Haustechnik

Mehr Mut der Politik täte gut

13.10.2025

Stiebel Eltron will in Österreich wachsen und Marktanteile gewinnen. Dabei setzt man auf Nachhaltigkeit und eine erweiterte Produktpalette – und hofft auf mehr Mut der Politik.

Thomas Mader ist sich sicher: „Die Energiewende wird nur dann gelingen, wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an einem Strang ziehen und wenn wirtschaftliche Anreize, gesetzliche Rahmenbedingungen und technologische Innovationen in Einklang gebracht werden“, ist er überzeugt. „Wir tun etwas sehr Vernünftiges – und das sollte sich auch die Politik zu Herzen nehmen.“

Bis Juli noch sehr gut

Wir, damit meint der Geschäftsführer von Stiebel Eltron Österreich die heimische Heizungsbranche, die Klarheit in Bezug auf den Fahrplan zur Dekarbonisierung benötigt. Heuer leidet die Branche unter dem abrupten Ende der Förderungen für den Heizkesseltausch – so auch Stiebel Eltron. Das erste Halbjahr verlief für das Unternehmen noch positiv – vor allem im Wärmepumpensegment konnte das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr zulegen. „Bis Ende Juli hat sich der Auftragseingang sehr gut entwickelt“, so Mader.

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Seit dem Auslaufen der alten Förderregeln ist jedoch ein echter Einbruch am Markt zu spüren. Die Hersteller erwarten für das Gesamtjahr mittlerweile einen Rückgang des Wärmepumpengeschäfts um 20 Prozent. Bei Stiebel Eltron geht man, davon aus, sich besser zu schlagen. „Wir rechnen mit einem Rückgang, aber eher im Bereich von fünf bis zehn Prozent“, sagt Mader. Das Jahr werde zwar kein Rekordjahr wie 2024, aber „sicher ein vernünftiges Jahr“.

Der Blick nach vorn ist geprägt von Unsicherheiten – vor allem im Hinblick auf die angekündigte neue Förderstruktur, die derzeit diskutiert wird. Es wird spekuliert, dass schon im November oder Dezember wieder Förderanträge gestellt werden könnten – das würde das laufende Jahr womöglich noch einmal ankurbeln. Viel wichtiger ist aus Sicht von Mader jedoch die mittelfristige Perspektive. Die Regierung will bis 2030 den Heizkesseltausch mit insgesamt 1,5 Milliarden Euro fördern. Mader begrüßt diese Maßnahme: „Das ist ein klarer Zeithorizont und macht die Planung deutlich verlässlicher.“

Kritisch sieht Mader allerdings die bisher bekannten Details der geplanten Maßnahmen. Zwar sei eine Fördersumme von 300 Millionen Euro pro Jahr für den Umstieg von Öl und Gas vorgesehen – doch wie hoch die Förderung pro Haushalt tatsächlich ausfallen wird, ist bislang unklar. Mader plädiert für realistische und wirksame Anreize: „Mit 2.000 Euro pro Anlage werden wir keine großen Stückzahlen sehen. Es müssen auch nicht 10.000 Euro sein, aber ein Bereich von 7.500 bis 9.000 Euro, wie wir ihn schon einmal hatten, wäre ein sinnvoller Kompromiss.“

Wirtschafts- und klimapolitisch wünscht sich der Geschäftsführer deutlich mehr Mut von der Regierung. Was derzeit diskutiert werde, sei „zu brav und zu wenig innovativ“. Österreich drohe, seine Klimaziele zu verfehlen – mit langfristig teuren Folgen: Wenn Österreich irgendwann CO₂-Zertifikate kaufen müsse, weil man Ziele nicht erreicht habe, sei das „kontraproduktiv“. Stattdessen brauche es echte wirtschaftliche Impulse, die zugleich inländische Wertschöpfung sichern. Mader: „Die Wärmepumpenbranche ist in Österreich stark verankert und bietet enormes Potenzial für Konjunktur und Umwelt.“

Für ihn wäre eine Kombination aus gezielter Förderung und klaren gesetzlichen Vorgaben zielführend: „Man kann es jetzt mit Anreizen versuchen – aber wenn die Austauschquote zu gering bleibt, könnte man gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen.“ Konkret: Die Regierung könnte einen Fahrplan beschließen, in dem klar kommuniziert wird, dass der Heizkesseltausch ab einem bestimmten Zeitpunkt vorgeschrieben ist. „Wer heute investiert, solle wissen, dass der Umstieg nicht nur gefördert, sondern mittelfristig auch verpflichtend wird“, so Mader. „Dazu ist es aber auch notwendig, dass die Regierung das Ziel, die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, wieder ernsthaft in den Fokus rückt.“

Trotz konjunktureller Eintrübung bleibt der Stiebel Eltron-Manager optimistisch. Ab dem zweiten Quartal 2026 rechnet er wieder mit einem Aufschwung im Wohnbau – nicht nur im Bereich der Sanierungen, sondern auch im Neubau. „Wir sehen, dass die Genossenschaften wieder mehr Aufträge vergeben. Die Baukosten sind gesunken, und auch bei den Zinsen erwarten wir noch Bewegung nach unten“, sagt er. Damit sei die Grundlage gelegt, dass sowohl die Sanierung als auch die Neubautätigkeit wieder anziehen.

Strategisch sieht sich Stiebel Eltron in Österreich gut aufgestellt. Das Unternehmen will weiter wachsen und Marktanteile gewinnen. Möglich sei das laut Mader vor allem durch die Erweiterung des Produktportfolios: Neben Wärmepumpen rücken künftig auch andere Segmente der Gebäudetechnik stärker in den Fokus – etwa Wohnraumlüftung, Wohnungsstationen oder Lösungen für den mehrgeschossigen Wohnbau. „Früher war Stiebel vielleicht noch stark auf elektrische Warmwasserbereitung fokussiert. Heute können wir die komplette Haustechnik abdecken.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die eigene Produktion. Mader: „Das ist uns wichtig – wir bieten komplette Lösungen aus einer Hand und mit hoher Fertigungstiefe.“ Die umfassende Produktpalette sei die Basis für weiteres Wachstum am österreichischen Markt. Auch in Bereichen, in denen das Unternehmen bislang weniger präsent war, will es künftig punkten.

Ein besonderes Anliegen ist Mader dabei auch der gesellschaftliche Auftrag der Branche. Die Arbeit an nachhaltiger Energietechnologie sei nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch sinnstiftend: „Wir agieren in einem Bereich, in dem man mit der täglichen Arbeit wirklich etwas Positives für die Umwelt bewirken kann.“ Das gelte nicht nur für die Unternehmensstrategie, sondern auch für das Selbstverständnis der Mitarbeitenden. „Nachhaltigkeit muss ein Geschäftsmodell sein – und genau das ist es bei uns. Wirtschaftlich tragfähig und zugleich ökologisch sinnvoll.“