Fokus Tiefbau

Kreislauf auf der Autobahn

30.09.2025

Bei der Sanierung der A2 zwischen Wöllersdorf und Wiener Neustadt setzt die Strabag stark auf Recycling. Beim Asphalt liegt der Recyclinganteil bei 70 Prozent. Möglicher wird dieses konsequente Vorgehen durch eine besonders enge Kooperation mit Auftraggeber Asfinag.

„Das Projekt zeigt eindrücklich, wie Baustoffrecycling zum Erfolg wird.“ Bei dem Projekt, von dem Florian Weber spricht, handelt es sich um die Generalsanierung der A2 zwischen Wöllersdorf und Wiener Neustadt. Der technische Bereichsleiter der Strabag weiter: „Es werden deutlich weniger Ressourcen verbraucht – ermöglicht durch veränderte Vorschriften für das Baustoffrecycling und eine frühzeitige und enge Partnerschaft zur Auftraggeberin.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Bereits bei der Ausschreibung legte Auftraggeber Asfinag den Fokus auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Qualitative Kriterien ermöglichten es den anbietenden Bauunternehmen, durch hohe Recyclingquoten zusätzliche Punkte zu erzielen. „Wir haben diesen Spielraum ambitioniert genutzt und von Anfang an mit außergewöhnlich hohen Anteilen an wiederverwendetem Material kalkuliert“, so Weber.

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Die Generalsanierung der Strecke teilt sich in fünf Bauphasen. 2025 wird die Fahrbahn in Richtung Graz saniert. 2026 folgt die Fahrtrichtung Wien. Beim Aufbruch des Bestands gewinnt die Strabag insgesamt 325.000 Tonnen an Sekundärrohstoffen, die vollständig in den Materialkreislauf vor Ort zurückgeführt werden. „Das ist in Österreich in dieser Größenordnung bisher selten und deshalb ein echtes Statement für Kreislaufwirtschaft im Straßenbau“, meint Weber. Eine mobile Brecheranlage zerkleinert das Material in unmittelbarer Nähe der Baustelle. Weber: „Dadurch werden rund 13.500 Lkw-Fahrten eingespart und damit der CO₂-Ausstoß stark minimiert.“

In der Asphaltschicht (Sauberkeitsschicht), die zum Schutz zwischen der zementstabilisierten Tragschicht und der darüberliegenden Betonschicht aufgebracht wird, verbaut das Strabag-Team 40.000 Tonnen Asphalt mit einem Recyclinganteil von 70 Prozent. „Das ist dreieinhalb Mal so hoch, als auf österreichischen Autobahnen üblich ist. In der Regel liegt der Anteil hier bei 20 Prozent“, so Weber.

Die ungebundene und zementstabilisierte Tragschicht besteht zu großen Teilen aus recyceltem Beton, Asphalt und alten Tragschichten, auch der Zuschlag im Unterbeton besteht überwiegend aus recyceltem Material. Eine Photovoltaikanlage auf den Baucontainern inklusive Batteriespeicher sorgt für nachhaltigen Strom für den Baustellenbetrieb.

Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für das Projekt ist aus Sicht des Strabag-Managers das gewählte Vertragsmodell – das „Early Contractor Involvement light (ECI)“. Durch dieses Modell war das Bauunternehmen schon früh in den Planungsprozess eingebunden. Das Besondere an dem ECI: Während in einem traditionellen Verfahren der Auftragnehmer relativ zügig nach der Vergabe mit der Ausführung beginnt, nehmen sich Auftraggeber und Auftragnehmer bei einem ECI erst einmal Zeit für eine gemeinsame Planung. Das kann bis zu drei Monate dauern. „Diese Zeit ist gut investiert“, meint Weber.

In dieser Phase prüfen die Partner das Vorhaben gemeinsam auf Herz und Nieren und – und zwar technisch und wirtschaftlich – und optimieren es. „Nachhaltiges Bauen beginnt bei uns bereits mit der Ausschreibung. Das neue Vertragsmodell ist nun ein weiterer Schritt, durch den wir unsere Projekte gemeinsam mit dem Auftragnehmer durch eine frühzeitige enge Zusammenarbeit noch besser planen und optimieren können“, verdeutlicht Asfinag-Geschäftsführer Andreas Fromm.

Die frühzeitige Abstimmung hilft dabei, Fehlplanungen zu vermeiden. „Wenn im späteren Ablauf Anpassungen vorgenommen werden müssen, sind diese oft mit zusätzlichen Kosten, Materialverbrauch und CO₂-Ausstoß verbunden“, heißt es von der Strabag. „Eine frühe und vertrauensvolle Kooperation begünstigt außerdem, dass nachhaltige Lösungen gezielt eingebracht werden. Partnerschaftsmodelle werden so zur Stellschraube für mehr Ressourcenschutz.“

Eine Zusammenarbeit in dieser Tiefe ist in Österreich noch die Ausnahme. Für Strabag und Asfinag ist es das zweite Projekt, das sie als ECI light umsetzen. Weber: „Für uns ist dieses Partnerschaftsmodell ein zukunftsweisender Ansatz der Zusammenarbeit – mit dem Potenzial, sich als neuer Standard in der Branche zu etablieren.“