Dritten ein Zeichen: Wir bauen weiter und entwickeln gemeinsam mit Partnern dringend benötigten Wohnraum, Büros und Gewerbeflächen rund um einen zwei Hektar großen Park. In puncto Energieversorgung setzt das Village mit der flächenmäßig größten Nutzung von Erdwärme in Österreich neue Maßstäbe.“

Die Wärmepumpen, die im Village zum Einsatz kommen, stammen vom Hersteller Viessmann. Dessen Österreich-Geschäftsführer Peter Huber zeigt sich höchst angetan von diesem Auftrag: „Das Projekt Village im Dritten konnte mit einem sehr innovativen Bauherrn abgewickelt werden, der sehr zukunftsträchtige Investitionen im baulichen Sinn realisiert hat.“

Besonders innovativ ist die Abwasserwärmerückgewinnung, die Viessmann mit Kooperationspartner Feka projektiert und gemeinsam mit der Firma Friedrich Neidhart realisiert hat. Die im Abwasser enthaltene Wärme definiert sich nicht nur durch die Temperatur, sondern auch durch den Volumenstrom. „Diese Tatsache wird vielfach unterschätzt“, meint man bei Viessmann. „Der tägliche Abwasseranfall steht in direktem Zusammenhang mit dem Warmwasserbedarf. Im Wohnungsbau sind die jahreszeitlichen Schwankungen vom Warmwasserbezug marginal. Somit stellt das Abwasser eine konstante Quelle zur Verfügung.“ Die Problematik des Abwassers liege darin, dass Abwasser selten kontinuierlich fließt. „Das heißt, es sind immer hydraulische Spitzen abzufangen.“

Damit beim Öffnen der Anlage keine Emissionen im Gebäude entstehen und der ortsansässige Kanalreiniger die Wartung einfach durchführen kann, wird das System wie ein Pumpenschacht an die Gebäudehülle angegliedert. „Abwasser stellt hohe Anforderungen an den Wärmetauscher. Da stoßen konventionelle Tauschersysteme sehr schnell an ihre Grenzen. Die Aufwendungen für Wartung können durchaus die ganze Einsparung zunichtemachen“, so Viessmann. „Darum sind Lösungen gefragt, die völlig schmutzunempfindlich sind und auch unter widrigsten Bedingungen funktionieren.“

Abwasserwärmerückgewinnung

Das Herzstück der Abwasserwärmerückgewinnung ist der Abwasserschacht mit integriertem Feka-Modul, eine Kombination aus Wärmetauscher und ausgeklügelter Filtereinheit. Mittels Viessmann Vitocal 350-G Pro Wärmepumpe wird die Energie aus dem Abwasser zurückgewonnen. Neben der hohen Effizienz ist die Unmittelbarkeit ein großer Vorteil: Fällt Abwasser an, wird häufig auch wieder Energie benötigt.

„Dieses Projekt ist für uns für die strategische Ausrichtung sehr wichtig, da vor allem das Thema Dekarbonisierung im urbanen Bereich ganz neue Aufgaben hervorbringt“, erläutert Viessmann-Österreich-Chef Huber „Das heißt, dass wir hier zeigen, dass auch bei solchen Projekten Wärmepumpen sehr geeignet sind und dass es auch möglich ist, im städtischen Wohnbau Gas und Öl abzulösen und sich als optimale Synergie zur umweltfreundlichen Fernwärme Versorgung etabliert.“

Huber sieht großes Potenzial für die hier angewendete Technologie: „Die Nachfrage in Österreich für derartige Projekte ist von einem geringen Niveau an stark steigend. Erfordert aber aufgeschlossene Bauherren mit zukunftsorientierten Visionen.“