Schalungstrends: Schnell und digital

Schalung
13.05.2019

Die Schalungshersteller auf der Bauma waren einander einig: Schnelligkeit, Wirtschaftlichkeit und Digitalisierung sind die zentralen Themen, die die Branche in Zukunft bestimmen werden.
Zahlreiche Produktneuheiten und digitale Lösungen für schnelleres und effizienteres Arbeiten auf der Baustelle standen im Mittelpunkt der Messeauftritte der Schalungshersteller auf der Bauma in München.
Zahlreiche Produktneuheiten und digitale Lösungen für schnelleres und effizienteres Arbeiten auf der Baustelle standen im Mittelpunkt der Messeauftritte der Schalungshersteller auf der Bauma in München.

Glückliche Gesichter, wohin man blickt: Auf der Bauma in München hatten die Schalungshersteller allen Grund zur Freude, denn das Geschäft lässt derzeit nur wenig zu wünschen übrig. „Wir hatten im vergangenen Jahr eher das Problem, dass wir Aufträge absagen mussten“, sagt Erwin Platzer, Österreich-Geschäftsführer von Meva. Für das laufende Jahr seien die Aussichten ähnlich rosig: „Um dem Materialmangel bei der derzeitigen hohen Auftragslage entgegenzuwirken, setzen wir den Fokus derzeit vor allem auf eine bessere Planung unserer Aufträge.“
Wenig zu jammern hat auch der Regauer Schalungs- und Gerüsthersteller Ringer. Mit einem Plus von 17 Prozent 2018 hat man eines der umsatzstärksten Geschäftsjahre der Geschichte hinter sich. Und auch international läuft es rund. In mehr als 50 Ländern ist ­Ringer mittlerweile aktiv. Und für 2019 erwartet Vertriebsleiter ­Markus Ringer einen weiteren Ausbau der internationalen Märkte. „Mit der Alu 2000 werden wir künftig die Exportgeschäfte weiter ankurbeln.“ In München stand diese gemeinsam mit dem bewährten Schalungssystem Master Pro im Mittelpunkt des Messeauftritts. Während Letzteres eine unkomplizierte Handhabung für einen effizienten Baustelleneinsatz verspricht, verbindet die Alu 2000 besondere Leichtigkeit (ca. 21 kg/m²), hohe Steifigkeit und geringes Volumen mit einer Belastbarkeit von 60 kN/m².

Ein Volltreffer

Auf Robustheit und geringes Gewicht setzt auch einer der weltweiten Marktführer Doka, und zwar mit seiner Alu-Rahmenschalung D­okaXlight. Mit einem Gewicht von weniger als 20 kg/m² und 50 kN/m² Frischbetondruck ist sie zukünftig die leichteste in der Produktpalette von Doka und ermöglicht die Bedienung ohne Kran und mit nur einer Person. „Erste Feldtests in Frankreich, Schweden, Österreich und Kanada zeigen bereits, dass uns damit ein Volltreffer gelungen ist“, zeigt sich Österreich-Geschäftsführer Harald Zulehner für den künftigen Erfolg des Produkts optimistisch. 
Stolz ist man auch auf die Kellerbaumethode DokaBase mit integrierter Außendämmung, die drei wesentliche Arbeitsschritte – Schalen,­ Dämmen und Abdichten – in einem System vereint. Der Clou daran: Die Außenschalung ist gleichzeitig die Dämmung, die dauerhaft am Bauwerk verbleibt. Der frische Beton fungiert als ­Kleber und bildet mit dem DokaBase-Paneel eine vollflächige, hinterlaufsichere und dauerhafte Verbindung. Durch das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren entfällt zudem die zusätzliche Feuchtigkeits­abdichtung.

Schont die Kräfte

Ein Highlight in der über 4.200 Quadratmeter großen Peri-Messehalle war die neue Deckenschalung Skymax, die sich als eine Art Baukasten mit kompatiblen Bauteilen aus unterschiedlichen Werkstoffen präsentiert. Paneele, Stützköpfe und weitere Systembauteile lassen sich je nach Anforderung und im Sinne der Wirtschaftlichkeit in verschiedenen Kombinationen verwenden oder auch zu ­Deckentischen zusammensetzen. Vorteile bringen dabei die hand­liche Aluminium- oder Polymer-Paneele, die für kraftsparendes Arbeiten sorgen. Der Stützkopf bzw. Absenkkopf ist auch in Rand­bereichen und bei Richtungswechseln einsetzbar, zudem reduziert das bewährte Prinzip des Frühausschalens die Vorhaltemenge. „Durch den Einsatz von RFID-Technologie sind die Aluminium-­Paneele bestens für die Zukunft gerüstet“, ist sich Peri-Managing-Director Christian Sorko sicher. 

Schwerpunkt Infrastruktur

Ein umfassendes Paket an neuen und optimierten Produkten hat Hünnebeck geschnürt. Der Schalungs- und Gerüsthersteller blickt gerade auf ein Rekordjahr zurück, hat dabei aber ebenfalls mit ­Materialengpässen zu kämpfen. 2019 wird man bei den Aufträgen deshalb selektiver vorgehen. „Selektiert wird künftig vor allem danach, welche Projekte am besten zu unseren Produkten passen“, sagt Österreich-Geschäftsführer Gerald Schönthaler. Neu in Sachen Produktsortiment ist etwa der Hünnebeck-Safescreen, mit dem Arbeitsebenen komplett eingehaust werden können und der die Baustellenmitarbeiter vor Absturz, Wetter und herabfallenden Teilen schützt. 
Der Schwerpunkt des Messeauftritts lag allerdings auf Schalungslösungen für den Neubau von Infrastrukturbauwerken sowie Höhenzugangslösungen für deren Sanierung. So wurde das Hünnebeck-Infra-Kit-System um neue Komponenten für den Brückenbau erweitert. Der modulare Aufbau dieses Baukastensystems soll eine hohe Flexibilität bei hohen Montagezeiten ermöglichen. Eine neue Höhenzugangslösung wurde mit dem QuikDeck-System präsentiert, das insbesondere für Brückensanierungen prädestiniert ist. „Ein erstes Projekt in Rumänien hat gezeigt, dass durch den Einsatz der abgehängten QuikDeck-Plattformen anstelle der Unterstützung durch ein klassisches Raumgerüst Montage- und Standzeiten deutlich reduziert werden. Das senkt natürlich die Kosten von Sanierungsmaßnahmen und beschleunigt sie“, erklärt Schönthaler. Denn während die Instandhaltungsmaßnahmen mit QuikDeck auf einer durchgängigen Arbeitsplattform durchgeführt werden können, können gleichzeitig Aktivitäten unterhalb der Plattform ungehindert fortgesetzt werden. Die wenigen, zerleg­baren Komponenten sorgen für schnelle Montage und Demontage auch in großen Höhen und in schwer zugänglichen Bereichen.

Hohe Anforderungen

Zur hohen Innovationsdichte auf der Bauma hat auch Meva beigetragen. „Unsere Mitarbeiter sind auf den Baustellen weltweit vor Ort, sodass wir die aktuellen Herausforderungen aus der Praxis kennen und verstehen. Dieses Fachwissen lassen wir bei der Entwicklung unserer neuen Technologien einfließen“, sagt Erwin Platzer. Neuerungen sind etwa die leichte und ergonomische Deckenschalung MevaDec oder die StarTec XT mit eigens entwickelter Kombi-Ankerstelle, die drei Ankermethoden in einem System vereint. „Dank dieser fallen Montagezeiten für zusätzliche Teile und Zubehör weg, und ein einfaches Handling ist garantiert.“ Mit der neuen Schalungssystem-Generationen AluFix und EcoAs habe man sich ebenfalls auf die Anforderungen der Kunden aus aller Welt eingestellt. Beide Handschalungen sind kranunabhängig, in unterschiedlichen Elementhöhen erhältlich und für eine voll-
flächige Frisch­betondruckaufnahme von 50 kN/m² zulässig. 

Digitale Dienstleistungen

Doch nicht nur in Sachen Produktinnovationen, sondern auch im Bereich der Digitalisierung und smarter Anwendungen hat sich bei den Schalungsherstellern seit der letzten Bauma 2016 einiges getan. So hat Meva mit Meva me Produkte, Dienstleistungen, digitale Tools und Social Media des Unternehmens in einer App gebündelt und erstmals präsentiert. Mit der App lassen sich Schalungs­details in 3D oder Augmented Reality neu entdecken und Schalung in einer anderen Dimension erleben. „Kürzlich sind wir auch ein Joint Venture mit der Firma Build Informed eingegangen“, berichtet ­Platzer. Das Innsbrucker Unternehmen bietet neben BIM-Beratung und Schulungen auch die gesamte Wertschöpfungskette der digitalen Bestandsaufnahme an. „Unser Ziel ist es, damit den Dienstleistungsbereich in Sachen Digitalisierung für unsere Kunden weiter auszubauen.“ Und auch anwendungstechnisch geht man bei Meva mit BIM erste Schritte. „Mit einem ersten Pilotprojekt in der Schweiz, der ersten papierlosen Baustelle, haben wir sehr gute Erfahrungen hinsichtlich Fehlervermeidung gemacht. Wir planen deshalb weitere solcher Projekte, auch in Österreich“, erzählt Platzer.
Auf Dienstleistungen im Onlinebereich setzt man auch bei ­Hünnebeck. Bereits vor einigen Jahren hat man das Onlinekundenportal MyHünnebeck lanciert, innerhalb dessen die Kunden wie auch bei mydoka und myperi Zugriff auf umfassende Produkt- und Artikelinformationen und einen Überblick über die aktuellen Baustellen erhalten. „Das kommt bei den Kunden nach wie vor sehr gut an“, so Schönthaler. In Sachen BIM sei man derzeit noch sehr stark am Beobachten. „Zwar laufen sehr viele Prozesse im Hintergrund ab, die genaue Richtung wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht festlegen.“

Digitale Offensive

Offensiver in Sachen smarter Anwendungen geht man bei Doka vor. So feierte etwa DokaXact im München Weltpremiere. Das sensorbasierte System unterstützt den Vermesser und die Baustellenmannschaft beim schnellen und genauen Einrichten der Wandschalung von Selbstklettersystemen. Dabei kommt eine Messsensorik zur Anwendung, die an definierten Punkten der Schalung angebracht wird und drahtlos mit einer zentralen Recheneinheit kommuniziert. Die Schalung kann dann mithilfe der DokaXact-App, welche die Baustellenmannschaft im Positionierungsprozess schrittweise instruiert, millimetergenau für den nächsten Betonierabschnitt eingerichtet werden. Über eine Cloud können Daten über die Lage und den Positionierungsfortschritt dann ortsunabhängig und transparent eingesehen und weiterverwendet werden.
Zu einer signifikant geringeren Fehlerquote, weniger Verzögerungen und höherer Sicherheit soll der Assembly Buddy beitragen. Schritt für Schritt demonstriert er virtuell mittels eines dynamischen 3D-Modells die korrekte Aufbauabfolge von Doka-Schalungen inklusive aller Verbindungsteile und sicherheitsrelevanten Einrichtungen. Sein Pendant, der Verification Buddy, ermöglicht auf Basis intelligenter Objekterkennung eine automatische Über­prüfung des Montagezustands.
Neu im Produktportfolio ist auch der Remote Constructor, eine Softwarelösung für die Kollaboration in Echtzeit auf der Baustelle. Mittels intelligenter Videotelefonie ermöglicht das System ortsunabhängigen Live-Support zwischen dem Kunden und einem Doka-Experten. Die Möglichkeit, Markierungen zu setzen und somit einzelne Bildabschnitte und Details hervorzuheben, vereinfacht die Kommunikation bei komplexeren Problemstellungen. Einsetzbar ist es sowohl mit einem Smartphone oder Tablet, aber auch frei­händig via Head-mounted Tablet.

Die nächsten Schritte

Peri zeigte sowohl bewährte Apps, die einem Facelift unterzogen wurden, als auch Neuentwicklungen, die dem Kunden einen Mehrwert in der Bauausführung bieten sollen. Ein Beispiel dafür ist der neue Duo Planner. Mit dem webbasierten Planungstool können Anwender einfache Grundrisse mit dem Verbundschalungssystem Duo planen, takten und einschalen. Die App bietet zahlreiche Möglichkeiten, automatisierte Schalungslösungen zu erhalten – und die Ergebnisse direkt in Form einer PDF-Datei zu dokumentieren und entsprechend weiterzuverarbeiten. 
Ebenfalls auf der Bauma war die Peri-Extended-Experience-App für die mobile 3D-Visualisierung von Bauprojekten zu sehen. Dieses Tool ermöglicht die Darstellung von 3D-Modellen in den drei Darstellungsarten Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) sowie Mixed Reality (MR) auf dem Display von Mobilgeräten. 
Das Onlineportal myperi ist seit seiner Einführung 2013 stetig gewachsen. Auf der Messe zeigte man nun die aktuelle Version, die nun auch Inhalte wie beispielsweise Trainingsvideos oder die direkte Navigation zu den Peri-Apps bietet. Und auch beim Thema BIM wird man die nächsten Schritte gehen. „Erste internationale Referenzprojekte waren sehr erfolgreich und beweisen, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind“, sagt Christian Sorko. Bereits jetzt und auch künftig seien neben der 3D-Planung und Visualisierung die Planungskoordination, die automatisierte ­Kollisionsprüfung, Sicherheitschecklisten sowie QR-Codes für die Objektnavigation thematische Schwerpunkte. „Und auch die ­Verfügbarkeit relevanter Daten mittels Tablet-Lösungen für den Alltag auf der Baustelle werden uns in der nahen Zukunft wesentlich beschäftigen.“­

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